Im Auftrag des Tigers
klargestellt werden, daß die Regierung die Sultanat-Schenkung und die damit verbundene Naturschutzreservat-Auflage für alle Zeiten anerkennt.«
»Sicher.«
»Aber dann verstehe ich nicht, wieso Pa Ulay, der District Officer, bei den Stämmen herumreist, um sie zu irgendwelchen Verzicht-Verträgen zu bewegen. Er besticht die Leute, bringt ganze Geschenkladungen mit. Und das im Namen der Taiwanesen!«
Der Prinz setzte seine Mütze ab und sah vom einen zum anderen. Es herrschte Schweigen.
»Nicht mehr«, sagte er schließlich. »Nicht mehr die Taiwanesen.«
Ricks Augen hatten einen der winzigen Kolibris verfolgt, der nun blitzend wie ein Edelstein und mit rotierenden Flügeln über einem Blütenkelch hing. Nun hob er den Kopf.
»Wer dann?« fragte Maya.
»Nun, bei diesen Logging-Companies und Holz-Spekulanten, ob es nun Japaner, Koreaner, Taiwanesen, Kanadier oder Amerikaner sind, ob sie jetzt ›United‹ oder ›Weyershäuser‹ oder wie auch immer heißen, ist es doch jedesmal dasselbe«, sagte Wahid, dieser so sonderbar verwandelte Prinz: »Sie gehen nicht nur mit Korruption vor, sie lassen auch auf eine geradezu staunenswert brutale Weise ihre Kapital-Muskeln spielen. Sie zerstören nicht nur alles, was sie unter die Säge kriegen und verwandeln einen Primärwald, dessen Entstehung einige Millionen Jahre gedauert hat, in wenigen Wochen in eine Wüste, sie bringen sich mit demselben Schwung auch noch gegenseitig um. Sie verhalten sich wie die Haifische. Der größere frißt den kleinen auf. Für ein paar tausend Tonnen Palisander oder Meranti sind die zu allem fähig.«
Er hat richtiggehend rote Ohren, dachte Maya fassungslos. Und er ist großartig. Wer hätte das gedacht?
»Ich hab' mit einem solchen Typen vor ein paar Wochen gesprochen. Übrigens, Maya, dein Großvater hat ihn mir angeschleppt. Ein Dr. Nong Batu aus KL. Und so einer gibt sich auch noch als Zoologe aus. Wißt ihr, was er mir gesagt hat? Was regen Sie sich eigentlich immer wegen der Gefahr für die letzten Tiger-Bestände auf, königliche Hoheit? Wir sind diesem Problem längst nachgegangen. Und wir werden es mit Hilfe der Experten der Holz-Industrie auch lösen. – Und wie wollen Sie das machen, hab' ich ihn gefragt. – Ganz einfach, sagte er. Wir züchten die Tiere. Wir nehmen Zoo-Exemplare, vermehren sie und setzen sie dann aus.«
Maya setzte ihre Tasse auf. Der Tee schwappte über den Rand.
»Wahnsinn!« stöhnte Dan.
»Natürlich, Wahnsinn. Alles ist Wahnsinn, was zur Zeit läuft.«
»Tiger, die sich an den Menschen gewöhnt haben«, sagte Dan, »sind nicht mehr auszuwildern. Sie haben die Furcht vor dem Menschen verloren. Sie sind auch ziemlich jagdunfähig. Als Einzelgänger haben die Tiger nämlich ein verdammt hartes Brot. Sie würden das nicht mehr schaffen … Sie würden sich immer in der Nähe von Dörfern herumdrücken und von den Farmer-Wilderern abgeknallt werden.«
»Meinem Vater ist es gelungen. Dazu noch mit einem dieser weißen Tiger …«
»Ich versuchte es auch. Rabindra hat es tatsächlich sogar mit drei Tieren geschafft«, ergänzte Dan. »Aber nur, nachdem er mit ihnen ein monatelanges, in einem Fall sogar jahrelanges Trainings-Programm absolviert hat. Der Fall ist zwar in der Fachliteratur aufgenommen worden, stellt aber keinen Beweis dar … So etwas konnte nur ein Mann mit seinem Einfühlungsvermögen fertigbringen. Ich will es nun auch mit meinen Jung-Tigern in Taong wieder probieren … Aber ich habe meine Zweifel, ob es klappt. Und andere? Ausgeschlossen …«
»Das habe ich diesem Typen auch gesagt«, sagte Wahid. »Ihn hat das gar nicht interessiert. Klar, auch dafür hatte er seine Lösung … Und jetzt kommt nun wirklich der Hammer: Wieso denn abknallen? Was heißt hier Gefahr, hat er mir gesagt. Mit Hilfe der Companies bauen wir den Tigern ein wirkliches Reservat. Zaun drumherum, Wachen, Fütterungsstellen … Die Tiger haben's herrlich. Wir werden Touristen heraufbringen, Schwebebahnen, Führungen durch geschultes Personal, in besonders geschützten Jeeps natürlich …«
Maya traute ihren Ohren nicht. Und dann mußte sie plötzlich an ihren Großvater denken: Baba wußte von solchen Dingen, er nahm an derartigen Plänen sogar teil, der Mann, dieser verrückt gewordene Zoologe aus KL, mußte mit ihm alles durchgesprochen haben … Sie fühlte eine lähmende Schwäche, dann stieg der Zorn in ihr auf. »Erschlagen«, flüsterte sie, »man sollte sie alle erschlagen, noch besser, sie in Tenenga
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