Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
Vom Netzwerk:
bestgehütete Geheimnis im ganzen Reich zu sein. Wir wissen nur das, was wir mit eigenen Augen sehen können. Die Invasionsflotte liegt noch im Hafen von Q’os vor Anker. Die Kriegsschiffe, die den Hafen bereits verlassen haben, wurden von unseren Luftspähern gesichtet. Es kann keinen Zweifel mehr geben. Sie befinden sich auf der Fahrt zu den westlichen Freien Häfen. Heute Morgen kam ein Bericht über eine mögliche zweite Flotte herein, die sich aus Nordost nähert.«
    »Umpf.«
    »Das war auch meine erste Reaktion.«
    Der General setzte seinen Becher auf der Reling ab, die er noch immer mit der anderen Hand gepackt hielt.
    »Wir brauchen Verstärkung durch die Liga, Coya. Ich erkenne eine Finte, wenn ich eine sehe. Wenn die Invasionsflotte in Khos landet, müssen unsere Küstenforts vollständig bemannt sein. Im Augenblick könnten sie kaum einem starken Wind Widerstand bieten.«
    »Euer Liga-Abgesandter ist anderer Meinung. Das wisst Ihr doch, oder? Er versichert uns, Ihr habt gegenwärtig genug Männer.«
    » Pah! Was erwartet Ihr von Chaskari? Er ist ein Michinè. Ihr wisst doch, wie sehr diese Adligen eine Veränderung des gegenwärtigen Zustandes fürchten. Seht Euch doch nur an, wie sie mir die Hände binden und uns dazu zwingen, uns hinter den Schild zu ducken in der Hoffnung, dass die Vierte Armee einfach verschwindet. Genauso ist es bei allen Freiwilligen, die uns die Liga in den letzten Jahren geschickt hat. Die Soldaten leben in unserem Volk. Das Volk sieht, wie sie sind, wenn sie keine Vorgesetzten haben, denen sie sich beugen müssen. Sie erinnern jedermann in Khos daran, dass sie Mitglieder der Liga und der Demokras gleichgestellt sind. Sie machen immer wieder deutlich, dass die Michinè nur auf ihre Einladung da sind und ihnen die Verantwortung der Führerschaft, aber nicht der Herrschaft übertragen wurde. Daher sollte es Euch nicht verwundern, dass der khosische Rat meine Bitte um weitere Freiwillige nicht befolgt. Und deswegen bitte ich Euch persönlich um den Gefallen, sie trotzdem zu schicken.«
    »Aber Marsalas, was kann ich tun? Mir sind durch die Verfassung die Hände gebunden; das wisst Ihr genau.«
    »Schickt sie trotzdem. Über die Konsequenzen sollten wir uns erst nach dem Sturm Gedanken machen.«
    »Glaubt mir, General, ich würde gern jeden Freiwilligen in Gang setzen, den wir haben. Und zwar sofort. Das würden wir alle. Khos ist unser Schutzschild, und jeder Bürger der Liga weiß das. Aber die Liga darf sich nicht in die Belange einer anderen Demokras einmischen, vor allem nicht auf die Bitte eines einzelnen Mannes, selbst wenn dieser zufällig der Protektor von Khos ist. Wir dürfen nur dann Verstärkung schicken, wenn wir von Eurem Delegierten darum gebeten werden. Es liegt an Euch, Euren Rat in diese Richtung zu lenken.«
    »Verdammt, das habe ich doch bereits versucht.«
    »Dann müsst Ihr es noch einmal versuchen.«
    Glaub warf einen finsteren Blick auf den Becher in seiner Hand. »Und was ist mit Eurem Volk? Es hat sich doch auch schon in khosische Belange eingemischt. Also kann es das wieder tun.«
    Coya runzelte die Stirn. »Das war vor meiner Zeit, Marsalas. Und wir sollten nicht über diese Dinge reden. Es tut mir leid. Es gibt nichts, was die Liga oder sonst jemand für Euch tun kann. Wir müssen abwarten.«
    Das war das Ende des Gesprächs. Glaub atmete heftig durch die Nase ein und sah Coya mit seiner ganzen Willenskraft an. Coya hielt seinem Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken, doch innerlich war er angespannt und aufgeregt. General Glaub war wie ein Pfeil in vollem Flug. Wenn man sich ihm in den Weg stellte, spürte man die ganze Wucht des Aufpralls.
    Der Protektor murmelte etwas und schloss die Hand fest um die Reling. Coya hatte Mitleid mit dem Mann, aber er hatte das Gefühl, dass sie noch immer nicht zum wahren Grund von Glaubs Besuch durchgedrungen waren.
    »Darüber hätten wir uns auch schriftlich austauschen können«, wandte er vorsichtig ein. »Ihr hättet nicht persönlich bis hierher kommen müssen.«
    »Nein.«
    Sie schwiegen, während der Wind um sie pfiff. Er muss sich erst beruhigen , beschloss Coya.
    Das Luftschiff schwenkte luvwärts, und die Welt drehte sich unter ihm, so dass Minos nach links wegtrieb und das bemerkenswerte Kobaltblau des Meeres nun den Blick erfüllte. Coya sah die Andeutung einer Inselkette weit im Osten; sie war kaum mehr als ein paar Felsenhügel, die sich nach Südosten in Richtung Salina erstreckten. Er stellte sich

Weitere Kostenlose Bücher