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Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Auge der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Treffen mit dem Rab zu erwirken, werde ich mit ihm darüber sprechen.«
    Er schwieg einen Moment, dann sah er Leah direkt an. »Und selbst wenn das Gespräch mit dem Rab erfolglos sein sollte«, fuhr er leidenschaftlich fort, »werde ich der Bruderschaft beitreten und alles tun, um selbst Rab zu werden und als Oberster dieser Gemeinschaft meine schriftgelehrten Brüder wieder zu Aufrichtigkeit, Lauterkeit und Ehrsamkeit zurückzuführen.«
    Er umfasste ihre Schultern. »Leah«, sagte er leise, »bis heute waren wir nicht frei, es stand mir nicht zu, von meiner Liebe zu dir zu sprechen. Aber ich liebe dich, und wenn ich es vermag, wenn mein Noviziat beendet ist, möchte ich dich an meiner Seite haben.«
    »Das steht dir aber nicht zu, David«, schluchzte sie, »und mir auch nicht, so gern ich mit dir zusammen sein möchte. Ich bin verheiratet. Caleb ist mein Ehemann, ganz gleich, wo er sich aufhält. Und es ist meine Pflicht, meinem Vater einen Enkelsohn zu schenken, was nur mit einem Ehemann möglich ist. Ich muss dafür beten, dass Caleb wiederkommt.«
    Über Davids Gesicht legte sich ein Schatten. »Du meinst, dein Vater nimmt diesen Kerl wieder bei sich auf?«
    »Ja, David. Wenn Caleb ehrlich bereut und verspricht, den Schaden, den er angerichtet hat, wiedergutzumachen, dürfte mein Vater ihn wieder aufnehmen, schon im Hinblick auf einen Enkelsohn und um den Ruf der Familie zu wahren.«
    David grub die Finger in ihre Schultern. Wie sehr er Leah begehrte! Am liebsten hätte er sie an sich gezogen und geküsst, hätte sie unter dem Mond geliebt und wäre mit ihr eins geworden. Aber das war unmöglich. Er konnte und wollte die Frau, die er liebte, nicht entehren. »Dann bleibt mir nur übrig zu beten«, sagte er düster, »dass Caleb nicht wiederkommt. Und denke daran: Wenn er nach Ablauf von sieben Jahren noch immer nicht zurück ist, bist du dem Gesetz nach frei, Leah. Dann kannst du heiraten, wen immer du möchtest. Und ich hoffe inständig, liebste Leah, dass ich das sein werde.«

7
    Hannah strich dem bereits schlummernden Elias übers Haar.
    Sie hatten sich geliebt, und wie immer konnte sie danach nicht gleich einschlafen. Ihr Mann hatte sie mit so viel Liebe und Wohlsein erfüllt, dass sie dieses Gefühl noch auskosten wollte.
    Elias war ein gutaussehender Mann, hochgewachsen und breitschultrig, gutmütig und verständnisvoll. Jeder mochte ihn, selbst die, die aus Angst vor Jotham keine Geschäftsbeziehungen mehr zu ihm unterhielten, ihn nicht mehr besuchten, ihn sogar geflissentlich übersahen, wenn sie ihm auf der Straße begegneten. Hannah war stolz darauf, wie ihr Ehemann mit dieser Situation umging. »Mach dir nichts draus, meine Liebste«, beruhigte er sie ein ums andere Mal. »Ewig kann Jotham nicht so weitermachen. Die Götter sind mit uns. Wir werden siegen.«
    Werden wir das wirklich? Zum ersten Mal in ihren zweiundzwanzig Ehejahren fragte sie sich, ob es ihm gelingen würde, die Familie sicher durch diesen Sturm zu geleiten. Einen Monat war es jetzt her, dass Tamar mit Caleb durchgebrannt war. Niemand wusste, wo sie steckten. Hannah wäre nicht traurig, wenn Caleb ihr nie wieder unter die Augen treten würde; ihre Tochter dagegen fehlte ihr. Sie konnte nur beten, dass sie wohlauf war. Und seit Caleb verschwunden war, war auch die Hoffnung, Leah könnte schwanger werden, dahin.
    Alles nur wegen dieses rachsüchtigen Jotham und seiner Schwester! Wie lange konnte man derart in Groll verharren? Hannah hatte sich erboten, Zira öffentlich um Entschuldigung zu bitten, was aber abgelehnt worden war. Und Jotham ihre Tochter Leah anzubieten war auch keine Lösung mehr, da er, wie er sich ausgedrückt hatte, nicht daran interessiert sei, die Hinterlassenschaft eines anderen Mannes zu übernehmen. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, seinen Rachefeldzug gegen Elias fortzusetzen. Es ging schon lange nicht mehr um jene verunglückte Brautwerbung. Jotham hasste das Haus des Elias, er wollte diese Fehde gewinnen und sich an nichts weniger als dem Untergang von Elias erfreuen.
    Aber jetzt, da Tamar fort war, Leah in einer Situation steckte, die eine Wiederverheiratung nicht zuließ, und Hannah ihrerseits in das Alter kam, in dem ihr Mondfluss allmählich versiegen und sie nicht länger fruchtbar sein würde, gab es im Hause des Elias keine mehr, die einen männlichen Erben liefern könnte.
    Hannah verließ das Bett, hüllte sich in ein wollenes Gewand – die Herbstnacht war kühl und feucht – und trat auf die

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