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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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tiefer fuhr, tiefer und tiefer, schneller und schneller …
    Er schrie und wachte auf.
    Licht brach durch das messingumrahmte Glasband über dem Bett.
    Das Boot schaukelte sanft. Die Sonne warf ihren goldenen Schein auf Holz und Messing. Er konnte ein Segelschiff sehen, das dem Leuchtturm entgegenzog. Ein dicker, weißhaariger Mann und ein junges Mädchen waren dabei, das Besam-Segel zu setzen.
    Das Bett neben ihm war leer. Er sah die verknäuelten Laken, die Schuhe in der Ecke, seine Kleider, ihr Lungi am Boden, versuchte sich zu orientieren, zu erinnern. Doch wie?!
    »Maya!«
    Draußen vom Pier erklangen Stimmen. Im Boot blieb es still.
    Er stand auf. Küche und Salon waren peinlich aufgeräumt. Licht flammte auch hier herein, Sonnenlicht. Der Rest der Trauben lag in einer Silberschale in der Mitte des Tisches. Ihr Koffer und die Reisetasche standen sauber nebeneinander neben dem Aufgang geparkt.
    Auch an Deck war sie nicht.
    Er duschte, zog sich hastig an, ergriff seinen Stock und hinkte den Pier entlang.
    Als er die Straße erreichte, sah er sie. Sie saß an einem Caféhaus-Tisch vor der Bar neben dem Yacht-Club. Sie hatte einen Block und eine Tasse Kaffee vor sich und schrieb.
    »Und ich hab' mich so auf unser Frühstück gefreut …«
    Sie sah auf und schob sich eine Haarsträhne aus der Stirn.
    »Oh. Ich wollte dich nicht wecken. Frühstück gibt's auch hier.«
    Er setzte sich, bestellte bei dem heraneilenden Kellner Kaffee und ein Croissant. Sie sagte nichts, schrieb weiter. Sie hatte sich geändert. Sie? Alles.
    »Was ist los, Maya?«
    Sie schrieb ihren Satz zu Ende, schob die Schutzhülle auf den Kugelschreiber und lächelte ein bißchen. Es war ein langsames, trauriges Lächeln.
    »Ich hab' mir alles überlegt, glaub mir, Rick.«
    »Was?«
    »Ich war schon auf dem Reisebüro. Hier.« Sie schob ihm ein Ticket über den Tisch. Ein Lufthansa-Ticket. »Ich fliege weg.«
    Sein Herz schlug dreimal ganz schnell, ehe es seinen Rhythmus wieder fand.
    »Es geht nicht anders, Rick. Nicht nach dieser Nacht. Mir geraten die Dinge durcheinander … Ich muß, Rick. Ich kann nicht verlangen, daß du das verstehst, aber ich muß einfach.«
    »Und warum?« Er suchte ihre Augen. Doch sie vermied seinen Blick.
    »Ich hätte es wissen müssen. Im Grunde genommen wußte ich sogar, wie das Resultat sein würde.« Sie legte ihre Hand auf seine, um sie dann schnell wieder zurückzuziehen. »Ich mag dich sehr, Rick. Das ist es ja. Aber es geht nicht anders. Du mußt mir das glauben … Ich habe dir hier alles aufgeschrieben, was wichtig ist. Dienststellen, Telefonnummern. Die Leute, bei denen sich etwas erreichen läßt. Die Kassetten lasse ich dir da. Die Sony kann ich doch mitnehmen?«
    Er nickte. Seine Fingernägel drückten Halbmonde in die Tischdecke.
    »Auch all die anderen Unterlagen, die ich habe, gebe ich dir. Und sieh mal, wenn du als Agentur-Chef aufkreuzt, werden sie ohnehin noch besser spuren, als bei mir. Ich habe auch den Namen des China-Restaurants in Cala d'Or. Und den des Besitzers.«
    Er nickte wieder. Ein Boot legte am Pier ab und begann mit der Wendung. Er sah zu. Dann sagte er: »Eine glatte Desertion also?«
    »Ja, Rick. Ich fürchte, das ist es.«
    »Und wann …?«
    »Wann ich fahre? Sofort. Meine Maschine geht um elf Uhr vierzig. Zum Flughafen brauche ich mindestens eine Stunde.«
    »Fliegst du – nach London?«
    »Nein, nach Frankfurt. Und von dort fliege ich nach New York.«
    »Ich bringe dich hin.«
    Wieder faßte sie kurz seine Hand. »Bitte nicht, Rick. Außerdem, ich kann den Wagen am Flughafen abgeben.«
    Das Schiff hatte aufgehört, sich zu drehen, und steuerte dem Hafenausgang zu.
    »Verdammt nochmal, Rick«, sagte sie, »mach mir's nicht zu schwer. Ich weiß alles, was du sagen willst. Aber ich will's nicht hören. Außerdem, so schwierig ist der Job nun wirklich nicht. Den Rest schaffst du doch alleine …«
    Zwanzig Minuten später schob sie ihr Gepäck in den Wagen, ließ den Motor an, hupte noch einmal und er konnte zusehen, wie der Leih-Panda hinter einem großen Kies-Laster verschwand …
    So schwierig ist der Job auch nicht …
    Den Rest schaffst du schon alleine …
    Er bestellte sich einen Cognac, trank dann noch ziemlich viele Cognacs auf dem Schiff und legte sich schlafen. Irgendwann in dieser Nacht erinnerte er sich an einen Trick, mit dem norwegische Schleppnetz-Fischer die Kontrollen zu unterlaufen pflegten: Sie machten ihre Schleppnetze unsichtbar, indem sie sie an Bojen

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