Im Auftrag des Tigers
»Geändert hat sich tatsächlich nicht viel.«
Hinter der Motorhaube war das schlaksige Gestell eines jungen Mannes aufgetaucht. Er hatte magere Schultern, lange Glieder, trug einen leichten, grünen Freizeit-Anzug, auf dem die Öl- und Schmutzflecken wie eine bizarre Dekoration wirkten. Auf seinem Kopf prangte eine blaue Baseball-Mütze, deren Schild nach hinten zeigte. Die schwarzen Haare hingen ihm in die Stirn.
»Der Prinz«, sagte Maya knapp.
»Maya!« schrie der Prinz, warf einen Schraubenschlüssel weg, putzte sich die Hände an einem Lappen sauber und kam herangelaufen: »Maya, Menschenskind!«
Er wollte sie an den Schultern festhalten, besah sich seine Hände, überlegte es sich anders und warf statt dessen die Arme hoch. »Oh Mann, Maya! … Wieviel Jahre sind das?«
»Eine Menge, Wahid. Keine Ahnung.«
»Viel zu viele in jedem Fall.«
Sie lächelte.
»Hallo, Dan! Schön, daß Sie da sind, Mr. Carpenter. Und das also ist Mr. Martin? Was hat Sie in unsere Ecke verschlagen? Was immer es sein mag, ich bin richtig stolz, Sie einmal persönlich zu sehen!«
»Sie kennen meine Arbeit?«
»Hören Sie, wer kennt sie nicht?«
Maya staunte. Doch Prinz Wahid ließ ihr nicht viel Zeit: »Maya, ich muß sagen, du bist schöner denn je!«
»Und du, du bastelst immer noch an Triumphs und MGs herum.«
Er rückte seine Mütze gerade. »Ich weiß schon, worauf du hinaus willst … Aber trotzdem: Dieser alte, nette Triumph-Junge hier verhilft mir zu nostalgischen Gefühlen, verstehst du? Brauch' ich manchmal. Wissen Sie, in Singapur im College war Maya ›Miß Raffles‹, unsere permanente Schönheitskönigin. Keine andere konnte sie je schlagen und wir Jungens haben von ihr geträumt … Wie ist das? Trinken wir eine Tasse Tee?«
Sie saßen auf der Terrasse hinter Hibiskus-Büschen, um die zwei Kolibris schwirrten. Sie saßen in wunderschön geschnitzten Teakholz-Sesseln, und ein weißgekleideter Diener servierte. Wahid hatte versucht, sich die Hände zu schrubben, was ihm nur unvollkommen gelungen war, und Rick Martin hatte einen Lachanfall geerntet, als er den Versuch machte, ihn mit seinem Titel ›Königliche Hoheit‹ anzureden.
Und dann kamen sie auf das Tenenga-Problem. Maya staunte, wie gut dieser prinzliche Oldtimer-Fan informiert war.
»Das Thema wird jeden Tag heißer. Es tut sich allerhand. Gerade gestern hatte ich eine Sitzung mit meinem Onkel und seinem neuen Chef-Berater Ah Meng. Ein äußerst cleverer Mann übrigens. Ah Meng war Professor an der University for Economy in Singapur. Der Junge ist zwar auch Chinese, aber ein wahres Glück für Jorak … Jedenfalls, Abdullah ist sauer. Und er ist sauer, weil er eine Menge dazugelernt hat. Er mußte … Lang genug hat es ja weiß Gott gedauert.«
Er schob Rick Martin mit der linken Hand die Zuckerdose zu, ein silberfunkelndes, mit indischen Jagd- und Liebesszenen verziertes Ungetüm, und wandte sich an Dan Carpenter: »Was Sie interessieren wird, Dan – die Subventionen für Taong sind durch.«
»Wirklich?«
»Ja, wirklich. Ich habe mich nach meinem letzten Besuch nicht mehr bei Ihnen gemeldet, weil ich mich verdammt ungern hinsetze, um Absagebriefe zu schreiben. Aber zusammen mit Ah Meng haben wir den Sultan weichgeklopft. Wir haben ihn dazu gebracht, im Tenenga-Fall nicht nur ein wirtschaftliches Problem zu sehen, sondern ein nationales Problem von großer Symbolkraft. Sein ›Danau‹, seine Position, sei unter den Menschen am Schwinden, haben wir ihm gesagt. Und das stimmt auch. Wie kann er noch erwarten, ernstgenommen zu werden, wenn er die halbe Zeit des Jahres in Europa verbringt? … Ein Gutes allerdings hat seine letzte London-Reise doch gebracht: Er hat sich einen der Filme aus Mr. Martins Regenwald-Serie angesehen. Sehen Sie, Mr. Martin, Sie bewegen manchmal Dinge, von denen Sie sich nicht träumen lassen.«
Rick lächelte.
»Und meine Subvention ist durch«, murmelte Carpenter selbstvergessen.
»Und manches andere auch, Dan. Sie kriegen wahrscheinlich noch mehr Geld als zu den Zeiten von Mayas Vater. Brauchen Sie ja auch bei all den fälligen Reparaturarbeiten.«
Dan Carpenter nickte.
»Ich habe Abdullah sogar zu einem Hubschrauber-Trip nach Taong überreden können. Es wäre wohl die beste Methode, diese verdammen Logging-Spekulanten zu konterkarieren, wenn er öffentlich zeigt, daß er hinter Tenenga steht.«
»Da helfen Hubschrauber-Trips wohl wenig.« Dan redete sich in Fahrt: »Es müßte ein und für allemal rechtlich
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