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Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Auge der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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in See zu stechen, für den Fall, dass sich die ägyptischen Streitkräfte Ugarit näherten. Da man zum Schutz und für eine raschere Flucht männliche Verstärkung benötigte, blühte der Sklavenhandel.
    Eins stand für Avigail fest: Sollte es Zira gelingen, sie und ihre Familie auf den Sklavenmarkt zu bringen, würden sie alle verkauft, höchstwahrscheinlich getrennt und in verschiedene Städte gebracht werden.
    Dann werden wir uns nie wiedersehen, sagte sie sich, als sie die wohlbekannte Sänfte mit den purpurnen Vorhängen auf den Schultern von Sklaven auf sich zukommen sah. Das werde ich nicht zulassen.
    Jothams Schwester stieg als Erste aus, gefolgt von einem Mann in langen, fransenbesetzten Gewändern und einem kegelförmigen Hut auf dem Kopf – Ziras Anwalt –, wohl um zu unterstreichen, dass bei der Übernahme von Elias’ Anwesen alles im Einklang mit den Gesetzen vonstatten gegangen war. In ihrer Begleitung befanden sich vier kräftige Männer vom Sklavenmarkt, jeder von ihnen mit einer Peitsche in der Hand.
    »Wo sind die anderen?«, fragte Zira ohne weitere Umstände.
    »Im Haus. Zira, warum können wir nicht als Diener für den nächsten Bewohner hierbleiben?«
    »Weil es keinen nächsten Mieter geben wird.«
    »Du hast tatsächlich vor, das Anwesen zu verkaufen?« Avigail hatte noch immer gehofft, Zira würde es sich anders überlegen.
    »König Shalaaman leidet in letzter Zeit wieder unter Erstickungsanfällen. Nichts besonders Ernstes, aber sobald sich der Dämon, der die Luftröhre beengt, in der Brust einnistet, dehnt er sich, wie wir alle wissen, immer weiter aus. Es ist also lediglich eine Frage der Zeit, bis der König zu den Göttern geht, und wenn es so weit ist, werden die Generäle der Armee meinen Yehuda zu seinem Nachfolger bestimmen.« Sie breitete die Arme aus. »Mein Sohn erachtet diese Villa als idealen Befehlsstand, von dem aus er seine Verteidigung Ugarits gegen eine ägyptische Invasion beaufsichtigen kann.«
    Avigails Augen wurden vor Entsetzen kugelrund. »Einen
militärischen
Befehlsstand
will er hier einrichten?« Sie sah bereits Soldaten, raubeinige Gesellen, Pferde durch das Anwesen trampeln. »Bitte tu das nicht. Ich flehe dich an.«
    Statt einer Antwort schnippte Zira mit den Fingern, worauf die Sklavenhändler nach Fußfesseln und Ketten griffen und näher kamen.
    »Bei Asherah«, stöhnte Avigail. »Ich kann doch nichts dafür, dass meine Enkelin damals König Shalaaman geheilt hat.«
    Ziras Augen verengten sich zu Schlitzen. »Mein Sohn sollte bereits vor vier Jahren den Thron besteigen. Aber jetzt ist der König erneut von dem Dämonen besessen, und diesmal ist deine Tochter nicht hier, um sich in das ihm von den Göttern bestimmte Schicksal einzumischen.«
    Avigail reckte die Schultern und drückte ihr Rückgrat durch. »Gib dein Vorhaben auf, Em Yehuda, und lass uns ab sofort in Ruhe. Es liegt in deinem wie in meinem Interesse, dass wir diesen Konflikt beenden. Solltest du aber nicht einlenken, werde ich gegen dich vorgehen.«
    Zira lachte. »Gegen mich vorgehen? Du hast keine Beschützer, keine Freunde, kein Zuhause, und du bist mittellos. Die Frist für den Aufschub, um den du nachgesucht hast, ist abgelaufen. Nichts ist dir geblieben. Wie willst du da gegen mich vorgehen?« Sie tauschte einen süffisanten Blick mit ihrem Anwalt.
    Avigail reckte das Kinn. »Indem ich mich auf meinen Status als Bürgerin von Ugarit berufe. Ich weiß, dass ich nach dem Gesetz keine Klageschrift einzureichen brauche, auch keine Honorare bezahlen oder gar Anwälte beschäftigen muss. Es ist mein Recht, vor Gericht gegen deinen Anspruch auf mein Anwesen Widerspruch einzulegen.«
    »Das ist nun aber wirklich unter deiner Würde, Avigail. Eine Verzögerungstaktik, mit der du nicht durchkommen wirst.«
    »Ich will nichts verzögern. Ruf auf der Stelle die Richter zusammen. Du bist reich und besitzt genug Einfluss, um ihnen umgehend deinen Fall vorzutragen. Mir ist ebenso wie dir daran gelegen, diesen Zwist ein für alle Mal zu beenden.«
    Ziras Augen verengten sich. »Du hast keine Argumente. Du kannst unmöglich gewinnen. Warum also noch mehr Zeit vergeuden?«
    »Ich kenne meine Rechte.«
    »Sicher kennst du sie. Wie mir zu Ohren gekommen ist, hast du dich ja tagelang im Haus des Goldes mit Anwälten besprochen. Auch das ist unter deiner Würde, Avigail.« Sie seufzte auf. »Also gut. Vom Gericht bis zum Markt ist es ja zum Glück nicht weit. Ich rate dir nur, mit deiner gesamten Familie

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