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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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befestigten, die die Netze in einer bestimmten Wassertiefe hielten, um sie dann, wenn die Luft rein war, wieder an den Trawler heranzuziehen.
    Rick Martin fuhr am nächsten Morgen nach Palma, nachdem er sich zuvor telefonisch bei der zuständigen Guardia-Civil-Dienststelle angemeldet hatte. Er unterhielt sich eine Stunde mit Comandante Romero – »Diese Mitarbeiterin von Ihnen, tüchtig, tüchtig! Und was für eine faszinierende Frau!« –, berichtete, was der ›faszinierenden Frau‹ zugestoßen war und erlebte noch während seiner Anwesenheit in Romeros Büro, daß die zuständige Justiz-Bereitschaft die Erlaubnis zur Untersuchung des Restaurants Lotus in Cala d'Or und der Privat-Villa des Besitzers erteilte.
    Drei Tage später wurden zwei der taiwanesischen Boote von der Guardia Civil auf hoher See, doch in der verbotenen Zone, aufgebracht. Die Netze wurden beschlagnahmt. Dies geschah bei Nacht. Zur selben Zeit, um drei Uhr morgens, umstellten weitere Beamte das Restaurant Lotus und drangen in die Villa des Besitzers Wong Poon ein. Sie fanden im Panzerschrank – neben umfangreichen Unterlagen, die bewiesen, daß Wong Poon an den Gewinnen aus der Schleppnetz-Fängerei beteiligt war – zwölf Kilogramm Kokain von hohem Reinheitsgrad.
    Wong Poon und der Fischer Pere Pons, von dem man annahm, daß er für den Transport der Droge an Land gesorgt hatte, wurden verhaftet. Eine zweite, noch gründlichere Durchsuchung des taiwanesischen Trawlers und des Mutterschiffs, das sich in internationalem Gewässer befand, brachten kein Resultat. Der Fall erregte in den Mittelmeer-Staaten hohes Aufsehen. Fernsehen und Medien berichteten, und der Rat der zuständigen Brüsseler Kommission beschloß, ein neues Gesetz einzubringen, das eine Verschärfung der Schleppnetz-Kontrollen ermöglichen sollte.
    Rick Martin selbst brachte in seiner BBC-Wochensendung einen Bericht, in dem er auch Maya Nandis Kassetten verwendete, obwohl auf den Bildern wirklich nicht viel mehr zu sehen war, als ein hübscher, verschlafener Mittelmeer-Hafen, eine typische mallorquinische Fischerkneipe, in der ein kleiner Lautsprecher irgendwelche mallorquinischen Sprach- und Verständigungsfetzen knatterte, und ein gleichfalls typischer mallorquinischer Fischer, der ein paar Treibstoff-Kanister an Bord seines Schiffes trug.
    Martins Live-Sendung lief zweimal im Monat, jeweils Dienstag um elf Uhr vormittags, nicht gerade eine erhebende Sendezeit. Aber sie hatte den Vorteil, daß sich nicht nur eine Menge Rentner, sondern auch viele Schul-Empfangsgeräte damit erreichen ließen. Als sich der Sender endlich entschloß, das Schleppnetz-Thema zu bringen, war es bereits Mitte Oktober, ein grauer, nieselnder, nebeldurchzogener Herbsttag.
    Rick war kaum im Büro zurück, als die Sekretärin ein Fax auf den Tisch legte. Es kam aus New York. Der Absender war die Adresse einer Sunrise-Company, New Jersey. Der Text lautete:
    »Ach, Rick, ich habe gerade deine Sendung gesehen und voll schlechten Gewissens mich daran erinnert, wie ich dich damals im Stich gelassen habe. Nun, es wurde doch etwas daraus. Du warst brillant. Wie immer … Die Bilder – dilettantisch.
    Ich denke viel, viel zu viel an dich und hoffe – eigentlich weiß ich es –, daß du mir verziehen hast.
    Ich beabsichtige in nächster Zeit nach Singapur und von dort dann nach Malaysia zu fliegen. Du kennst mein Thema. Ich würde dabei sehr gerne wieder mit euch zusammenarbeiten. Was hältst du davon? …«
    Welche Frage!
    Er wunderte sich plötzlich, wie er die letzten Monate ohne Nachricht von ihr durchgestanden hatte.
    Sie hatte dreimal angerufen, hatte man ihm berichtet. Einmal, das erste Mal, hatte er sich verleugnen lassen. Der Name Maya löste noch immer ein Chaos in ihm aus. Bei den beiden anderen Telefonaten hatte Pit O'Neil mit ihr gesprochen. Er selbst war nicht im Haus gewesen.
    Das aber, was sie ›mein Thema‹ genannt hatte, erlangte in dieser ganzen Zeit mehr und mehr Gewicht für ihn. Er machte sich nichts vor: Es war vor allem der Gedanke an sie, der ihn dazu brachte, die Agentur dazu zu überreden, nein, zu zwingen, die brutale Vernichtung der südasiatischen Regenwälder zum Mittelpunkt ihrer neuen Kampagne zu machen. Und es hatte einige Schwierigkeiten und Aufregungen dabei gegeben.
    »Tiger, Tiger!« hatte Pit O'Neil getobt. »Du hast doch schon mal eine Tiger-Sendung gebracht … Gut, ich gebe ja zu: Außer Robben, Walen und Elefanten gibt's kein besseres Thema für den Artenschutz.

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