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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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seine Offensive zum Erliegen kam und Schnurri zum Angriff überging. Sie brauchte nicht lange für ihre Züge; es war, als würde auch sie das Spiel nicht sonderlich ernst nehmen. Sie schien eher an dem Wein interessiert zu sein.
    Er füllte ihr Glas nach und wartete, bis sie es beinahe wieder geleert hatte. Als er sie das nächste Mal ansah, verkündete er: »Ich bin von meinem Betreuer beauftragt worden, die Heilige Matriarchin zu töten.« Die Worte halten laut in der zwielichtigen Stille des Zimmers wider.
    Ihre Augen zuckten wild hin und her und beobachteten ihn. Ché spürte, wie die Luft zwischen ihnen plötzlich vor Spannung knisterte.
    »Natürlich nur, falls sie in der Schlacht türmen sollte. Oder wenn die Gefahr besteht, dass sie gefangen genommen wird. Das werden sie nicht zulassen. Sie muss entweder gewinnen oder untergehen. Dazwischen gibt es nichts.«
    Er stellte einen Spielstein ab, nahm einen anderen auf und platzierte ihn neben den ersten. Ein dritter schob sich hinter sie. »Ich frage mich vor allem, wer meine Betreuer sind. Ich frage mich, für wen ich die ganze Zeit hindurch wirklich arbeite. Offenbar sind sie so mächtig, dass sie den Tod einer Matriarchin befehlen können.«
    Schnurris Kopf schoss auf ihn zu. »Still jetzt!«, sagte sie mit schwankender Stimme und verschobener Tonlage. Ihre Hände schlossen sich um die Tischplatte.
    Einen Moment lang war Ché so verblüfft, dass er nichts sagen konnte. Er schluckte schwer.
    »Was?«, fragte er schließlich und machte eine abwehrende Handbewegung. »Glaubst du etwa, sie lauschen in den Wänden?«
    Sie hob den Blick von seinem Mund. Ihre Brust hob und senkte sich heftig; es war ein lautloses Keuchen. »Ihr bringt uns beide in Gefahr, wenn Ihr so etwas sagt. Warum sprecht Ihr mit mir über solche Dinge?« Ihr Gesicht war dem seinen so nahe, dass er ihren heißen Atem auf seiner Haut spürte.
    »Weil ich geglaubt habe, dass du mich nicht verstehst«, antwortete er langsam. »Zumindest hast du so getan, seit wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Du hast vorgegeben, dass du nicht von meinen Lippen lesen kannst.« Er bedachte sie mit einem harten und anklagenden Blick.
    »Ich schulde Euch keine Loyalität«, fuhr sie ihn mit ihrer seltsamen Stimme an. »Ich bin nicht Eure Frau, der Ihr Eure Sorgen erzählen könnt. Und ich bin auch nicht Eure Mutter.«
    Sofort verdüsterte sich Chés Stimmung. Es war, als würde eine Lampe ausgeschaltet.
    »Ich weiß sehr wohl, was du bist«, knurrte er, und sein Blick glitt unwillkürlich auf das Sklavenband um ihren Hals.
    Sie hob die Brauen. »Ach ja? Was bin ich wohl anderes als die Sklavin eines Sklaven?« Sie sah sich kurz in dem Zimmer um. »Ihr habt bloß einen feineren Käfig als der Rest von uns. Das ist alles.«
    Langsam hob Ché das Ylang-Brett an, bis ein Stein nach dem anderen auf den hölzernen Boden fiel, wo sie herumrollten, während sich die beiden Spieler anstarrten. Als der letzte Stein endlich zur Ruhe gekommen und die Stille zurückgekehrt war, ließ er das Brett mit einem lauten Knall wieder auf die Tischplatte fallen.
    Schnurri lehnte sich zitternd zurück.
    »Arbeitest du für sie?«, wollte er wissen. »Berichtest du ihnen über mich?«
    »Wer sind sie?«, fragte die Frau verdutzt.
    Ché atmete langsam aus. Er starrte sie lange an und war zwischen Wut und Schmerz hin- und hergerissen.
    »Geh«, sagte er zu ihr. »Hinaus mit dir.«
    Sie erhob sich und nahm dabei ihre Schiefertafel vom Boden auf. Dann ging sie ohne ein weiteres Wort zur Tür.
    »Hier«, knurrte er, als sie einen Blick zurückwarf. Er verkorkte die halbleere Weinflasche und warf sie ihr zu. Ganz kurz weiteten sich ihre Augen vor Überraschung, doch dann fasste sie sich wieder. Sie fing die Flasche auf und schloss die Tür hinter sich.
    Ché lehnte sich in seinem Sessel zurück und stellte fest, dass er die auf dem Boden verstreuten Spielsteine anstarrte – sie bildeten ein Muster, das er nicht verstand.

Kapitel sechs
    Die Bastarde von St. Charlos
    Der fette Mann, der das obere Ende der Treppe bewachte, fiel ihr mit einem überraschten Ächzen in die Arme. Sie schwankte kurz unter seinem Gewicht wie eine junge Ehefrau, die ihren betrunkenen Gemahl stützt, doch dann ließ sie den Körper still auf den Boden sacken.
    Schwan wischte das Blut von ihrem Messer und verspritzte dabei versehentlich ein wenig auf der feuchten Wand.
    Die Frau betrachtete die Flecken, die sie gemacht hatte. Ihr gefiel der Kontrast, den das Rot zu der

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