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Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorun Thoerring
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mochte aber ebenso gut bedeuten,dass er überrascht war, weil er ganz und gar nichts Unnatürliches finden konnte. Vennestads gemurmelte Laute waren unverständlicher als die lateinischen Fachausdrücke, deren er sich hin und wieder bediente. Trotz allem beschloss Eira, den Pathologen nicht zu stören.
    Nach einer halben Stunde wurde Eiras Geduld belohnt. »Ich kann die Vermutung der Polizei bestätigen, Eira. Der Mann muss tot gewesen sein, lange bevor der Kopf vom Körper abgetrennt wurde.«
    Eira betrachtete Vennestad skeptisch. »Warum in aller Welt hat man ihn dann geköpft?«
    »Da fragen Sie den Falschen.«
    »Und die Todesursache, Vennestad?«
    Der Pathologe zögerte. »Ich habe ihn gründlich auf die häufigsten Todesursachen untersucht: blutende Magengeschwüre, Herzinfarkt, Löcher in der Hauptschlagader …«
    »Gut, okay.« Eira hatte im Augenblick keinen Bedarf an einer medizinischen Vorlesung, die ihn obendrein an die Hinfälligkeit des Körpers erinnerte. Er wollte etwas hören, das die Ermittlung möglichst schnell vorantreiben würde. »Bitte machen Sie es nicht zu kompliziert, Vennestad. Wollen Sie uns sagen, dass der Mann ganz einfach eine Krankheit hatte und daran gestorben ist?«
    »Das Einzige, was ich gefunden habe, ist eine leichte Fettleber. Er hat vermutlich gern Alkohol getrunken. Außerdem gibt es Blutergüsse an einigen Organen, besonders an den Nieren.«
    Eira seufzte frustriert. »Meine Güte, als wenn mir das was sagen würde, Vennestad … Ich wüsste jetzt doch gerne was Konkretes zur Todesursache. Dass der Mann nicht durch das Abtrennen des Kopfes gestorben ist, sondern schon lange zuvor tot war, haben Sie ja bereits bestätigt. Aber ist er denn nun eines natürlichen Todes gestorben oder wurde er ermordet?«
    Vennestads Nacken krümmte sich noch mehr. »Sie stellenschwierige Fragen.« Er drehte den Kopf um neunzig Grad in Eiras Richtung. »Haben die Leute von der Spurensicherung irgendwelche Anzeichen dafür gefunden, dass der Kopf da oben im Gebirge abgehauen worden ist?«
    »Nein.«
    »So, so.« Vennestad war schon wieder ganz und gar mit den Organen des Toten beschäftigt und nahm nun den Magen in Angriff. »Relativ kurze Zeit vor seinem Tod hat er eine ordentliche Mahlzeit zu sich genommen. Der Mageninhalt ist sehr gut erhalten. Ich denke, wir werden eine recht detaillierte Beschreibung der einzelnen Bestandteile bekommen«, sagte er langsam.
    »Das stimmt mich jetzt wirklich optimistisch.« Eira dachte daran, wie bei ihm selbst gewöhnlich ein Abendessen aussah. Eine Scheibe Brot mit Käse. Eine mit Salami. Eine mit Schinken. Kaffee.
    »Das freut mich. Man hilft ja gerne.«
    Eira gab die Hoffnung auf, innerhalb der nächsten Minuten Bahnbrechendes von Vennestad zu erfahren. Der Professor war ein Perfektionist. Genau das schätzte Eira an ihm. Im Moment fehlte ihm allerdings der Sinn für eine weitere Beschäftigung mit Detailfragen.
    Berger hatte sich die ganze Zeit über ein paar Schritte hinter Eira gehalten, mit möglichst viel Abstand zum Obduktionstisch. Sie war blass um die Nase.
    Eira nickte ihr kurz zu. »Ich fahre jetzt ins Präsidium. Dort scharrt schon eine Heerschar von Journalisten mit den Hufen.«
    Als er an ihr vorbeiging, wisperte er fast unhörbar: »Du hast übrigens die Wahl. Entweder du versauerst hier, während Vennestad sich durch die nächsten paar Stunden stochert und murmelt, oder du begleitest mich zur Pressekonferenz und wirst selbst in tausend winzige Stückchen zerpflückt. Journalisten können wie Geier sein, und unser Fall ist leider nicht gerade unspektakulär. Na?«
    »Hau schon ab. Ich bleibe hier.«
    Eira zog den Kittel aus und verschwand.
    Eira hatte die Pressekonferenz ohne größere Blessuren hinter sich gebracht und goss sich nun einen großen Becher Kaffee ein. Eben öffnete er seine Butterbrotdose, als Vennestad anrief.
    »So ein Abendessen ist nicht zu verachten, Eira. Auch wenn unsereiner abends wohl eher die traditionellen Butterbrote zu sich nimmt. Aber ich verstehe ja Ihre Skepsis …«
    »Was denn, Vennestad?«, seufzte Eira. »Hatte er Taubenbrust gegessen? Wachteleier? Vielleicht Schnecken?«
    »Nicht ganz so exotisch. Es handelt sich um die eine oder andere Variante fein gehacktes Fleisches. Darin war etwas, das wir mit ein bisschen externer Hilfe von den Biologen als Wacholderbeeren und rosa Pfeffer identifiziert haben. Außerdem einige Preiselbeeren. Ja, und dann das Brot, eine sehr grobe Sorte. Selbst gebacken, vermute ich,

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