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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hast du endgültig den Verstand verloren?«
    »Reg dich nicht auf, Julia … Und du, Maya, mach dir keine Sorgen: Das ist bloß ein alter Bekannter.«
    Bloß ein alter Bekannter …
    »Ernest Khan ist das. Hat mich gerade angefunkt, ob er an Bord kommen könne. Hat doch die Reduit seit dem Umbau noch nicht gesehen. Und so habe ich ihn eingeladen.«
    »Du hast was?!«
    »Eingeladen«, strahlte George Andrew. »Was sollte ich denn zum Teufel anderes tun, Julia? Ernest ist im Regatta-Ausschuß. Er ist Oberschiedsrichter, ich bin der Präsident …«
    Der Präsident. Und der ›Oberschiedsrichter‹ von der See-Polizei? Und dort unten, neben der verdammten Wasseraufbereitungs-Anlage, stecken die Kassetten in einem Plastiksack … Und ich liege hier im Bikini … Sie hatte das Gefühl, im Theater zu sein, einer vollkommen albernen, aus allen Geleisen geratenen Inszenierung beizuwohnen.
    George Andrew aber grinste wie ein Honigkuchenpferd. Für ihn war das hier tatsächlich ein Sonntags-Picknick.
    Der Muskel an ihrem Rücken führte einen wilden Tanz auf. Sie konnte ihn nicht beherrschen.
    »George«, sagte sie mühsam und warf über die Schulter einen kurzen Blick auf das graue Schiff, das nun in einem eleganten Bogen zum Anlege-Manöver ausholte, »George, du hast nur eine Kleinigkeit vergessen. Die haben mit Sicherheit einen Fahndungsbefehl. Und auf dem Fahndungsbefehl ist ein Foto von mir. Dieses Foto hat auch dein Freund dort drüben.«
    »Oh verdammt …«
    Sein Mündchen stand offen. Daran hatte er nicht gedacht.
    Julia reagierte schneller als ihr Mann. Sie nahm die Sonnenbrille ab, die ihr halbes Gesicht bedeckte und warf sie Maya zu. Sie setzte sie sich auf die Nase.
    »Da! Und der Schal. Wickel dir den um den Kopf.«
    Sie tat auch das.
    Sie tat es in dem Augenblick, als beide Boote längsseits gingen. George hatte nun mit dem Motor zu tun. Die Fender schlugen auf. Von dem Polizei-Boot schwang sich ein langer, hagerer, grauhaariger Chinese an Bord der Reduit. Er trug dunkelblaue Hosen und dunkelblaue Achselstücke auf dem weißen Hemd. Goldene Sterne funkelten darauf. Und er bemühte sich um beste britische Manieren.
    »What a beautiful day, isn't it?« Dann mit einer Verbeugung zu den Damen: »And what a beautiful sight.«
    Er zeigte eine Menge braunverfärbte Zähne.
    Die Männer schüttelten sich die Hände, Julia sagte irgend etwas und George Andrew, dem die Situation nun offensichtlich doch an die Nerven ging, beeilte sich, den Polizei-Kapitän in den Salon der Reduit zu führen.
    Mayas Augen maßen den Abstand zum Ufer. Albern! Sie würden sie sowieso auffischen. Aber der grauverfließende Strich dort hinter dem Cap Changi – das war Malaysia … So nah. Und so unendlich weit entfernt.
    Deine Hände schwitzen? Was soll das? Beruhige dich, Herrgott noch mal! Er hat dich nicht erkannt. Soll er doch den Maschinenraum besichtigen. Die Kassetten wird er nicht entdecken. Dafür sorgt George.
    Aber wenn George auch das ›aufregend‹ fände? …
    Nonsense!
    Julia trat neben sie: »Da siehst du's wieder. Du hast ganz recht mit deiner Strategie. Wir sollten die Finger von den Männern lassen. Die sind wirklich zu blöd …«
    Dann fügte sie hinzu: »Mach dir keine Sorgen. Bald bist du dort drüben«, und nickte zum Horizont.
    Sie behielt recht.
    Es dauerte eine halbe Stunde, eine sehr lange halbe Stunde, dann legte Kapitän Ernest Khan in der Andeutung eines militärischen Saluts die Hand an die Stirn und strahlte Maya an. »Leider, leider war dies nun wirklich ein sehr kurzer Besuch. Ich hoffe, wir sehen uns bald einmal bei der Regatta, Miß … Miß …«
    »Esther Williams«, half Julia.
    »Miss Williams.«
    »Aber sicher. Würde mir auch Spaß machen«, versicherte Maya.
    Die Motoren dröhnten auf. Der Mann mit den grauen Haaren winkte ihnen noch einmal zu. Die Heckwelle schäumte.
    »Uff!« Erschöpft ließ sich Julia auf die Heckbank fallen. »Himmel, wenn das schiefgegangen wäre … George, hättest du vielleicht die Güte, mir zu sagen, was du dir bei dieser Geschichte gedacht hast?«
    »Nichts«, grinste George Andrew.
    »Wie üblich.«
    »Nun, meine Liebe, vielleicht hast du damit gar nicht so unrecht. Soll ich dir sagen, was meine Erfahrung mir gezeigt hat? Es ist gerade die Gedankenlosigkeit, die für interessante Situationen sorgt. Und das war doch eine, nicht wahr?«
    Maya schluckte.
    »Es war sogar eine sehr interessante Situation«, stellte George Andrew fest. »Stell dir mal die Schlagzeilen vor:

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