Im Auftrag der Lust
Sara sah den Regentropfen zu, die über die Fensterscheiben liefen. Jareds Penthouse hatte viele Fenster, wo immer man sich auch in seinem Zuhause aufhielt, von überall her hatte man einen wunderbaren Blick auf New York. Selbst, wenn es regnete, so wie jetzt.
»Wirf deine Sachen einfach in den Wäschekorb. Wir besorgen dir morgen neue«, ertönte Jareds Stimme aus dem Schlafzimmer, während er seine Sachen auspackte.
Sara sah auf den Koffer, der neben ihr stand, und runzelte die Stirn. »Warum das denn?«, fragte sie und ging ins Schlafzimmer.
Jared hatte sich bis auf die Hose seines anthrazitfarbenen Anzugs ausgezogen und löste gerade seine Rolex. Er sah nicht auf, als Sara eintrat. »Warum nicht?«, antwortete er mit einer Gegenfrage. »Dann brauchst du nicht immer hin- und herzufahren.«
»Ich muss nicht hin- und herfahren – meine Sachen sind in meiner Wohnung gut aufgehoben.«
Nun sah Jared doch auf. »Ich dachte, du bleibst die ersten Tage erst einmal bei mir.«
»Nein.« Sara schüttelte den Kopf. »Ich wollte dich hierher begleiten und dann weiterfahren.«
Er wandte den Blick ab und ihr den Rücken zu. »Verstehe«, meinte er leise.
Schlechtes Gewissen breitete sich in ihrer Magengrube aus. Sie trat auf ihn zu und legte die Wange an seinen nackten Rücken. »Entschuldige, ich wusste nicht, dass es für dich so unklar war, dass ich es langsam angehen möchte. Es wäre nicht gut, wenn wir gleich wieder so eng zusammenleben.«
Jared drehte sich um, und für den Bruchteil einer Sekunde blitzte etwas in seinen Augen auf, was Sara schaudern ließ. Es verschwand mindestens ebenso schnell wieder, und sie fragte sich, ob sie es sich nicht nur eingebildet hatte. »Du hast recht, wir hätten über solche Dinge reden sollen. Was willst du jetzt tun?«, wollte er wissen.
»Ehrlich gesagt, möchte ich nach Hause und mich etwas ausruhen. In der Agentur ist viel liegen geblieben, das heißt, ich muss morgen fit sein, um das alles bewältigen zu können.«
Jared nickte. »Dann lass uns morgen Abend gemeinsam essen gehen.«
Sara lag eine Absage auf der Zunge, aber sie hatte ihn gerade schon einmal vor den Kopf gestoßen. Das konnte sie nicht noch mal tun. Daher nickte sie, auch wenn sie jetzt schon wusste, dass sie auf ein gemeinsames Abendessen keine Lust haben würde. Nach einem anstrengenden Tag wollte sie duschen, etwas essen und dann schlafen gehen. Außerdem saß ihr der Jetlag in den Knochen. Sie schob diese Überlegungen beiseite.
»Hast du … denkst du noch an unseren Deal?«, hakte sie unsicher nach. Das Thema war ihr unangenehm, vor allem, da diese eigentlich als Geschäft gedachte Zeit zu so viel mehr geführt hatte.
Jared fuhr sich durch die Haare. »Ah ja, das Geld. Es dauert noch etwas, bis ich dir die Million zur Verfügung stellen kann. Das verstehst du sicherlich.«
Sara zuckte zusammen. »Ich dachte, du hättest das Geld schon?«
Er lachte, als hätte sie etwas furchtbar Dummes gesagt. »Aber Schneewittchen, so viel Geld habe ich nicht in der Hinterhand. Du kannst deinen Schuldner sicher noch ein bisschen vertrösten«, meinte er väterlich und strich ihr über die Wange.
Sara drehte den Kopf zur Seite, seine Berührung war ihr in diesem Moment unangenehm. »Jared, es geht um meine Existenz. Und wir hatten eine klare Abmachung.«
Er verdrehte deutlich genervt die Augen. »Es ist doch nichts weiter als ein kleiner Escort Service, du solltest dein Herz nicht so sehr daran hängen.«
»Wie bitte?!« In Sara begann es zu brodeln. »Das ist alles, was ich mir allein aufgebaut habe, Jared«, wurde sie lauter. »Und nicht irgendein Escort Service. Ich stehe kurz vor dem Aus – das war der einzige Grund, warum ich mich auf diese Woche mit dir eingelassen habe.«
»Also geht es hier lediglich um mein Geld?«, fragte er kühl.
Sara stutzte. Sie fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht und seufzte. »Nein. Nein, natürlich nicht. Verzeih mir, ich wollte dich nicht so unter Druck setzen.«
Er fasste in ihr Haar und streichelte ihr den Nacken. »Schon in Ordnung«, antwortete er versöhnlich und küsste sie auf die Stirn. »Wir sind beide müde und erschöpft. Fahr nach Hause, ruh dich aus. Wir reden morgen, ja?«
Sara nickte müde und verließ Jareds Wohnung mitsamt ihrem Gepäck.
Um sechs Uhr klingelte der Wecker, und Sara hatte nicht übel Lust, ihn einfach gegen die Wand zu werfen. Sie wollte die Welt da draußen nicht sehen. Ihr war danach, einfach die Decke über den Kopf zu
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