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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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Unabhängige Sklaven durften nur den Namen tragen, den ihre Herren für sie auswählten. Er hatte ihren Spitznamen geprägt, als ihm die Schlüssel zu dieser Wohnung überreicht worden waren und er zum ersten Mal die Sklavin gesehen hatte, die dazugehörte – diese Frau mittleren Alters mit ihren blonden, flaumigen Haaren im Gesicht und einem Paar feurig blauer Augen. Er wusste, dass sie aus einem der nördlichen Stämme kam; ihre Haarfarbe sowie die Tätowierung in blauer Tinte, die er einmal an ihrem Oberarm bemerkt hatte, hatten es ihm verraten.
    Oft dachte er, was für ein unangenehmes Leben sie führen musste. Sieben Tage in der Woche musste sie für ihn zur Verfügung stehen und hatte nur die Nächte für sich – und auch das nur dann, wenn sie nicht im Bett ihres Herrn verlangt wurde. Er konnte sich vorstellen, dass sie von ihren früheren Herren oft verlangt worden war, denn sie war sehr weiblich. Er hatte selbst mit dieser Vorstellung gespielt, bevor er sich entschieden hatte, in diesen Dingen eine größere Freiwilligkeit zu verlangen.
    Hinter Schnurri hingen die Schatten im Zimmer wie große Schleier, die im flackernden Gaslicht schwankten. Sie verbargen die Uhr, die einsam auf dem fernen Tisch tickte, sowie die Arbeitsmaterialien an der Wand und den lackierten Globus, den er so oft drehte, dass er schon wieder geölt werden musste. Sonst gab es hier nicht viel außer der Leere und den kahlen Wänden sowie den Geräuschen der Welt draußen.
    »Bleib noch ein bisschen«, hörte Ché sich zu der Frau sagen und gab ihr mit den ausgestreckten Händen ein Zeichen.
    Sie schien ihn falsch zu verstehen, denn über ihre blassen Wangen legte sich ein wenig Farbe.
    Nicht zum ersten Mal beschlich ihn der Verdacht, dass Schnurri wirklich Lippenbewegungen lesen konnte – viele Sklaven lernten es, wenn sie taub gemacht worden waren – und es aus irgendeinem ihm unbekannten Grund für sich behielt.
    »Nein, damit meinte ich nicht …« Er schüttelte den Kopf und schaute weg, dann betrachtete er das Ylang-Brett auf dem kleinen Tisch vor ihm. Er deutete darauf. »Spielst du eine Partie mit mir, wenn du kannst?«
    Sie starrte auf seine Hände und dann wieder in seine Augen. Bedauern legte sich über ihr Gesicht. Einen Augenblick lang erkannte er es deutlich und fragte sich, was bei ihr ein solches Gefühl erregen mochte. Die Frau bewegte sich nicht.
    »Wein?«, fragte er und hielt die Flasche über ein leeres Glas.
    Als er aufschaute, sah er ein vorsichtig sich näherndes Tier.
    Schnurri setzte sich in den Sessel ihm gegenüber, drückte die Schiefertafel gegen ihre Brust und faltete dann die Hände im Schoß. Er beobachtete sie, während er ihr eine großzügige Menge Wein ins Glas goss.
    Sie spielten schweigend, während Rufe und Gelächter von der Straße durch die dicken Fensterscheiben gedämpft in den Raum drangen. Sie beherrschte das Spiel tatsächlich – zumindest so sehr, dass sie zu Beginn eine wahre Herausforderung darstellte. Aber Ché machte es ihr auch leicht, denn er wollte, dass das Spiel eine Weile dauerte. Sie hielt sich daran, und bisweilen lag eine belustigte Wachsamkeit in den Blicken, die sie ihm unter ihren dichten Brauen zuwarf.
    Bei jedem Zug, den sie machte, hielt sie sich die Schiefertafel gegen die Brust, damit sie nicht störte, wenn sich Schnurri über das Spielbrett beugte. Schließlich deutete Ché auf die Tafel und fing ihren Blick ein. »Nimm das bitte ab.«
    Sie kniff die Augen zusammen und sah ihn an.
    Er wies wieder darauf und tat so, als würde er sie ihr über den Kopf ziehen.
    Sie schaute auf die Tafel hinunter und betrachtete sie eine Weile. Dann entledigte sie sich ihrer mit einer groben, hastigen Bewegung und stellte sie gegen das Tischbein.
    »Und wie wäre es mit dem Rest deiner Kleidung?«
    Er beobachtete sie so eingehend wie sie ihn. Errötete sie wieder – nur ein bisschen?
    Seine Neugier wurde immer stärker.
    Schnurri nahm einen Schluck Wein, benutzte drei ihrer Steine, um einen von ihm zu flankieren, nahm ihn mit schwieligen Fingern auf und stellte ihn zu den anderen Steinen, die sie bereits errungen hatte.
    »Ich reise morgen früh ab«, sagte er und sah sie eindringlich an. »Mit der Flotte. Wir führen Krieg gegen die Ungläubigen.« Nichts. Keine Veränderung in ihrer Miene.
    Sorglos trieb Ché seine schwarzen Steine gegen ihre versammelten weißen, die sich nun schutzsuchend in einem Geviert des Brettes zusammendrängten. Er erlaubte sich ein paar Fehler, bis

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