Im Auftrag der Rache
einige Reichsschiffe vor Anker lagen. Er beschirmte die Augen mit der Hand und blinzelte hoch zum Scheitelpunkt des Oreos. Dort bemerkte er winzige Gestalten, Priester in weißen Roben, die sich an einem Geländer versammelt hatten und den Anblick der Stadt aus dieser Höhe genossen.
Ché hätte diese Szenerie gern noch länger betrachtet, doch eine Bewegung auf dem Vordeck erregte seine Aufmerksamkeit. Es war Romanos Lustknabe Topo, der hinüber zum General und der Frau neben ihm schritt und erhitzte Worte mit ihm wechselte.
Topo wirbelte davon und stapfte auf die Treppe zu.
Nach einem letzten Blick auf den näher kommenden Oreos stieß sich Ché von der Reling ab. Er sah dem Jungen nach, als dieser mit hochrotem Gesicht allein zu Romanos Kabine ging und sich an den Wächtern vorbeidrückte. Ché wartete einige Augenblicke und vergewisserte sich, dass ihn niemand beachtete, dann machte er sich daran, seine Botschaft zu übermitteln.
*
Er betrat Romanos Gemächer leise über den hinteren Balkon, während über ihm alle – einschließlich der Wachen – auf der dem Land zugewandten Seite des Schiffes standen und den Anblick des Hafens genossen.
In der Kabine tötete Ché den Leibwächter mit einem Schnitt durch die Kehle, während aus dem angrenzenden Badezimmer das Plätschern von Wasser drang.
Er trat von der Schweinerei zurück, die er angerichtet hatte, als der Mann auf dem Teppich zusammenbrach.
»Hallo?«, ertönte eine Stimme aus dem Badezimmer.
Ché stand eine Weile reglos da, während der Mann zu seinen Füßen sein Blut ausgurgelte. Er lauschte, bis er wieder das Plätschern von Wasser hörte, und drückte die Tür mit der Garotte in der Hand einen Spaltbreit auf. Dampf quoll an seinem kahlgeschorenen Kopf vorbei.
Er schaute in den Raum und sah den Mann in der hölzernen Badewanne liegen; er hatte die Augen geschlossen und murmelte sich selbst etwas zu. Ché schlüpfte nach drinnen, blieb hinter seinem Kopf stehen und packte die Garotte mit beiden Fäusten. Er schaute hinunter auf Romanos jungen Geliebten. An seinem blassen, schlanken Körper befanden sich frische Narben und Blutergüsse in der Form von Bissen.
Ché bemerkte den großen bronzenen Wasserkessel auf dem Herd am Fußende der Wanne und wusste sogleich, was er zu tun hatte.
Der junge Mann zuckte zusammen und riss die Augen auf, als Ché ihm die Garotte um den Hals legte und heftig an den Korkgriffen zog.
Ché bemerkte seine braunen Augen, die nun fast aus den Höhlen quollen, und in den glasigen Pupillen erhob sich Ché wie ein Schatten. Der Junge schnaubte und rang nach Luft, während er den Kopf vorstreckte. Seine Hände griffen nach der Garotte. Er schlug mit den Beinen aus, und das Wasser ergoss sich in Wellen über den Wannenrand und plätscherte um Chés Sandalen. Der Diplomat drückte immer fester zu. Dabei dachte er an gar nichts, aber seltsamerweise verspürte er ein immer stärker werdendes Gefühl der Wut.
Schließlich wurde Topo still und lag schlaff im Wasser, dessen Oberfläche sich beruhigte. Ché behielt den Druck noch einige Augenblicke bei, löste dann die Garotte und keuchte auf.
Er stieß die Öffnung des Ofens unter dem Wasserkessel auf und warf ein Scheit aus einem danebenstehenden Holztrog hinein und dann noch eines und ein weiteres – so viele, wie der Kessel zu fassen vermochte. Schließlich nahm er den Deckel des Kessels ab und hob den Körper aus der Wanne, wobei er mehrmals mit den Fingern an der glatten Haut abrutschte. Trotz seiner bescheidenen Größe war Ché sehr kräftig, aber es war anstrengend, Topos Gewicht in den großen Kessel zu wuchten und so zu legen, dass der Deckel wieder geschlossen werden konnte.
Als er damit fertig war, brüllten bereits die Flammen im Ofen. Er stellte sich vor, wie der Rauch durch den Kamin hoch über seinem Kopf austrat. Hoffentlich würde er Romano nicht zu einer frühen Rückkehr in seine Kajüte anregen. Ché verließ das Badezimmer und lauschte auf die Geräusche von Schritten.
Hinter ihm drang plötzlich ein Klopfen aus dem bronzenen Wasserkessel. Ché erstarrte.
Ein weiteres Pochen drang hinaus.
Er lebt noch .
Ché zögerte und erlebte einen Augenblick des Selbstzweifels. Er warf einen Blick zurück durch die Tür und kämpfte mit dem Drang, hineinzulaufen, den Deckel abzunehmen und den Jungen herauszuholen.
Doch er kämpfte diesen Impuls nieder. Er hatte schon zu viel Zeit hier verbracht.
Ché ging hinaus in die Hauptkajüte, während ihm ein
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