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Im Auftrag der Liebe

Im Auftrag der Liebe

Titel: Im Auftrag der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Webber
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Menge erreichte, und schaltete den Motor aus. Holliday sprang zu Boden und wollte mir die Hand reichen. »Ich glaube, ich bleibe lieber hier sitzen«, lehnte ich ab. »Meine Füße …«
    Sie waren zerkratzt, blutig und fast taub vor Kälte.
    »Warten Sie hier«, wies er mich an. »Ich suche mal nach einer Decke und sehe, ob ich Ihre Schuhe finde.«
    »Aye, aye.«
    Sobald er im Gedränge verschwunden war, startete ich augenblicklich das Quad, umrundete die Menschenmenge und machte mich auf den Weg zur Kommandozentrale. Während der Jubel der feiernden Menschen immer leiser wurde, gab ich richtig Gas und raste voran, so schnell ich konnte.
    Der Bereich rund um den Haupteingang war völlig verwaist. Ich fuhr direkt zu meinem Auto, parkte das Geländefahrzeug und sprang zu Boden. Meine Füße brannten höllisch.
    Im Inneren des Wagens zog ich mir die Mütze vom Kopf und stellte die Heizung auf höchster Stufe an. Ich fuhr direkt nach Hause. Ich war völlig durchgefroren, meine Füße waren voller Schnitte und Abschürfungen, und ich hatte furchtbare Angst, dass man entdecken würde, wer ich war. Und dennoch – ich konnte nicht aufhören zu lächeln.
    Als ich die Haustür öffnete, stand Grendel vor mir und maunzte mich an, weil ich so spät heimkam.
    Ich lauschte, ob ich wohl das Quietschen von Odysseus’ Laufrad hören würde, aber es war ganz still. Nur Grendel fuhr mit seiner Standpauke fort. Ich streifte den Trenchcoat ab und versuchte, meinen Kater zu beruhigen, während ich vorsichtig zur Küche humpelte und dort das Licht einschaltete.
    Auf meinem Küchentresen stand eine leere Flasche Wein. Offensichtlich war Dovie hier gewesen, sie schmiedete vermutlich schon wieder neue Verkupplungspläne und hatte hier auf der Lauer gelegen. Ich spülte die Flasche aus und stellte sie zum Altglas.
    Dann machte ich Schränke auf und zu, bis ich endlich etwas zu essen fand, auf das ich Appetit hatte (einen Twinkie), und schüttete etwas Trockenfutter in Grendels Schälchen. Was er ignorierte, obwohl er mit Sicherheit Hunger haben musste.
    »Wie du willst!«, sagte ich zu ihm.
    »Meine Güte, geht es vielleicht noch lauter?«, ertönte eine Frauenstimme aus meinem Schlafzimmer.
    Ich ließ meinen Twinkie fallen.
    Grendel stürzte sich darauf.
    »Em?«, rief ich fragend.
    Tatsächlich tapste Em aus meinem Schlafzimmer. Sie trug einen meiner Schlafanzüge und hatte ihre roten Haare nachlässig zu zwei Rattenschwänzchen zusammengebunden. Sie schwankte ein wenig und hielt sich am Küchentresen fest.
    Sie sah aus wie Pippi Langstrumpf im Vollrausch und lallte: »Machst du immer so einen Lärm?«
    Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Es war alles in Ordnung mit ihr. Niemand hatte sie umgebracht und in den Charles River geworfen – ein Szenario, das sich meine allzu blühende Fantasie nach Marisols zweitem Anruf bereits ausgemalt hatte.
    »Was, zum Teufel, ist denn los?«, fragte ich. »Wir haben uns zu Tode geängstigt. Und seit wann trinkst du Alkohol? Ich dachte, nach dem letzten Mal hättest du damit aufgehört? Erinnerst du dich denn gar nicht mehr an die Robben-Ausstellung im Aquarium?«
    »Ich hab mir gedacht, dass ich hier sicher bin.« Sie ließ sich auf einen Hocker sinken, rutschte aber ab und konnte sich gerade noch fangen, sonst wäre sie auf Grendel gefallen, der den Twinkie unter den Esstisch zerrte.
    »Sicher vor wem?«
    »Vor mir selbst«, murmelte sie.
    Eine äußerst viel sagende Äußerung. Heute Abend würde ich den Gründen für ihr Besäufnis wohl nicht mehr auf die Spur kommen, also ließ ich ihr die Bemerkung einfach durchgehen.
    »Wie bist du überhaupt hierhergekommen? Ich hab draußen gar kein Auto gesehen.«
    »Taxi. Miez, Miez, Miez!«
    Grendel machte einen großen Bogen um sie.
    Ich brauchte nicht zu fragen, wie sie reingekommen war – sie hatte einen Schlüssel. Jede von uns hatte einen Schlüssel für die Wohnung der anderen.
    Ich griff zum schnurlosen Telefon an der Wand und rief Marisol an. Sie ging beim ersten Klingeln ran, als hätte sie mit dem Hörer unterm Kopfkissen geschlafen.
    »Sie ist hier«, erklärte ich. »Sturzbetrunken, aber unversehrt.«
    »Ich bring sie um«, knurrte Marisol. »Gib sie mir!«
    Ich reichte das Telefon an Em weiter, die sich erfolglos dagegen wehrte. »Hi, Marisol«, nuschelte sie schließlich in den Hörer.
    Ich konnte Marisols Stimme hören, die Worte aber nicht verstehen. Ihr südliches Temperament war nur schwer zu bändigen.
    Nach einer Minute

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