Im Auftrag des Tigers
malaiischen Sultanat Jorak. Sulei Nandi, der Vertreter Wang Fus in Jorak und langjähriger Interessenvertreter der East Coast in Malaysia, bestritt jede Kenntnis derartiger Pläne.
Sulei Nandi. Jorak …
Chong machte sich Notizen und wollte zum Telefon greifen. Doch das Klingeln kam ihm zuvor.
»Chong?«
»Ja, Sir?«
»Sie wollten mir doch Bescheid geben. Oder sind Sie noch bei Ihrem Tee?« Nie hatte Chong die Stimme des Superintendenten angespannt oder ungeduldig vernommen, oh nein, in jeder Situation drückte sie dasselbe aus – eine gleichmütige Mittellage, eine väterliche, manchmal auch amüsierte Gelassenheit. Der Zorn kam dann aus irgendeiner vollkommen unerwarteten Ecke: Strafversetzung, Urlaubsentzug. Schulungs-Kommandos. Oder du standest ganz auf der Straße.
»Aber nein, Sir. Wir sind bei den Vernehmungen.«
»Der Sampan-Fall?«
»Selbstredend, Sir.« Die Südafrikaner mit ihren siebzig Gramm Heroin und der ganze Aufruhr in der Quantas-Boeing schienen ihn also überhaupt nicht zu interessieren. »Die Aussagen des Autohalters haben nicht viel mehr gebracht, als wir bereits wußten, Sir. Auch das Boot gehörte demselben Mann. Er hat nur den Kuli gemacht. Leider ist er uns umgekippt.«
»Chong, Sie sollten sich dieses lächerliche Wort ›umgekippt‹ besser sparen, wenn ich Ihnen einen Rat geben darf.«
»Es war nicht die Verhör-Methode, Sir. Wirklich nicht. Er hatte eine echte Kreislaufschwäche. Er ist Lehrer.«
»Ich weiß, ich weiß.«
»Er gibt vor, lediglich im Auftrag seiner Umwelt-Organisation gehandelt zu haben.«
»Und Maya Nandi?«
Er wußte also nicht nur Bescheid, er kannte sogar den Namen.
»Wir suchen sie noch.«
»Wir müssen alles tun, alter Junge, um sie zu finden. Der Secretary hat den Fall in die Hand genommen. Und das wiederum ist nicht ganz so fabelhaft, wie ich es mir eigentlich wünschte.« Keiner im Polizei-Korps wußte seinen in der Londoner Akademie-Ausbildung erworbenen High-class-Akzent so lässig anzuwenden wie Superintendent Kang Yü Seng. »Das macht die Geschichte noch sensibler, als sie es sowieso ist. Deshalb, Chong … kein Wort an die Presse. Kein Sterbenswort.«
»Ja, Sir.«
»Falls sich eine der Zeitungen bei Ihnen meldet, spielen Sie's runter. Harmloses Verkehrsdelikt …«
»Aber die Betroffenen …«
»Diese Sampan-Typen? Nun, mit dem Kerl und seiner Bande … wie heißt er noch?«
»Rabenkopf.«
»Na ja, mit diesem Rabenkopf und seiner Gefolgschaft werden wir ohnehin aufräumen müssen. Irgendwann. Das ist jetzt nicht der Zeitpunkt. Die werden uns keine Schwierigkeiten machen. Die haben genügend Dreck am Stecken. Es geht um etwas anderes. Um diese Frau …«
»Maya Nandi?«
»Richtig. So wie die Situation aussieht, kann sie viel Porzellan zerschlagen. Wirklich jede Menge. Und genau das scheint sie auch vorzuhaben. Nach dem Material, das ich vorliegen habe, ist sie eminent clever. Und erfolgreich obendrein. Im Gegensatz zu diesen Eierköpfen von sogenannten Naturschützern besitzt sie ein klares Konzept und eine klare Zielvorgabe. Außerdem haben die Nandis in Malaysia einen großen Rückhalt. Auch politisch gesehen. Was ich damit sagen will: Es geht uns in diesem Fall nicht allein um den Schutz unserer politischen, sondern auch unserer wirtschaftlichen Interessen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Es war eine rein rhetorische Frage. Chong verstand natürlich nicht, was der Superintendent meinte. Er hatte auch gar nicht zu verstehen. Er hatte sich nur darüber klar zu sein, daß es nicht wichtig war, ob er verstand oder nicht. Und das steigerte nicht gerade seine Laune.
»Ja, Sir.«
»Deshalb nochmals, mein lieber Chong, es wäre wirklich sehr nett, wenn Sie und Ihre Leute alles versuchen würden, Maya Nandi zu finden. Setzen Sie ein, was Sie haben. Ziehen Sie Männer ab, wenn das notwendig werden sollte. Und falls Sie Verstärkung brauchen, wenden Sie sich an die Einsatzleitung. Die ist bereits unterrichtet …«
Der Große konnte schwimmen. Weiter oben, als sie im Fluß eine Furt fanden, hatte er es gezeigt …
Die Tigerin fauchte den Kleinen an. Als er ängstlich vor dem Wasser zurückwich, fauchte sie ein zweitesmal und schob ihn mit der Brust in den Fluß, und zwar so, daß der Junge sich auf der Strömungsseite befand und vom Druck gegen ihren Körper gepreßt wurde. Es war ja nicht weit. Hier handelte es sich nur um einen Seitenarm, aber sie mußten ans andere Ufer. Die Mangroven machten auf dieser Seite jede Bewegung
Weitere Kostenlose Bücher