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Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Auge der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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voller Stolz und Begeisterung zujubeln, bis ihre Stimme versagt. Frauen werden sich euch zu Füßen werfen, euch, die ihr euch in einer siegreichen Schlacht als Helden bewährt habt. Sie werden euch beiliegen wollen. Nur allzu willig sein, euren Samen in sich aufzunehmen, den Samen der tapfersten aller Männer! Jeder von euch wird zur Belohnung seinen eigenen Bauernhof erhalten, Gefäße mit Honig und Weizenfelder. Und ihr werdet auf immer ehrenvoll sein!«
    Die Soldaten brachen in Jubel aus und schlugen mit Schwertern und Dolchen an ihre Schilde, so dass ohrenbetäubender Lärm das Tal erfüllte. Selbst David spürte, wie sich ihm vor Begeisterung unwillkürlich das Herz weitete, wie die mitreißende Stimme und die Worte des Pharaos seinen müden Geist belebten. Auch Nobu strahlte, so als könnte er es kaum erwarten, die gegnerischen Habiru zu erschlagen und sich seinen eigenen Bauernhof am Nil zu verdienen.
    Auf ein Signal von Thutmosis hin trugen die Männer an der Spitze jeder Kolonne ihre mit farbigen Bändern verzierten gegabelten Abzeichen zu einem Ochsenkarren, um unter dessen Abdeckung neue Stäbe herauszuzerren – lange und polierte, an deren Spitze jeweils eine goldene Plakette prangte. Damit kehrten sie auf ihren angestammten Platz zurück.
    Dort hoben sie die Stäbe empor, so dass jeder die Plaketten sehen konnte. Sie zeigten jeweils das Abbild des Gottes, der das betreffende Regiment beschützte. Hoch auf den langen Stäben glänzend, konnte man sie auch während der Schlacht erkennen. Die in Gold dargestellten Falken, Krokodile und Habichte sollten nicht nur die Truppen der jeweiligen Kompanien zusammenhalten, sondern ihnen auch Mut und Tapferkeit einflößen.
    In der Mittagssonne blitzte und funkelte das Gold derart, dass es die Männer blendete. Sie schrien auf, bedeckten die Augen und sanken auf die Knie. David, der sich schützend die Hand vors Gesicht hielt, sah durch die gespreizten Finger, wie gewandt die Träger die Stangen mal so und mal so in die Sonne drehten und abwechselnd jede Division mit gleißenden Strahlen bedachten. Es war ein eindrucksvolles Schauspiel. Und die Wirkung, die die goldenen Heereszeichen entfalteten, war ungeheuer.
    Mit Erstaunen bemerkte David, dass nicht alle Abbilder Götter zeigten, sondern manche so abstrakte Symbole aufwiesen, dass er sie nicht zu interpretieren wusste. Aber diese Männer um ihn, die weder lesen noch schreiben konnten, deuteten sie auf Anhieb richtig, denn auf Befehl des Pharaos hin sprangen die gerade noch entmutigten Soldaten auf, versammelten sich hinter den goldenen Standarten, schwenkten ihre Schwerter, brüllten, brachen in begeistertes Geschrei aus, so dass auf den erneuten Klang der Trompeten hin die Streitwagen mit den Bogenschützen an der Spitze plötzlich vorwärtspreschten, die Kavallerie angaloppierte und die Fußsoldaten losliefen. Unerschrocken stürmten sie dem Feind entgegen, der hinter dem nächsten Hügel lauerte.
    Sie waren nicht wenig überrascht, als der Gegner unvermittelt über
sie
herfiel, von den Hügeln herabschwärmte, hinter Felsbrocken und Bäumen, auf galoppierenden Kamelen aus Schluchten auftauchte. Gezückte Schwerter, schwirrende Pfeile und Dolche blitzten in der Sonne auf. David und Nobu, deren Wagenlenker auf die blutrünstige Horde zuhielten, mussten erkennen, dass die Soldaten, die, wie sie vermutet hatten, beim Anblick der Gegner das Weite suchen würden, sich jetzt mit hoch erhobenen Waffen und schier unmenschlichem Gebrüll kopfüber ins Gefecht stürzten.
    Die Habiru waren bekannt für ihre Geschicklichkeit im Umgang mit der Schleuder. Sie verstanden sich darauf, Felsbrocken und Steine so zielsicher zu katapultieren, dass es hieß, sie könnten auf diese Weise einen Mann, den sie in ihrem Streitwagen verfolgten, mitten ins Auge treffen. Für David gab es kein Geräusch, das einem mehr das Blut gerinnen ließ als ein Stein, der so dicht an seinem Ohr vorbeipfiff, dass er den Luftzug spüren konnte.
    »Meister!«, wimmerte Nobu aus seinem Streitwagen.
    »Bete zu den Göttern!«, schrie David zurück, als sein eigener Wagen an einen großen Felsbrocken prallte und abhob, um derart heftig wieder auf dem Boden zu landen, dass David die Luft wegblieb. Sein Wagenlenker schien keine Angst zu kennen, handhabte die Zügel mit starker Hand und muskulösen Armen, lenkte die Pferde dem Feind entgegen, ungeachtet der Pfeile und Steine und Speere, die sie umschwirrten. Besorgt sah sich David um, als er ein schrilles

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