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Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Auge der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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konnte es schier nicht fassen, mit welcher Leidenschaft sich ihre Vereinigung vollzogen hatte. Jetzt lagen sie beide auf der Seite, David an ihren Rücken geschmiegt, sein rechter Arm unter ihr ausgestreckt, ihre Hand auf seiner ruhend. Sein linker Arm lag locker auf ihr. Als sie seinen gleichmäßigen Atemzügen lauschte, seinen warmen Atem an ihrem Hals und der Wange spürte, wusste sie, dass dies der Augenblick war, für den sie geboren worden war und der ihr auf ewig erhalten bleiben würde.
    David, ihr süßer Geliebter, das Licht ihres Herzens, der Mann, dem ihre Seele gehörte.
     
    Es war noch dunkel, als sie aufwachte. David hatte sich auf einen Ellenbogen aufgestützt und blickte auf sie nieder. Lächelnd strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, küsste sie, dann wurde er ernst. »Ich weiß noch nicht, wie wir hier herauskommen. Je länger die Ägypter uns festhalten, desto gefährlicher wird es für uns. Aber es gibt noch einen weiteren Grund, weswegen wir unbedingt nach Ugarit zurückmüssen. Yehuda agiert zusehends korrupter. Jetzt, da Shalaaman wieder in seinem Palast ist, kann ich vor ihn treten und ihm alles offenbaren. Gerade jetzt, da Ugarit Krieg droht, darf Yehuda nicht ungehindert das Recht mit Füßen treten.«
    »Wenn du Shalaaman überzeugst, dann wird er dich zum Rab berufen, nicht wahr?«
    »Nur wenn du zustimmst, die Ehefrau eines Rabs zu sein.« Er küsste sie zärtlich. »Ich habe so oft schon darüber nachgedacht. Wir müssten nicht im Haus der Bruderschaft leben, vielmehr könnten wir ein schönes Anwesen kaufen. Schließlich brauchen wir ausreichend Platz für all die Kinder, die wir bekommen werden. Und du, liebste Leah, wirst mir dann nach und nach meine Augen ersetzen.«
    Sie sah ihn verständnislos an. »Deine Augen?«
    »Das ist das Opfer, das ein Schriftgelehrter bei der Ausübung seines Berufs zu bringen hat. Der alte Rab war blind und seine Vorgänger ebenfalls. Wie er mir sagte, habe jeder Rab im Lauf der Zeit das Augenlicht eingebüßt, das sei seit Generationen so.«
    »Halla,
einen solchen Preis dafür zu bezahlen, finde ich ungerecht«, entgegnete Leah. Weshalb versagten die Götter des Schreibens ihren Dienern die Gabe des Lesens?
    »Eigentlich hätte ich Yehudas Machenschaften schon längst aufdecken sollen. Aber meine Treue zur Bruderschaft hat mich blind gemacht. Es war falsch von mir anzunehmen, meine Brüder beschützen zu können, wenn ich Yehudas Ansehen hochhielte. Stattdessen habe ich ihnen nur noch mehr geschadet. Und deiner Familie auch. Dass ich mich nicht für sie eingesetzt habe, ist unverzeihlich, Leah, aber ich verspreche dir hiermit hoch und heilig, das wiedergutzumachen.«
    »Wir werden unser Haus zurückbekommen«, sagte sie und schmiegte sich eng an ihn. »Sobald du den Beweis vorlegst, dass der Wechsel, den Zira besitzt …«
    »Ich spreche nicht von dem Haus«, unterbrach er sie und setzte sich auf. »Weißt du denn nicht …? Leah, wann hast du das letzte Mal von deiner Familie gehört?«
    Sie dachte nach. »Wir waren in Harran, kurz bevor Nachrichten über Megiddo eintrafen. Ich erhielt einen Brief von meiner Großmutter, in dem stand, dass es ihnen gutgehe und dass ihr ägyptischer Herr ein umgänglicher Mann sei.«
    »Bei Shubat!« David sprang auf. »Ich nahm an, du wüsstest …«
    Sie sah zu ihm auf, betrachtete seine vom Mondlicht sanft konturierte, muskulöse Gestalt. »Was soll ich wissen?«
    »Der ägyptische Mieter hat Ugarit wegen der Kriegsgefahr längst verlassen, weshalb Zira die Villa verkaufen will. Leah, sie hat vor, deine Familie auf dem Sklavenmarkt versteigern zu lassen.«
    »Halla!«
, zischte sie und sprang ebenfalls auf. »Rasch, ruf in ihrem Namen die Götter an.« Großmutter und Mutter, Esther und Hannah, Klein-Baruch und Klein-Aaron … Sklaven! »Wir müssen sofort zu ihnen!«
    »Selbst wenn ich jemanden bestechen muss oder im Namen von König Shalaaman Zusagen mache, die er unmöglich einhalten kann – wir müssen es nach Ugarit schaffen.«
    Sie kleideten sich rasch an. Der östliche Himmel wurde bereits eine Spur heller, was bedeutete, dass das Leben im Palast langsam erwachte. Als David den Ledergürtel um seine Taille schlang und nach seinem blauen Umhang griff, sprang die Tür zur Treppe auf, und Nobu erschien, gefolgt von vier Soldaten mit Speeren und Schilden.
    »Meister, der Pharao sucht dich!«, keuchte er, »König Thutmosis wünscht, dass du ihn begleitest. Diese militärische Eskorte soll dich

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