Im Auftrag der Rache
Offensive gegen die Vierte Reichsarmee geführt hatte. Dieser Held der Stadt war zerteilt in seiner eleganten Wohnung beim Großen Basar gefunden worden. Er war geknebelt, gefesselt und gefoltert worden. Einige Körperteile waren gehäutet worden.
Neben seiner Leiche hatte Bull gesessen, mit nichts außer Blut am Körper.
»Hallo, Bruder«, sagte Bahm leise zu ihm.
Bull machte einen Schritt auf ihn zu. »Bahm?«, fragte er ungläubig.
»Ja.«
Bull trat noch näher an ihn heran; die Kette fiel ihm vom Arm, als sie sich hinter ihm spannte. Der Wärter neben Bahm regte sich unbehaglich und schwang die Keule. Bull beachtete ihn nicht. Er konzentrierte sich ganz auf Bahm und legte sich den massigen Arm gegen den Bauch. Die Fingerknöchel waren geschwollen, und die Haut war aufgerissen und blutig. »Was führt dich denn hierher? Hast du dich verirrt?«
Seine Stimme klang rau, als ob er sie lange nicht mehr benutzt hätte. »Sag schon«, knurrte Bull. »Ich bezweifle, dass es sich um einen Höflichkeitsbesuch handelt. Was willst du?«
Als Bahm dem Akzent des Mannes lauschte und in die dunklen Augen über den scharfen Wangenknochen blickte, befand er sich plötzlich wieder in den frühen Tagen des Krieges, als er hinter einer Brustwehr gekauert und Bull ihm ins Gesicht gegrinst hatte. Dabei hatte er Bahm auf den Rücken geklopft, damit er nicht mehr hustete, und dieser verrückte Bastard hatte jeden Augenblick genossen.
»Die Mhannier sind mit einer großen Streitmacht in der Perlbucht gelandet.«
Bull kniff die Augen zusammen, streckte den Kopf vor und betrachtete Bahm noch eingehender.
»Ich bin hier, weil ich herausfinden will, ob ihr Veteranen in der Lage seid, uns zu helfen.«
»Also wieder ein Gericht«, spuckte Bull aus und drehte sich halb weg.
»Glaubst du etwa, dass du ungerecht abgeurteilt worden bist?«
Die Kette klirrte, als Bull sich hoch über ihn reckte. Bahm bekämpfte den Drang, einen Schritt nach hinten zu machen.
»Ganz ruhig«, sagte der Wärter besänftigend, während er seine Keule gegen Bulls nackte Brust drückte.
Bull beachtete ihn weiterhin nicht und starrte Bahm an. »Ja, das glaube ich. Aber auch über Adrianos ist nicht gerecht geurteilt worden. Verstehst du? Ich habe über ihn gerichtet.«
Er klang alles andere als verrückt. Er war zornig. Und gierig nach Gewalt.
»Willst du an unserer Seite für dein Volk kämpfen?«
»Mein Volk?«, fragte er ungläubig.
»Ja. Für die Menschen von Bar-Khos, zum Beispiel für deinen Vater. Und für die Verwandten deiner Mutter in Windrausch.«
Plötzlich durchschnitt ein breites Grinsen sein Gesicht wie eine Messerwunde. Bahm sah, dass zwei seiner Vorderzähne fehlten. Und der Rest sah verfault aus. »Ich schulde niemandem Treue, vor allem nicht den Leuten von Bar-Khos.«
»Wirst du mit uns kämpfen?«
»Das wäre so etwas wie ein Straferlass. Bietest du mir das an?«
»Ja, wenn es nötig ist.«
»Und dafür muss ich ein paar Mhannier im Namen meines Volkes töten, ja? Du nimmst den Schlächter in deine Reihen auf, auch wenn er ein kaltblütiger Mörder ist, Bahm?«
Lange stand Bahm in seiner Rüstung nachdenklich da. Er fühlte sich müde und fehl am Platze.
»Glaube mir, Bull«, sagte er zu seinem alten Kameraden, »dort, wohin wir gehen, brauchen wir Männer wie dich.«
Kapitel siebzehn
F reies Unternehmertum
Meisterin Jauchz war eindeutig eine Frau, die wusste, wie man immer wieder auf den Füßen landete. Innerhalb eines einzigen Tages hatte sie in all der Verwirrung und den heftigen Gefühlen in der Landebastion für sich einen Wagen, ein Maultier, eine Karrenladung Vorräte und genug Hilfsmittel besorgt, mit denen sie für sich und ihre Frauen ein kleines Lager auf der Seeseite der Dünen errichten konnte.
Zum Abend waren Vorzelte an zwei Seiten des Wagens angebracht und der Sand darunter mit Matten aus gewebtem Gras bedeckt. Es gab Stühle, und ein Feuer loderte unter einem Wasserkessel und einem Suppentopf. Meisterin Jauchz hatte sogar drei Zelte für sie alle beschafft und Asch befohlen, sie nicht zu weit vom Wagen entfernt, aber weit genug für ein wenig Ungestörtheit aufzuschlagen.
Endlich entspannten sich die Frauen. Sie zeigten sich den Männern in der Umgebung ihres Lagers deutlich und stritten immer dann miteinander, wenn ihre Meisterin nicht in Hörweite war. Einige schäkerten beiläufig mit Asch, machten Bemerkungen über seine Hautfarbe und die Festigkeit seines alten Körpers. Er kicherte vergnügt und
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