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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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die Luke auf, und das Meerwasser ergoss sich hindurch. Asch wurde durch die brodelnde Welle bis zum hinteren Teil der Bilge gespült.
    Er schlug gegen die Schiffswand und rang hustend nach Luft. Es gelang ihm, sich aufzurichten, und er versuchte, wieder zur Treppe zu gelangen. Aber es war hoffnungslos. Das volle Gewicht des Meeres drückte ihn zurück und presste ihn mit solcher Gewalt gegen die Planken, dass er nach Luft rang.
    Nun ächzte das Holz des Schiffes in einem anderen Ton. Das Schiff kippte mit dem Bug voran und rollte gleichzeitig auf die Seite.
    Es sank.
    Asch holte in den wenigen Fuß zwischen der Wasseroberfläche und den Planken tief Luft. Das Wasser war eiskalt und saugte ihm die Kraft aus den Muskeln. Obwohl er es nicht wollte, atmete er wie rasend ein und aus, schluckte Luft und Wasser zugleich.
    Asch ließ es zu, dass der kurze Augenblick der Panik seinen Körper mit Stärke erfüllte, dann beendete er diesen Zustand mit einer großen, schon oft angewendeten Willensanstrengung.
    Sein Kopf schlug gegen das Holz über ihm. Noch immer fühlte sich das Wasser wie ein Felsblock an, der gegen ihn drückte. Er musste warten, bis das Schiff geflutet war, bevor er durch die Luke schwimmen konnte.
    Das war nicht leicht, denn das ansteigende Wasser überspülte ihn nun vollkommen.
    Auch unter Wasser hörte er die Qualen des Schiffskörpers. Asch trat mit den Beinen aus und schwamm in Richtung der Luke, wobei er so wenig Luft wie möglich ausstieß.
    Der Druck in seinen Ohren wurde größer. Er wusste, dass sich das Schiff nun bereits unter dem Wasserspiegel befand und zum Meeresboden sank. Mit steigender Hast tastete er die Planken auf der Suche nach der Luke ab. Eine ganze Ewigkeit lang befühlte er das Holz, fand aber keinen Weg hinaus. Wieder musste er seine Panik unterdrücken.
    Seine Hände griffen ins Leere, und er zog sich durch sie hindurch. Etwas trieb gegen ihn, und er drückte es beiseite. Es war ein Leichnam. Ein Ertrunkener.
    Asch schwamm dorthin, wo er die Decke vermutete. Gegenstände schabten an ihm vorbei; es waren Säcke und Fleischkeulen, die hier gehangen hatten. Er bahnte sich einen Weg zwischen ihnen hindurch, und endlich ertasteten seine Hände Stufen. Er zog sich an ihnen hoch zu einer weiteren Öffnung. Seine Erinnerung verriet ihm, dass er sich jetzt im Gang zur Kombüse befand, an dessen Ende eine Treppe hoch zum Oberdeck führte. Er schwamm mit aller Kraft, und in seinen Ohren pochte es vom stetig steigenden Druck, der ihn wie eine Haut aus Stein umgab. Seine Lunge stand in Flammen.
    Ein weiterer Körper trieb vor ihm her, und er drückte auch diesen beiseite. Doch er bewegte sich; Hände schossen auf ihn zu und rangen um Rettung. Jemand hier unten lebte noch.
    Asch befreite sich aus dem Griff. Er streckte die Hände aus, berührte ein Gesicht – gummiartige Lippen, eine Nase, buschige Wimpern, Haare. Er packte eine Handvoll dieser Haare und stieß sich mit den Füßen heftig von der Wand ab. Es verging eine Ewigkeit, bis er den Seemann zum Ende des Ganges gezogen hatte. Er kam zur Treppe, die er unzweifelhaft erfühlte.
    Mit einem letzten Tritt stieß Asch sie beide von dem sinkenden Schiff ab.
    Er öffnete die Augen einen Spaltweit und schenkte dem stechenden Schmerz, den das Salzwasser verursachte, keine Beachtung. Er schaute in eine endlose Finsternis; es war, als würde er den Tod anblicken.
    Er hatte keine Ahnung, wo oben und wo unten war, denn hier gab es weder Licht noch Schwerkraft. Sein Mund wollte sich öffnen und Luft einsaugen. Asch zwang seine Kiefer, geschlossen zu bleiben; und seine Brust pochte in glühender Hitze.
    Das war es , dachte er kurz. Jetzt ist es vorbei .
    In der Ferne blitzte es auf. Ohne nachzudenken wandte er sich dorthin.
    Es blitzte wieder, und er zuckte unter der strahlenden Helligkeit zusammen, aber der Blitz war so schnell wieder verschwunden, dass Asch ihn nur als Nachbild in seinen Augen wahrnahm. Er war sehr weit entfernt gewesen.
    Unter Aufbietung aller ihm verbliebenen Kraft schwamm Asch mit kräftigen Beinstößen darauf zu.
    *
    Seine Lunge stand kurz vor dem Platzen, als er die Wasseroberfläche durchbrach, und er rang nach Luft, bevor er durch das Gewicht des Seemanns wieder untergetaucht wurde. Aber rasch hatte er sich erneut ins Freie gekämpft und bemühte sich, dort zu bleiben.
    Es war Nacht, und der Regen und die Wellen gingen auf ihn nieder. Asch zog den Matrosen näher an sich heran, stellte nun aber fest, dass der Mann gestorben

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