Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Auge der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
war im Nacken mit Kämmen zusammengesteckt. »Bist du dir sicher?«
    »Kannst du mir in etwa die Symptome des Königs beschreiben?«
    »Es heißt, der Dämon schlägt zu, wenn es kalt und feucht ist und wenn es regnet. Aber auch wenn der König zornig oder erregt ist. Dann dringt der Dämon in seinen Körper ein und schnürt ihm die Kehle ein, was zur Folge hat, dass der König keine Luft mehr bekommt und zu keuchen anfängt. Seine Brust schmerzt. Früher hatte er diese Attacken relativ selten, erfreute sich danach über längere Zeit wieder bester Gesundheit, aber jetzt leidet er zusehends an Atemnot. Nach Meinung der Priester und Magier setzt ihm der Dämon neuerdings immer heftiger zu, so dass sein Tod absehbar ist.«
    »Meine Tante hat mir mal erzählt, dass eine Cousine von ihr an solchen Anfällen litt und sich die Familie deshalb zum Salzmeer begab, das für die Heilung aller möglichen Krankheiten berühmt ist. Während ihres Aufenthalts dort besserte sich ihr Zustand tatsächlich, aber zurück in Jericho, stellten sich die Anfälle wieder ein. Den Ägyptern zufolge verlangt es die bösen Geister, die die Lungen verstopfen, die Gelenke anschwellen lassen und die Luftröhre einengen, nach Sonnenlicht und trockener Luft. Deshalb werden an trüben und regnerischen Tagen manchen Menschen die Hände steif und schmerzen, sie bekommen nur mühsam Luft und ihre Kehle ist wie zugeschnürt – weil die Dämonen auf ein warmes Plätzchen und nach sauberer, nicht von Rauch geschwängerter Luft aus sind.«
    »Und der Zorn, die Erregung?«
    »Dazu kommt es, wenn der König nicht ausreichend darauf achtet, sich vor übelwollenden Geistern zu schützen. Er vergisst zu beten und die Götter anzurufen, und prompt dringen die Dämonen bei ihm ein. Ganz bestimmt!«
    In Windeseile verließ Leah, gefolgt von David, das Dach. Unten in ihrer Kammer zog sie ein elfenbeinernes Kästchen, in dem sie früher Schmuck und Wertgegenstände aufbewahrt hatte, hervor, öffnete es und holte die Tafeln heraus, die David damals, als die beiden bei Rakel gewacht hatten, auf die ihm eigene Weise beschrieben hatte. »Den Göttern sei Dank, dass Großmutter nach dir geschickt hat, um die Worte meiner Tante aufzuzeichnen. Bei so vielen Rezepturen hätte ich mir dieses eine unmöglich merken können. Hier ist es! Es stammt aus Ägypten«, fuhr sie fort, während David las, was er selber geschrieben hatte. »Rakel zufolge pflegte ihre Familie freundschaftliche Beziehungen zu Ägyptern, bis dann Thutmosis I. Kanaan überfiel und sie ihr angestammtes Zuhause aufgeben mussten. Diese Heilmethode hat, wie die Tante sagte, ihre Mutter von einem ägyptischen Arzt übernommen. Ich bin überzeugt, dass sie wirkt!«
    David überlegte. »Es dürfte schwierig sein, zum König vorgelassen zu werden. Abgesehen von der Palastwache und den Soldaten, ist Shalaaman von Ärzten, Priestern, Ministern und Höflingen umgeben. Obwohl alle die Gerüchte kennen, machen sie aus seiner Krankheit ein derartiges Geheimnis, dass das gesamte Areal hermetisch abgeriegelt sein wird. Leah, da liegt möglicherweise das Schicksal von ganz Ugarit in unserer Hand – nur: wie verschaffen wir uns Zutritt zum Palast?«
     
    Als der Sklavenhändler den nächtlichen Besucher erkannte, war er nicht sonderlich überrascht. Wie alle Welt wusste auch er von der Notlage, in die Elias der Winzer geraten war, und dass er deshalb in den zurückliegenden Wochen nach und nach seine Sklaven hatte verkaufen lassen. Waren ihm denn überhaupt noch welche geblieben, die er jetzt versteigern lassen wollte? Die Konkubine vielleicht?
    »Shalaam,
mein Freund und Bruder.« Damit erhob er sich von seinem Schreibtisch, auf dem er Geld gezählt hatte. »Und die Segnungen Dagons.«
    »Shalaam
und der Segen der Götter. Ich möchte mit dir verhandeln.«
    »Zu deinen Diensten«, sagte der Sklavenhändler und verbeugte sich. »Wen soll ich diesmal verkaufen?«
    »Mich.«
    Der Sklavenhändler riss die Augen auf, die alsbald zu funkeln begannen. Elias würde ein hübsches Sümmchen einbringen. Er war gut gebaut und kräftig, und er kannte sich wie kaum ein Zweiter mit Trauben und Wein aus. »Wie viel verlangst du?«
    Elias reichte ihm Jothams Wechsel, worauf der des Lesens kundige Sklavenhändler angesichts des Goldgewichts, das Elias benötigte, die Lippen kräuselte. »Ist zwar ein enormer Preis, aber du bist ihn wert. Nur sage ich dir gleich, mein Freund und Bruder, jemand aus Ugarit wird dich nicht kaufen. Aber ich

Weitere Kostenlose Bücher