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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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Brandgeruch ausbreitete. Seine Augen tränten.
    Irgendwo da draußen waren die Diplomaten und umkreisten das Gebiet. Er spürte ihre Gegenwart als schwaches Kitzeln an seiner Pulsdrüse. Es war ein Jucken, das nicht weggekratzt werden konnte. So war es schon, seit die Sonne unterging und er festgestellt hatte, dass er den Wildholzsaft im Haus zurückgelassen hatte. Inzwischen war das Jucken stärker geworden.
    Worauf warten sie? , wunderte sich Ché.
    »Die Feuer kommen näher«, verkündete er. Löckchen nickte. Sie sah ihm nicht in die Augen, sondern auf die Hände. Sie saßen einander gegenüber; er spielte mit ihren Fingern und sie mit seinen.
    Er sah sie mit großer Zuneigung an. An diesem Mädchen war etwas Verwundbares, trotz ihrer Gewandtheit und Entschlossenheit.
    »Wir sollten uns auf den Weg machen«, sagte er und drückte ihre Hand.
    Endlich sah sie ihn an. Er bemerkte, dass sie sich für das, was vor ihnen lag, stählte – für den Marsch durch die Straßen in Richtung Sicherheit. Ché half ihr auf die Beine, und sie hielt sich die Hand vor den Mund und hustete. Der Rauch wurde immer dichter.
    Nun schauten sie beide verwundert nach draußen. Nördlich von ihnen, nur wenige Straßen entfernt, stand eine ganze Häuserzeile in Flammen. Eine Feuerwand erhob sich dort, stieg immer höher, nährte sich von Wänden und Möbeln und fraß sich durch die Gebäude auf ihre Position zu. Auch links und rechts brannten die Straßen. Er und Löckchen schienen im Auge eines Infernos zu stehen.
    »Das begreife ich nicht«, sagte Löckchen und drehte den Kopf von einer Seite zur anderen.
    Ché kletterte durch das Loch und lief auf Händen und Füßen über das Dach. Er hustete und bedeckte sich den Mund, während er nach Süden schaute. In seinen Augen spiegelten sich die Flammen wider.
    »Wasser«, rief er zu Löckchen herunter. »Wir müssen uns zum nächsten Wasser durchschlagen!«
    *
    Er erkannte, dass es nicht weit war. Als sie um eine Ecke bogen, sah er es durch den Rauch hindurch.
    »Hier entlang«, sagte Ché durch das Tuch, das er sich um das Gesicht gewickelt hatte, und lief auf die Mauern des Bades zu, während er andauernd nach rechts und links schaute. Er wusste, dass Löckchen ihm folgte.
    Sie rannten über einen Platz mit langen Bänken und Tischen und an hölzernen Stangen vorbei, von denen Papierlaternen herabhingen, die im Feuerschein der brennenden Gebäude hinter ihnen leuchteten. Ihre Stiefel klapperten laut über die Planken. Vor ihnen erhob sich das öffentliche Bad vor den Flammen, die dahinter wüteten. Die Wände waren rund, und Dampf stieg auf, als ob auch dieses Gebäude brennen würde.
    Ché bemerkte Bewegungen auf der Straße zwischen den Flammenvorhängen, die die sterbenden Häuser umhüllten.
    »He!«, schimpfte Löckchen, als er sie packte und hinter einem der Tische auf den Boden zwang.
    Er ließ sie wieder los, damit er über den Tisch schauen konnte. Nichts. Nichts zu sehen von der Gestalt, die er vorhin wahrgenommen hatte. Ché bemerkte, dass die Rauschschwaden und Funken näher kamen, aber er versuchte, sich davon nicht erschrecken zu lassen.
    »Komm weiter«, sagte er, sprang auf und rannte los. Nun hielt er die Pistole in der Hand.
    Von links ertönte plötzlich ein lauter Knall. Eine der Laternen verschwand vor seinen Augen.
    Fluchend rannte Ché weiter und versuchte gleichzeitig, die Quelle des Knalls zu finden. Wieder wurde geschossen, und ein Tisch, an dem sie gerade vorbeikamen, flog in die Luft. Ché taumelte nach rechts, hielt sich von dem Platz fern und brach durch einen Rauchvorhang. Nun ragte der hintere Teil des Badehauses vor ihnen auf; davor stießen gedrungene Hütten Dampf aus.
    »Ich glaube, jemand schießt auf uns!«, rief Löckchen aus, als er sie durch die Tür in die stickige Dunkelheit einer der Hütten führte. Er warf die dünne Tür hinter ihnen zu, und ein Loch von der Größe einer Faust erschien plötzlich in der Wand neben ihren Köpfen.
    Sofort warf sich Ché zu Boden. »Runter mit deinem Kopf!«, schrie er und zerrte Löckchen nach unten. Im nächsten Augenblick explodierte die Hütte mit der Gewalt eines Sturms. Holzsplitter flogen durch die Finsternis, als Teile der Wände in sich zusammenfielen.
    » Mach doch etwas! «, kreischte sie ihn an, während sie zusammengekauert auf dem Boden lag.
    »Mach ich doch!«, brüllte er unter der Deckung seiner Arme zurück.
    Er spürte, wie sich herumfliegende Holzsplitter in seine Haut bohrten. Sein Körper

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