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Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Auge der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Durcheinander mit David, der sich bemühte, in die Bruderschaft aufgenommen zu werden, aber keinen Bürgen mehr hatte und dann seine wertvollen Pfandscheine verwendete, um Bürger aus Ugarit zu bestechen, zu Leahs Hochzeit zu erscheinen. Hilflos hast du mit ansehen müssen, wie dein Meister sich in ein Mädchen verliebte, das ihm auf ewig verboten ist und einer Familie angehört, die in den sicheren Ruin trudelt. Der Prinz von Lagasch! Die mittlere Tochter, die mit Leahs Ehemann durchgebrannt und geschwängert wieder heimgekehrt ist und sich dann erhängt hat. Ein verfluchtes Haus sondergleichen. David, der sich entschied, Leah beizustehen, als ihre Tante im Sterben lag, obwohl zum selben Zeitpunkt die Zeremonie zur Benennung des nächsten Rabs stattfand. Dann die grausame Wahrheit über die Blutlinie der Familie …
    Nobu goss kochend heißes Wasser in die Waschschüssel aus Bronze, fügte ein paar Tropfen Jasmin hinzu, den Lieblingsduft seines Meisters.
    Bei all dem, was sich da ereignete, Nobu, du begriffsstutzige Schildkröte, war
Esther da, im Hintergrund, ein stilles Mädchen mit verschleiertem Gesicht. Du hast keinen Gedanken an sie verschwendet. Nicht mal angesehen hast du sie. Bis wann? Was? Es geschah im Laufe der letzten vier Jahre, jedes Mal, wenn David zu Avigail gerufen wurde und ihr beide in dieses verwünschte Haus eiltet – das von Ägyptern bewohnt wurde! Jede Begegnung ließ etwas anwachsen, was du nur nicht verstanden hast. Oder geschah es doch an jenem Tag, als sie sich zu dir setzte, als du mit einem Brummschädel am Springbrunnen saßest und auf David wartetest und sie mitbekam, wie du Selbstgespräche führtest, und als du ihr erklärtest, warum, sie gemeint hatte, es müsse wunderbar sein, seine eigenen Gedanken derart klar und deutlich zu verstehen?
    Nobu hielt inne in seiner Rückbesinnung, um den Schritten draußen auf dem Gang zu lauschen. In der Stadt, jenseits der dicken Mauern, hinter denen die Bruderschaft lebte, schien Aufregung zu herrschen. Es gab wohl irgendwelche Neuigkeiten.
    Sie hat die Stimmen als meine eigenen Gedanken bezeichnet. Konnte das sein? Dessen war sich Nobu vorher noch nie bewusst gewesen, aber vielleicht hatte sie ja recht, denn die Stimmen meldeten sich jedes Mal, sobald er zu denken aufhörte. War es wirklich er selbst, dem er lauschte, und nicht irgendwelche boshaften Götter, die ihn schikanieren wollten?
    Auf Esthers Vorschlag hin hatte Nobu seither Wein und andere alkoholische Getränke nur noch in Maßen getrunken und dafür seinen Stimmen Gehör geschenkt. Verwundert hatte er festgestellt, dass das, was die Stimmen sagten, klug und logisch war. Sie berieten ihn gut, beobachteten, was in der Welt geschah, äußerten ihre Meinung zu allem, was um ihn herum geschah. Sollten dies tatsächlich seine eigenen Gedanken sein, befand er erstaunt und stolz, dann war er eigentlich ein ungemein kluges, wenn nicht sogar ein brillantes Kerlchen. Dieser Augenblick gab Nobus Leben eine dramatische Wende: Er lernte an sich zu schätzen, was er bisher immer verachtet hatte. Und er hatte sich verliebt.
    Seit Elias als Sklave in Ketten abgeführt worden war, hatte Nobu mit angesehen, wie dessen Mutter, Ehefrau, Konkubine und Tochter im Sklaventrakt ihres eigenen Hauses leben und Ägyptern zu Diensten sein mussten. Wenn Avigail nach David schickte, wurden er und Nobu von Avigail und Hannah, Esther und Saloma und selbst von den beiden kleinen Jungen wie sehnsüchtig erwartete Soldaten empfangen, die aus der Schlacht zurückkehren. Wie Helden wurden sie behandelt. Als Held hatte sich Nobu noch nie gefühlt.
    Jedes Mal, wenn David einen Brief vorlas oder Avigail ihm einen diktierte, hat dein Blick den von Esther gesucht. Du hast dich bemüht, ihr nicht zu lange in die Augen zu schauen, um deine Gefühle nicht zu verraten. Wenn sie ihren Schleier sinken ließ, hast du nicht länger einen entstellten Mund gesehen, sondern einen Mund, den ein Lächeln umspielte. Ihre Augen schimmerten so verlockend. Und sie war groß geworden. Sie füllte deine Gedanken aus. Verlieh deiner Seele Flügel. Beherrschte deine Träume. Du möchtest sie vor allem Bösen bewahren. Aber sie wird dich nie so lieben wie du sie. Sie wird für dich unerreichbar bleiben.
    Der Lärm draußen schwoll an. Auf den Straßen schrien Menschen. Schriftgelehrte hetzten die Gänge entlang. Irgendetwas war geschehen …
     
    »Rufe die Götter an, Bruder David, es geht noch korrupter zu als befürchtet!«
    Sie waren zu

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