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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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stand im Bericht, habe es sich um einen der ›Krieger‹ des Kanton-Gangs gehandelt. Handverlesene Leute. Er kannte doch den ›Rabenkopf‹. Aber was sollte die Sache mit dem Superintendenten? Nun, der ›Rabenkopf‹ hatte schon immer Protektion genossen. Auch bei der Security. Die offizielle Version lautete dann stets: Als Nachrichten-Quelle im Hafen ist Tok Yan unverzichtbar …
    »Sie haben dort auf dem Sampan einen Mann fertiggemacht, der Sie stellen wollte. Können Sie mir mal verraten, wie Sie das geschafft haben?«
    Tan schüttelte den Kopf.
    »Los, reden Sie!«
    »Das war nicht ich.«
    »Nein? Wer dann?«
    »Die Frau … Die Frau, die ich dort hinbrachte.«
    Inspektor Chong fuhr sorgsam mit der Spitze des rechten Zeigefingers über die geschwungene, lackschwarze rechte Braue, ehe er aufs neue sprach.
    »Sagen Sie mal, sind Sie gestört?«
    »Wie bitte?«
    »Ich frage Sie, was ist eigentlich mit Ihnen los? Haben Sie sonst Probleme, außer bei Nacht in wildfremde Sampans einzubrechen? Nein? Da täuschen Sie sich, Tan. Darin täuschen Sie sich wirklich. Die haben Sie. Wie kommen Sie zum Beispiel darauf, anzunehmen, Sie könnten mich in meinem eigenen Büro verarschen?«
    »Ich … Das … Ich will nicht …«
    Der Tropfen löste sich. Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Nase. Die Hand zitterte.
    »Es war die Frau, sagen Sie? … Der Mann auf dem Sampan war ausgebildet. Und er wog gut hundert Kilo.«
    Tan Lings Finger verknoteten sich.
    »Antworten Sie!«
    »Glauben Sie … ich meine, wirklich, Herr Inspektor, ich kann doch nicht …«
    »Antworten Sie … Wer war die Frau?«
    Chong brüllte nicht, das gehörte nicht zu seinem Stil. Seine Stimme blieb leise, jedes Wort wirkte wie abgezirkelt. »Ich will Ihnen sagen, was Sie nicht können: vor mir den harmlosen Idioten spielen. Und jetzt sage ich Ihnen, was ich kann: Wenn Sie jetzt nicht endlich zur Vernunft kommen und klare Auskünfte über alles geben, was da gestern gelaufen ist, kann ich Sie von hier ins Changi-Gefängnis überstellen. Mit einem kleinen Begleitzettel. Da steht nur eine Zahl drauf: Fünfhundertfünfundzwanzig … Das ist der Name einer Zelle. Und in dieser Zelle haben wir einen Haufen von Schwulen. Schwerstkriminelle … Auch die sind spezialisiert. Zum Beispiel darauf, Ihnen Ihren zarten Lehrerarsch aufzureißen, der Reihe nach, einer nach dem anderen.«
    Tans Adamsapfel zuckte an dem dünnen Hals hinauf. Seine Augen öffneten sich weit. Es war ein Bild gepeinigten Entsetzens.
    »Wenn Sie aus der ›Fünfhundertfünfundzwanzig‹ lebend rauskommen, Tan, das sage ich Ihnen, dann können Sie in den nächsten vier Wochen keinen Schritt mehr gehen.«
    »Aber ich habe doch …«
    »Sie haben gar nichts. Sie haben die Absicht, uns hier auf den Arm zu nehmen. Und das lasse ich nicht zu.«
    Ein Blick zu Kuo. Der begriff sofort, beugte sich blitzschnell nach vorne, drückte den steinharten Daumen auf einen Punkt an Tans Halsbeuge. Tans Körper bäumte sich auf. Er brüllte vor Schmerz. Der Kiefer sackte herab, der Kopf fiel vornüber.
    Kuo riß ihn an den Haaren zurück.
    »So«, sagte der Inspektor zufrieden. »Dies nur zur Klärung. Das Spiel hier läuft nämlich nicht nach Ihren, sondern nach unseren Regeln. Und eine davon lautet: Ich stelle Fragen, und von Ihnen bekomme ich Antworten. Korrekte Antworten, alter Junge. Sie sind Lehrer, also müßten Sie wissen, was Korrektheit bedeutet: klare, wahrheitsgemäße, saubere Erwiderungen, die ausschöpfen, was Sie wissen. Sind wir uns einig?«
    Tan Ling stöhnte. Er rieb sich den schmerzenden Hals. Die Farbe seines Gesichtes war aschgrau. Der rechte Mundwinkel hing herab.
    »Ich hab' Sie was gefragt.«
    »Ja.«
    »Ja, Sir, heißt das.«
    »Ja, Sir …«
    »Bringen Sie ihm ein Glas Wasser, Sergeant. Und eine dieser Pillen.«
    Sergeant Hsi Pei nickte und entfernte sich, um Wasser und die Tablette zu holen. Sie wurde gebraucht, wenn der Blutdruck oder das vegetative System des zum Verhör Vorgeführten abzurutschen drohten. Tan nahm die Pille folgsam wie ein Kind und trank Wasser.
    »Der Name der Frau?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Ich habe Ihnen gerade erklärt, daß es die falsche Taktik ist, mich auf die Palme zu bringen.«
    »Sir, glauben Sie mir doch! Ich … ich weiß wirklich …«
    »Wirklich? Ach nein? Wir haben auch noch andere Methoden. Ich lasse Ihnen fünfundzwanzig Stockschläge geben, wenn Sie nicht endlich reden.«
    Tans Hände schlossen sich zur Faust. Doch seine Augen waren klarer

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