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Im Auftrag der Liebe

Im Auftrag der Liebe

Titel: Im Auftrag der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Webber
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freundlicher Raum, in dem man sich sofort willkommen fühlte. Die Möbel, die Bilder, die Fotos – das alles war so ganz anders als die paar Habseligkeiten von Rachel. Der Vergleich war deprimierend.
    »Wie niedlich«, bemerkte ich mit einem Blick auf die Babyfotos. »Wie alt?«
    »Zwei und drei. Sie sind gerade mit ihrem Vater auf dem Spielplatz«, fügte sie hinzu. Sie drehte an ihrem Ehering und sah auf die Couch. »Setzen Sie sich doch.«
    Ich war noch immer auf der Hut, ließ mich aber ebenso wie Sean auf dem Sofa nieder, das dem Fenster gegenüberstand. »Rachel gilt schon seit Jahren als vermisst. Und jetzt wurde vor ein paar Tagen ihre Leiche gefunden. Sie wurde ermordet und im Great Esker Park verscharrt.«
    Elenas Hand fuhr zum Mund, um ein Keuchen zu überdecken. Sie sank auf das andere Sofa und starrte uns an. In ihren Augenwinkeln glitzerten Tränen. »Und warum sind Sie dann hier? Sie glauben wahrscheinlich, ich hätte das getan.«
    »Interessant, dass Sie direkt zu diesem Schluss kommen«, bemerkte Sean.
    »Das war nicht schwer zu erraten, Mr Donahue. In meiner Jugend war ich ja nicht gerade eine Stütze der Gesellschaft. Und als ich Rachel zum letzten Mal gesehen habe, hatten wir einen furchtbaren Streit – seit dem Tag sind fast sechs Jahre vergangen. Es ist eine logische Schlussfolgerung. Wenn Sie mich hier aufgespürt haben, muss irgendjemand Ihnen von mir erzählt haben. Vielleicht sogar von unserer Auseinandersetzung. Es gab ja jede Menge Zeugen.«
    »Haben Sie sie umgebracht?«, schleuderte Sean ihr entgegen.
    Sie riss die Augen auf und schüttelte den Kopf.
    Ich versuchte es auf anderem Wege. »Inzwischen sind Sie Sozialarbeiterin?«
    Sie lächelte traurig. »Das wirkt hingegen überhaupt nicht logisch, was?«
    Ich nickte.
    »Als ich an jenem Tag bei Rachel auszog, war mir klar, dass ich mich ändern musste, weil sie wirklich Recht hatte.«
    »Womit?«, fragte ich.
    »Damit, dass ich nichts taugte.«
    Harte Worte, dachte ich.
    »Und das stimmte ja auch. Ich beschloss in genau diesem Moment, dass es an der Zeit war, mich zu ändern. Ich bin nach Providence gezogen und habe wieder studiert. Kurz danach habe ich Mark kennen gelernt, meinen Mann. Ich habe seitdem nie wieder zurückgeblickt.«
    »Wollten Sie Rachel denn nie zeigen, was Sie aus sich gemacht haben?«, fragte ich und entspannte mich ein wenig. An Elena Hart war überhaupt nichts Bedrohliches. Hatte sie sich wirklich so verändert? »Sie haben nie versucht, zu ihr Kontakt aufzunehmen? Sie war seit der Kindheit Ihre beste Freundin, Sie sind durch dick und dünn gegangen. Haben Sie nicht geglaubt, dass sie sich für Sie freuen würde?«
    Sie lehnte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Knien ab. »Es ist mir ein- oder zweimal in den Sinn gekommen, aber ich habe mich dagegen entschieden. Durch die Veränderungen in meinem Leben habe ich es weit gebracht. Ich arbeite halbtags in einer wohltätigen Adoptionsagentur; ich habe die Kinder und meinen Mann. Ich nutze jede Gelegenheit, mich hier in der Gemeinde nützlich zu machen. Ich habe mir gedacht, wenn ich jetzt zurückgehe, und Rachel steht besser da als ich, dann würde ich mich vielleicht unterlegen fühlen, das Gefühl haben, dass ich ihren Ansprüchen nie gerecht werden kann, und mich womöglich wieder wie der wertlose Mensch fühlen, der ich früher mal war.«
    »Rachel war doch auch nicht perfekt, sie hatte sogar ein Vorstrafenregister. Immerhin war sie bei Ihren kriminellen Aktivitäten Ihre Komplizin.«
    Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Na, das habe ich wohl verdient. Rachel war eine Mitläuferin, Mr Donahue. Sie war so darauf erpicht, mich zu ändern, dass sie mitmachte, was auch immer ich anleierte, nur um sicherzugehen, dass ich nicht in allzu große Schwierigkeiten geraten würde. Und das ging eben manchmal nach hinten los.«
    Mein Knie berührte das von Sean, und ein Kribbeln überkam mich siedend heiß, ein Gefühl, das meine Wirbelsäule entlangkroch.
    »Wir versuchen, so viele Informationen wie möglich zusammenzutragen, um sie der Polizei zur Verfügung zu stellen«, erklärte ich. »Michael Lafferty ist in diesem Fall der Hauptverdächtige.«
    »Michael? Wieso das denn?«
    »Das Motiv erscheint noch ein wenig unklar«, antwortete ich, ohne mein Bein von der Stelle zu rühren. Ich mochte das Gefühl.
    Ich erwähnte nicht, dass ich die Leiche gefunden hatte, was eben dazu geführt hatte, dass man Michael verdächtigte. Daran wollte ich lieber nicht mehr

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