Im Auftrag der Lust
anmerken. Stattdessen führte er sie zurück in den kleineren Hof, in dem sich ein Aufgang befand, der in das Innere des Hauses führte. Sie kamen in einer Eingangshalle heraus, die mit leicht verblassten und doch wunderschönen Landschaftsmotiven bemalt war. An jeder Wand konnte Sara Weinranken erkennen und Winzer, die sie pflegten, Trauben ernteten und Wein kelterten. Der Boden war mit ebenso bunt bemalten Fliesen ausgelegt, und sie gaben ein hohes klickendes Geräusch von sich, als Sara mit ihren Pumps darüberlief, um Armand zu folgen. Er führte sie einen Gang entlang und blieb schließlich vor einer Holztür stehen.
»Das hier sind Ihre Räumlichkeiten«, erklärte er, während er ihre Koffer abstellte und die Tür öffnete. Sara musste unwillkürlich lächeln – auch dieses Zimmer versprühte den rustikal-schlichten Stil, den sie schon vor dem Haus bemerkt hatte. Ihr Zimmer war geräumig, aber nicht riesig. Viele Möbel waren nicht darin: ein Holzschrank mit kunstvollen Schnitzereien, ein kleiner Sekretär aus ebenso dunklem Holz mit einem Stuhl und eine kleine Kommode, passend zu beiden Möbelstücken. Das größte Stück war jedoch das Himmelbett – es nahm fast die Hälfte des Zimmers ein und bestand aus dem gleichen Holz, aus dem auch das übrige Mobiliar gefertigt worden war. Darauf abgestimmt, hatte man die Vorhänge des Bettes aus rotem Damast gefertigt, der schwer von den gedrechselten Bettpfosten hing.
Armand stellte ihre Koffer vor dem Schrank ab. »Dort vorn finden Sie Ihr Bad«, sagte er und deutete auf eine Tür, die sich nahezu neben dem Fenster versteckte. »Sie sollten alles vorfinden, was Sie benötigen, um sich für den Ball frisch zu machen. Falls nicht, rufen Sie bitte nach mir. Meine Nummer ist im Kurzwahlspeicher unter der Fünf aktiviert.« Er deutete auf ein Nachtschränkchen, das Saras Aufmerksamkeit entgangen war. Darauf befand sich ein schnurloses Telefon, schwarz und klein.
»Was für einen Ball meinen Sie?«, wollte sie wissen.
Er hob die Augenbrauen und senkte dann rasch wieder den Blick. »Wie unangenehm, ich habe vergessen, Sie zu informieren.« Er schüttelte über sein Verhalten den Kopf. »Mr McLaughlin möchte Sie gebührend willkommen heißen und hat aus dem Grund ein kleines Fest zu Ihren Ehren organisiert. Ich hoffe, Sie haben entsprechende Garderobe dabei?«
Sara nickte abwesend.
»Gut, dann werde ich Sie nicht länger behelligen. Ich hole Sie um acht Uhr ab.« Er neigte leicht den Kopf und verließ das Zimmer.
Sara ließ sich auf das große Bett fallen und verschwand fast zwischen den roten Bezügen. Der Stoff war weich, einfache Baumwolle, aber sehr fein verarbeitet. Ein unaufdringlicher Duft ging davon aus, Sara sog ihn tief ein und merkte, wie etwas in ihr sich zusammenzog. Sie kannte diesen Duft, es war … sie fuhr zurück. An der Bettwäsche haftete ein Hauch von Jareds Aftershave. Hatte er hier geschlafen?
Diese plötzliche Begegnung mit ihrem Exmann, der sich nicht einmal im Raum befand, irritierte sie, und schnell stand sie auf. Ihr Weg führte sie ins Badezimmer, das sich als erstaunlich groß erwies. Die Einrichtung war hell und freundlich – Wände und Boden waren mit winzigen Mosaiksteinen in Grün und Ocker ausgelegt. Eine freistehende Badewanne mit Antik anmutenden Armaturen und Tatzen stand mitten im Raum. Direkt dahinter war eine große Duschkabine zu sehen, deren Wände aus Glas waren. Anders als bei anderen Duschen befanden sich hier sechs Düsen an den Wänden.
Sara zog sich wieder zurück und ging ihre Koffer auspacken. Sie hatte zugestimmt, eine Woche hier mit ihrem ehemaligen Liebhaber zu verbringen, und wie es aussah, wollte der dafür sorgen, dass sie sich wohl fühlte. Weshalb, das würde sie noch herausfinden.
Alan goss etwas Wasser in seine Hand und wischte sich damit über das Gesicht. Die Nachmittagssonne war endlich verschwunden, aber er hatte noch immer das Gefühl, in einem Backofen zu sitzen. Das Taxi, in dem er saß, hatte keine Klimaanlage, und der Fahrer schien es ihm persönlich übelzunehmen, dass er wegen Alan mitten in die französische Einöde fahren musste.
Das Wasser auf seinem Gesicht verdunstete binnen weniger Minuten. Alan biss die Zähne zusammen und musste ein Knurren unterdrücken. Schließlich hielt das Taxi auf der offenen Straße, hinter einigen Büschen sah Alan den Giebel eines Hauses aufragen. Der Taxifahrer drehte sich zu ihm um und sagte mürrisch etwas auf Französisch, was Alan nicht verstand.
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