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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Die Jani besaßen ihr Jagdrevier auf der Westseite des Sadak-Berges, und sie gehörten zu den besten Jägern und Wanderern im ganzen Tenenga-Gebiet. Zudem kannte keiner unter den sechs Waldvölkern des Tenenga die Fremden, die mit ihren Maschinen gekommen waren, um alles zu zerstören, so gut wie sie.
    Für ihre Reise nahmen Tida und Apa Jogeh Proviant mit. Unter anderen Umständen wäre es leichter gewesen, sich unterwegs mit Wild und Fischen zu ernähren, doch das würde diesmal zuviel Zeit kosten. So füllten die Frauen Geflügel- und Schweinereis in die Luftkammern dicker Bambusrohre und drückten sie fest, damit die Nahrung nicht schlecht werden konnte. Sie fügten scharfe Gewürze hinzu, um sie noch haltbarer zu machen.
    Das große Gespräch mit den Ipak sei sehr wichtig, hatte der Bote gesagt, und es dulde auch keinen Aufschub. So mußten sie nun ihre Nahrung tragen, statt zu jagen.
    Sie rieben sich Füße, Knöchel und Beine mit den Blättern der Kulit-Schlingpflanze ein. Der Kulit-Saft schützte sie vor den Blutegeln und vor vielen Insekten. Als Geschenke nahmen sie eine Rolle besonders starken Thai-Tabak mit, dazu sechs Gewehrkugeln, die sie mit den Fremden getauscht hatten, und zehn besonders schön gearbeitete Giftpfeile.
    Die Männer des Dorfes halfen, den Einbaum an eine Stelle oberhalb der Stromschnellen zu tragen. Dort setzten sie ihn ins Wasser. Tida und Apa Jogeh hoben noch einmal die Arme zum Gruß, lachten und paddelten stromaufwärts.
    Sie machten nur kurze Pausen in diesen drei Tagen. Apa Jogeh fing während der Fahrt aus dem Boot zwei Springfische mit dem Speer und schon am ersten Tag, als sie unter einem Baum vorbeiglitten, der halb im Wasser wuchs, schoß Tida, der jüngere der beiden, mit dem Blasrohr einen Affen.
    Es war ein guter Schuß. Das Gift des Pfeils tötete das Tier sofort, und es fiel ins Wasser … Doch Apa Jogeh regte sich fürchterlich über Tidas Verhalten auf und verbot ihm, der Beute nachzuschwimmen, die schon weit flußabwärts trieb. Zwei Stunden lang hielt er dann einen zornerfüllten Vortrag darüber, daß Tida nicht nur die Regeln der Jagd, und damit die Geister des Stammes verletzt habe, sondern überdies auch noch die Geister der Affen, die von nun an ihre Fahrt mit Zorn begleiten würden, weil er einen der ihren ohne Not getötet hätte.
    Als der Abend kam, hielten sie nach Bambus Ausschau, steuerten den Einbaum ans Ufer, machten ihn fest, um ihr Naja, den Unterschlupf, zu bauen. Sie schlugen Bambus, verknüpften ihn mit Lianen zu einem Rost, setzten ihn auf vier Pfähle und versahen ihn mit einem Blätterdach, das ihnen den Regen vom Leib halten würde. Dann öffneten sie die Bambus-Zellen ihrer Vorratsbehälter, kratzten den Reis heraus, machten ihn warm und brieten einen Fisch.
    Im Morgengrauen nahmen sie wieder den Weg flußaufwärts.
    Als am Abend des zweiten Tages die Krokodil-Felsen aus dem Fluß auftauchten, versteckten sie den Einbaum im Wald und übernachteten noch einmal am Fluß. Sie hatten das Gebiet des Balangi-Stammes erreicht. Am Morgen packten sie die Geschenke in ihre Rattansäcke, schulterten sie und fanden nach kurzer Zeit den Dschungelpfad, den man ihnen beschrieben hatte. Tida und Apa Jogeh bewegten sich in dem unentwirrbaren Dschungel des Regenwaldes rasch und mit der geschmeidigen Lautlosigkeit der Waldtiere. Sie hielten sich an die Zeichen der Balangi, unscheinbare Kerben in Baumstämmen und schlugen sich den Weg dort frei, wo es nötig war, und erreichten nach weniger als vier Stunden das Dorf der Balangi.
    Ein Mann namens Telo, der zum Rat der Ältesten gehörte, erwartete sie bereits. Er mußte sehr, sehr alt sein, denn seine dunkle Haut schmückten die Tätowierungen der alten Leute, und seine Haare waren fast weiß.
    Tida und Apa Jogeh übergaben Telo zwei Geschenk-Pfeile.
    Dann kamen die anderen des Dorfes, umringten sie, die Frauen machten sich ans Kochen, und sie aßen lange, ausgiebig und sehr gut. Die Balangi hatten auch Reiswein. Also tranken sie Reiswein und tauschten Neuigkeiten aus, die sie erfahren hatten: die Geschenke, die der D.O. gemacht hatte. Die Straße, die die Company baute. Die Bäume, die am Sadak-Berg bereits gefällt worden waren … Und daß die Wildschweine wohl bald zu ihrer großen Wanderung aufbrechen würden …
    Als die Sonne schon tiefer stand, kam noch ein Mann aus dem Wald. Er war der Abgesandte der Aning. Sein Weg war nicht so weit gewesen wie der von Tida und Apa Jogeh, denn die Aning waren der

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