Im Auftrag der Rache
Die ältere Frau warf das Scheit beiseite und versammelte ihre Mädchen um sich.
Lauft weg, ihr Bastarde. Ich habe keine Kraft zum Kämpfen .
Sie warteten ab, was er als Nächstes tun würde. Asch machte einen Schritt vom Scheitel der Düne herunter und war kaum überrascht, als die Beine unter ihm nachgaben. Es gelang ihm schnell genug, einen Fuß vor zu stellen und seinen Sturz in etwas zu verwandeln, das wie ein rascher Abstieg aussah. Dabei streckte er das Schwert aus und benutzte es, um das Gleichgewicht zu behalten.
Als er vor dem Feuer zusammenbrach, stellte er erleichtert fest, dass die Matrosen in die Nacht hinein geflohen waren. Er zitterte heftig. Eine Brise trieb die Flammen gegen das Holz, das nun hell aufglühte. Als der Wind wieder nachließ, knisterten die Flammen mit frischer Kraft.
»Du«, krächzte er die ältere Frau an. »Hast du Wasser?«
Die Frau beachtete ihn nicht. Während er sich aufsetzte, befahl sie den Mädchen, sich unter einer Leinwand um das Feuer zu scharen. Es waren insgesamt fünf, und sie redete knapp und geschäftsmäßig mit ihnen, als ob sie ihre Tante wäre. Schließlich wand sie sich zufrieden einen Schal um Kopf und Schultern und kam zu Asch herüber. Er sah eine Flasche in ihrer Hand, die sie ihm anbot.
Sie betrachtete die Farbe seiner Haut.
»Das ist nur Rhulika«, sagte sie, während sie sich neben ihm niederließ und ihr Kleid richtete. »Gut dazu geeignet, Feuer anzuzünden und Bäuche zu wärmen. Trink, alter Farlander. Das ist alles, was ich dir anbieten kann.«
Er hätte frisches Wasser bevorzugt, aber er trank den Alkohol trotzdem, während seine Zähne gegen den hölzernen Ausguss klapperten. Er schluckte alles in einem einzigen Zug, und der Alkohol loderte in seinem Magen und streckte Hitzeranken in seine erschöpften Glieder aus.
Die Flasche fiel aus Aschs schlaffen Fingern. Der Alkohol brandete gegen das mächtige Gewicht seiner Erschöpfung an.
Das blasse Gesicht der Frau, das sich dicht vor seinem eigenen befand, drehte sich, verschwamm, und ihr Mund bewegte sich rasch, als sie etwas sagte.
Mit einem Ächzen kippte Asch nach vorn und fiel durch die Welt hindurch.
Kapitel zwölf
Gemälde der Erinnerung
Die Echos seiner Schritte hüpften vor Bahm her, als er durch die endlosen Korridore des Kriegsministeriums hastete. Seine genagelten Stiefel boten kaum Halt auf dem polierten Marmorboden.
Unbeholfen schlitterte Bahm um eine Ecke, erlangte mit Mühe das Gleichgewicht wieder und hämmerte gegen die Tür des Generalsbüros. Er hatte nicht einmal mehr genug Atemluft, um die Wachen beiseitezuscheuchen.
Als sie sein fiebriges Gesicht sahen und bemerkten, wie er sie mit einer Handbewegung zur Seite befahl, gingen sie wohl davon aus, dass er nicht vorhatte, stehen zu bleiben – und es vermutlich nicht einmal konnte, weshalb sie ihm rasch aus dem Weg traten.
Bahm drückte die schwere Eichentür auf und platzte keuchend in den Raum dahinter. »Sie sind gelandet!«, verkündete er laut.
General Glaub stand im frühen Morgenlicht vor den Fenstern, während seine Hand über einer Staffelei schwebte und einen Pinsel hielt. Er neigte den Kopf leicht zur Seite, sagte aber nichts.
»General!«, versuchte Bahm es noch einmal. »Sie …« Der Pinsel zuckte über die Leinwand, einmal, zweimal, dreimal, und Bahm verlor den Mut.
Glaub betrachtete das Ergebnis der Striche eingehend, nickte und legte den Pinsel beiseite.
Er drehte sich um und bedachte Bahm mit einem brennenden Blick. »Wo?«, brummte er mit seiner schweren Stimme, während er ein Tuch ergriff und sich damit die Hände säuberte.
Nun, da er aufgefordert worden war, etwas zu sagen, blieben Bahm die Worte im Halse stecken. »Hier«, brachte er schließlich heraus. »In der Perlbucht.«
»Wann?«
»Letzte Nacht. Die ersten Vögel aus den Buchtforts kommen gerade herein.«
»Stärke?«
Bahm schüttelte den Kopf. »Die Angaben widersprechen sich bisher. Die Flotte wird noch entladen. Ihrer Größe nach zu urteilen sind es mindestens vierzigtausend Kämpfer.«
»Akolyten?«
»Ja. Und, General, die Matriarchin führt sie höchstpersönlich an. Einige unserer Wächter haben ihre Standarte auf dem Flaggschiff erkannt. Sie berichten auch, dass sie die Standarte von General Sparus am Strand gesehen haben.«
General Glaub warf das geschwärzte Stück Tuch auf seinen Schreibtisch und setzte sich in seinen Ledersessel. Er lehnte sich zurück, legte die langen Beine überkreuzt auf die lackierte
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