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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aussetzen. Nur drei Tage lang. Und ohne Peilsender um den Hals. Drei Tage, das reicht …«
    »Tenenga? Das gibt's doch in dieser Rechnung gar nicht mehr … Was es dann geben wird, das ist Brandwüste, Baumstümpfe und dazwischen ein paar als Safari-Parks getarnte Tiger-Farmen, in denen die Touristen darüber staunen können, wie sich das Wildlife so abspielt! Und wollt ihr wissen, was dieser Typ, dieser Dr. Nong Batu noch brachte? Aber königliche Hoheit, hat er mir gesagt, aber königliche Hoheit, fragen Sie doch ihren Herrn Onkel. Der hat doch sehr viel Europa-Erfahrung. Er kennt das sicher auch. Sehen Sie, die Engländer oder die Deutschen, sicher auch die Schweizer und die Belgier, was weiß ich, sie halten sich ihre Hirsche auch in Gehegen. Sie mästen sie geradezu. Und dann wandern sie in die Pfanne als Schnitzel … Die Deutschen haben sogar plötzlich eine Vorliebe für Straußenfleisch entdeckt. Sie züchten die Vögel, wie die Australier …«
    »Mein Gott, das ist schlimm genug. Und Tiger für Tigerpillen? … Tiger sind königlich.« Maya sprach ganz leise, so, als schäme sie sich des Pathos in ihrer Stimme. »Sie sind alles, was die Evolution an Schönheit und Meisterschaft hervorbringen konnte … Sie sind nun wirklich die Könige der Tiere.«
    Schweigen. Ein sehr langes Schweigen.
    »Sag das mal Herrn Wang Fu«, meinte Prinz Wahid schließlich sarkastisch.
    Der Name elektrisierte sie alle. Maya starrte Wahid an.
    »Du müßtest ihn doch kennen?« sagte dieser.
    Sie nickte. »Und?«
    »Er hat die United geschluckt. Die Übernahme durch die East Coast Industries ist so ziemlich vollzogen. Mit der neuen Firma will er sogar an die Börse gehen. Das wird gerade in Singapur vorbereitet. Und Dr. Nong Batu übrigens war auch ein Wang-Fu-Mann. So wie dein Großvater.«
    Maya nickte wieder. Dann stimmte es also doch …
    »Und dieser D.O. dieser Pa Ulay?«
    »Geld kann selbst den Wald bewegen, sagen die Chinesen. Natürlich arbeitet Pa Ulay inzwischen auch für Wang Fu.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt? Nichts …« Prinz Wahid streckte die langen Beine aus. »Noch gibt es uns. Noch gibt es das Sultanat Jorak. Und in Jorak haben wir das Sagen, und unser Volk, die Malaien. Die werden sich wundern …«
    Wie groß die grünen Augen waren in den braun-schwarz-weiß gestreiften Baby-Gesichtern! Tan konnte nicht widerstehen: Sie öffnete die Tür im Maschengitter und nahm den kleinsten der drei Tiger heraus, hob ihn hoch, und er preßte sich sofort begeistert an sie, um ihr den Hals zu lecken.
    »Bist du freundlich«, flüsterte sie. »Du wirst schon sehen, gleich gibt's was zu essen.«
    Der Kleine sah sie an und nieste. Sie strich über sein warmes, dickes Fell.
    Dan hatte die Mutter vor vier Monaten gefunden, nicht weit von der Station entfernt, über dem Fluß, oben an dem kleinen Wasserfall, der vom Terik-Berg herunterkam. Ihr Kadaver war noch ziemlich erhalten, die Waldtiere hatten ihm in der kurzen Zeit nicht zusetzen können, denn Dan und Poh-Pan waren gleich, nachdem die Schüsse gefallen waren, losmarschiert und hatten die tote Tigerin und ihre Kleinen aus dem Farngestrüpp unterhalb der Quelle herausgeholt.
    Tan hatte ihren Mann nie so traurig erlebt, so still, zugleich so zornig. Der Geist der Traurigkeit hatte Dans Seele für Tage erfaßt, denn er hatte doch so viel von der Tigerin erhofft. Sie war in einem Käfig auf die Station gekommen, aus einem fremden Land, wie er erzählte … Er hatte sie ›Laura‹ getauft und ihr dann ein Halsband umgelegt, ein Zauber-Halsband, an dem ein Kästchen befestigt war, das Dan stets sagte, wo sie sich aufhielt. Nein, es war kein Problem, die tote, erschossene Laura aufzufinden.
    Er hatte ihr mit Hilfe des Tiger-Geistes wieder die Freiheit zurückgeben wollen. ›Auswildern‹ nannte er das und sagte: »Ich weiß nicht, ob sie durchkommt. Aber größer als die Gefahr zu verhungern, ist die Gefahr, daß sie abgeschossen wird.« Nun gab er sich die Schuld. Er hatte sie nicht schützen können.
    Zurück blieben nur die drei Kleinen …
    Wenn sie daran dachte, was aus ihnen werden würde, wurde ihr Herz schwer.
    Sie streichelte ein Ohr, knuffte den Rücken, der Kleine grunzte glücklich, dabei sperrte er den Rachen auf wie eine gelangweilte Katze. Sie gab ihm einen Klaps, setzte ihn in den Käfig zurück und nahm den Futtereimer, um ihn ins Haus zu tragen und zu waschen. Auf Dans Geheiß hatte sie damit begonnen, die Kleinen an rohes Fleisch zu gewöhnen, indem sie etwas

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