Im Auftrag der Rache
teilte genauso aus, wie er einsteckte.
Asch hatte gehört, dass dieser Ort die Schnitzbucht genannt wurde. Bei ihr handelte es sich um eine breite Einkerbung innerhalb der größeren Perlbucht, die sich an der Ostküste von Khos befand. Mit den Hügeln im Westen und den hohen Berggipfeln im Norden und Süden sowie der kleinen, von Möwen bevölkerten Insel in der Bucht war es ein durchaus hübscher Ort. In vieler Hinsicht erinnerte die Szenerie Asch an das nördliche Honschu, auch wenn sie ein wenig durch den Gestank der Armee und die Tausenden von Kriegsbegleitern gestört wurde, die wie Meisterin Jauchz die Soldaten in der Hoffnung, ein wenig Gewinn zu machen, bis nach Khos begleitet hatten.
Die Flotte lag draußen vor der Bucht im klaren Wasser vor Anker. Dicht aneinandergedrängt schaukelten die Schiffe auf den Wellen und sahen sogar aus der Entfernung ziemlich mitgenommen aus. Masten und Spiere fehlten oder hingen zerbrochen in den eingeholten Segeln, und manche Schiffe neigten sich stark zu der einen oder anderen Seite. Die Geschäftigkeit ließ mit dem Einsetzen der Abenddämmerung nicht nach. Anscheinend musste noch vieles entladen werden, bis die Armee am Morgen abmarschieren konnte.
Asch ruhte sich aus, so gut er es vermochte. Heute war sein Husten noch schlimmer. Immer wieder zitterten seine Glieder wie aus einer inneren Kälte, obwohl seine Kleidung zum Glück inzwischen getrocknet war und er den Ölmantel eng um sich geschlungen hatte. Er weigerte sich, die Wärme des Feuers zu verlassen.
Manchmal warf Meisterin Jauchz ihm einen durchdringenden Blick zu. Dann ächzte er leise, kämpfte sich auf die Beine und wanderte mit dem Schwert in der Scheide umher, so dass jedermann ihn sehen konnte. Er warf den Soldaten und Zivilisten, die überall um ihre kleine Oase aus Parfüm, Strümpfen und mädchenhaftem Lachen lauerten, finstere Blicke zu.
Als die Sonne schließlich untergegangen war, klatschte Meisterin Jauchz heftig in die Hände und schickte die Mädchen mit einigen Worten der Ermunterung an die Arbeit. Sie waren nicht die einzigen Prostituierten am Strand – bei weitem nicht –, aber schon bald stand eine lange Schlange vor ihrem Lagerplatz und wartete betrunken und lärmend an diesem fremden Gestade, weit weg von zu Hause. Asch hielt die Ordnung im Lager aufrecht, während die Mädchen einen Kunden nach dem anderen in die Zelte führten und sie in aller Kürze abfertigten.
Seine Gedanken waren kaum bei dieser Arbeit. Im Süden, wo der Boden zu den Ruinen des verbrannten Dorfes anstieg, sah er die Palisade und die Zelte von Sascheens Lager, über dem ihre Standarte flatterte. Sie schien ihn jedes Mal zu rufen, wenn er seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes richtete.
Mit den Männern gab es an diesem Abend nur wenige Schwierigkeiten. Es war schon spät, als der Ruf der Mädchen nach Ruhe endlich von Meisterin Jauchz gehört wurde und sie das Ende des Arbeitstages verkündete. Einige betrunkene Soldaten warteten noch, aber ihre Beschwerden erstarben schnell, als Meisterin Jauchz sie böse ansah, während der stille Farlander neben ihr stand.
Statt sich in den Schlaf zu begeben, feierten die Mädchen ein kleines Fest.
Asch war müde nach diesem langen Tag. Er entschuldigte sich, verließ widerstrebend die Wärme des Feuers, suchte sich eine bequeme Stelle auf einer Düne in der Nähe und legte sich in seinem Mantel dort nieder, wo er die Mädchen zwar noch sehen, aber allein bleiben konnte. Sein Schwert ruhte neben ihm, und er betrachtete die Lichter des fernen Lagers der Matriarchin sowie das vom Mond erhellte Land in der Umgebung. Er hielt Ausschau nach Bewegungen zwischen den vielen Feuern, die von hier aus nur ein schwaches Glimmern waren. Er wünschte, er hätte sein Fernglas dabei – oder ein Augenpaar, das jünger war als das seine.
Asch hustete noch einmal, spuckte etwas Schleim aus und wischte sich den Mund ab. Behäbige und schwere Wolken trieben aus Norden herein. Vielleicht würde es noch mehr Regen geben. Bald würden die zunehmenden Monde verdeckt und das Land in Finsternis gehüllt sein.
Eine gute Nacht dafür , dachte er.
»Siehst du da oben etwas von Interesse?«
Er roch ihr Moschusparfüm, noch bevor sie sich in den Sand gesetzt hatte, und betrachtete ihr Kleid, das sich an ihre Beine schmiegte, während sie den rauen Strandhafer unter sich plattdrückte. Asch sah Meisterin Jauchz an, als sie ihm eine Flasche Rhulika in die Hand drückte.
Er nickte ihr dankbar zu und nahm
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