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Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Auge der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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habe da ein paar wohlhabende Interessenten von außerhalb an der Hand, die auf Sklaven deines Formats erpicht sind und dieses Gewicht in Gold aufbringen dürften.«
    »Dann komme ich also morgen Mittag wieder«, sagte Elias, wohlwissend, dass dann die allwöchentliche Sklavenversteigerung abgehalten wurde.
     
    Einen König zu ermorden war das schwerste Verbrechen überhaupt. Wurde der Mörder gefasst, drohte ihm eine qualvolle Hinrichtung: Erst hackte man ihm Hände und Füße ab, dann die Genitalien, und zu guter Letzt wurde er lebendigen Leibes gehäutet.
    Sosehr Rab Yehuda sich auch wünschte, Shalaaman würde sterben, so sehr fürchtete er sich vor einer derartigen Strafe. Seit Tagen hielt er sich in einem der Nebenräume des Thronsaals auf, bemühte sich einerseits aus Angst vor den Göttern, die er ebenso fürchtete wie Hinrichtungen, nicht für Shalaamans rasches Ableben zu beten, und wartete andererseits ungeduldig darauf, dass man ihn rief, um Shalaamans letzte Worte schriftlich festzuhalten. Gelassen auszuharren war Yehudas Stärke jedoch nicht. Es fing bereits an zu dämmern, die Ärzte und Magier hatten die ganze Nacht hindurch ihre Rituale durchgeführt. Warum konnte Shalaaman nicht einfach sterben?
    Rab Yehudas frühmorgendliche Grübeleien über Leben und Tod, Kronen und Könige wurden vom Erscheinen eines Dieners unterbrochen, der Besucher meldete, die darauf drängten, vorgelassen zu werden. Sie warteten bereits seit Stunden und behaupteten, über Kenntnisse zu verfügen, die den König gesund machen würden. »Ein Schriftgelehrter namens David und eine junge Frau, die vorgibt, von einer ägyptischen Heilmethode zu wissen«, fügte er spöttisch hinzu.
    »Eine
ägyptische
Heilmethode, sagst du?« Yehuda rieb sich das fliehende Kinn, der Blick aus seinen tiefliegenden Augen wurde nachdenklich. Ein ägyptisches Heilmittel … Seine Lippen verzogen sich spöttisch. »Führ sie herein.«
    »
Shalaam
und die Segnungen der Götter, Ehrenwerter Rabbi«, sagte David, als er und Leah eintraten.
    »Du behauptest, die Krankheit des Königs heilen zu können?« Yehudas gab sich ernst und anteilnehmend.
    Als David die Symptome der Krankheit beschrieb, die man in Jericho Lungenbrand nannte, und dass er und Leah eine erprobte ägyptische Heilmethode dafür hätten, konnte Yehuda sein Glück kaum fassen. Da hatte er sich eben noch gewünscht, der König würde sterben, und jetzt sprachen diese beiden da von einem Verfahren, das für Shalaaman mit Sicherheit den Tod bedeutete, zumal hinlänglich bekannt war, dass ägyptische Medizin in Kanaan wirkungslos war. Na gut, befand er, sollen doch diese beiden zu Königsmördern werden …
    Weil David ein Prinz von Lagasch war und Leah die Tochter einer angesehenen Familie, durften sie die königliche Schlafkammer betreten, in der zahlreiche Weihrauchfässer und Kohlebecken einen derart stechenden Qualm verbreiteten, dass sie kaum atmen konnten.
    Was sie zu sehen bekamen, war verblüffend.
    Die Behandlung einer verengten Luftröhre verlief nicht anders als alle anderen Behandlungen auch. Priester und Ärzte verkleideten sich auf furchterregende Weise, um die Dämonen, die Krankheiten verursachten, zu erschrecken. Da man annahm, dass der Dämon, der die Luftröhre einschnürt, vor Löwen Angst hatte, stürzten zwei als Löwen verkleidete Priester unter schaurigem Gebrüll auf das königliche Bett zu, wo sie mit ihren Pranken wie wild in der Luft herumfuchtelten, dann zurückwichen, um gleich darauf erneut anzugreifen.
    Leah meinte ihren Augen nicht zu trauen. Die Männer hatten sich jeweils das Fell eines ausgewachsenen Löwen samt Schädel, Tatzen und Schwanz übergeworfen. Die Schädel mit den gewaltigen schwarzen Mähnen waren auf ihren eigenen Köpfen befestigt und tief über ihre Gesichter gezogen, die Vorderläufe der Löwen dienten den Priestern gleichsam als Ärmel, während Hinterläufe und Pranken hinter ihnen herschleiften. Eine wahrlich virtuose Vorstellung, bei der abwechselnd vorwärtsgeprescht, angegriffen und geknurrt wurde – allerdings ohne die Dämonen in der Brust des Königs groß zu beeindrucken. Seine Majestät rang verzweifelt nach Luft. Als sich seine Lippen auch noch blau zu verfärben begannen, sagte Leah: »Wir müssen ihn in die Sonne bringen. Unverzüglich.«
    Yehuda besprach sich mit den königlichen Ärzten und Magiern, die David und Leah skeptisch beäugten. David befürchtete für Shalaaman bereits das Schlimmste, als Yehuda endlich den

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