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Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Titel: Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Matthias Griebler
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Meter vor ihm sah es schon wieder so aus, als ob da eine kleine Lichtung wäre. Das konnte es sein.
    „Hallo? Hat hier jemand ein Taxi bestellt?“, rief er und trat durch die dürre, ihm den Weg versperrende Buschgruppe.
    „Oh.“ Er stockte. Volltreffer. Zwar keine Lichtung, sondern einfach nur etwas offeneres Gelände, aber er war am Ziel. Zwei Fahrgäste also. Ein stämmiges Weib im Rotkäppchen-Outfit, was sich, ihm dabei den Rücken zuwendend, wohl gerade kräftig die Schnecke lecken ließ und ein davor zwischen ihren gespreizten Schenkeln in einer Grube kniender Kerl, von dem er links und rechts an seiner Gespielin vorbei nur die in regelmäßigen Stößen auf- und abwippenden Schultern erkennen konnte.
    Von wegen Jäger. Heiko schmunzelte verhalten. Obwohl, eine gewisse Art von Jagd war das ja auch.
    „Rähem.“ Er räusperte sich, worauf hin blitzartig Rotkäppchens Kopf zu ihm herumfuhr.
    „Oh Gott!“ Ein kurzer Aufschrei des Entsetzens und im nächsten Moment hätte Heiko fast losgekotzt. Rotkäppchen, oder besser gesagt der Kerl im Rotkäppchen Kostüm hatte einen dunklen Stufenbart. Etwas länger, und er und der andere, der sich im übrigen gerade ziemlich geschafft mit dem Armrücken über die wulstigen Lippen wischte, hätte ihn mittels seines Zorro-Gedenk-Bewuchses im Gesicht locker mit sich verknoten können.
    „Ist einer von Ihnen Herr Wolf?“ Heiko atmete tief durch.
    „Wolf?“ Der Kerl in der Grube stützte sich nachdenklich auf den Spaten in seiner Hand. „Nee“, bedauernd schüttelte er den Kopf. „Engels, Hieronymus Engels – Problemlöser“, stellte er sich dann seufzend selbst vor.
    „Nur irgendwie“, fuhr er dann zu dem anderen schauend fort, „will mir genau das heut gar nicht gelingen … Heißt du denn Wolf?“
    „Manchmal …“ Ihn von unten herauf beobachtend, nahm Rotkäppchen die Hand aus dem zu seiner linken stehenden Picknickkörbchen und schob sich genüsslich ein daraus hervorgezogenes halbes Käse-Sandwich in den Mund. „Aber die Menschen gaben mir im Laufe der letzten Jahre viele Namen“, murmelte er diabolisch schmatzend, „Beelzebub, Satan, Belial, Luzifer, Joe, Bubi – oder eben auch Black Velvet …“ Seine Hand wanderte erneut ins Körbchen und sich die Mundwinkel leckend sah er Heiko fragend an. „Wo hast du denn deinen Wagen stehen, Langer?“
    „Äh …“ Der fand kurz keine Worte. Zu skurril war das, was sich vor ihm abspielte. Was taten die hier eigentlich? Wollten die was verbuddeln? Oder suchten sie vielleicht was?
    „Nicht weit von hier“, antwortete er dann endlich. „Etwa 50 Meter in diese Richtung …“ Er deutete kurz hinter sich. „Direkt am Waldrand!“
    „Das klingt doch mal gut …“ Black Velvet nickte zufrieden und zog die Hand wieder hervor.
    Ein gedämpfter Schuss und mittig zwischen die Augen getroffen, klappte Heiko nach hinten und schlug den Bruchteil einer Sekunde später, einzig begleitet von einem leisen Rumms, rücklings auf dem feuchten Waldboden auf.
    „Lass mich raten …“ Unbeeindruckt an den Spitzen seines Schnurrbarts zupfend sah Engels seinem Gegenüber zu, wie der die Pistole nun in seinen Schoß legte und sich dafür eine Flasche Wein aus dem Körbchen griff.
    „Nen halben Meter tiefer?“ Er setzte erneut den Spaten an.
    „Gut erkannt.“ Ein kurzer Ruck mit dem Zähnen, und Huber spuckte den Korken neben ihm in die Grube. „85er viel-zu-spät-lese, Nordhang, ein wenig erdig – beschissener Jahrgang.“ Nachdenklich goss er sich ein Gläschen voll ein. „Aber auch der muss ja schließlich mal weg …“ Mit der Linken genüsslich ansetzend und mit der Rechten dabei sanft über den
Brügger & Thomet
-Silencer seiner SOCOM streichelnd, beobachtete er Engels’ Arbeit.
    „Drei Namen also … Und? Mehr hast du mir wirklich nicht zu sagen?“
    „Falls doch, meine Hübsche ...“, Engels hielt kurz inne, „würde das denn irgendwas an meiner momentanen Lage ändern?“ Hingebungsvoll kratzte er sich durch den Schritt.
    „Dacht‘ ich mir“, seufzte er dann. Hubers skeptischer Augenaufschlag sowie der leere Becher, den sein Scharfrichter jetzt wortlos neben ihm in die Grube fallen ließ, waren ihm Antwort genug.
    „Auf geht’s …“ Huber erhob sich. „Wollen wir?“, fragte er dann, seinen Klienten dabei fordernd anschauend. „Ich denke, das Loch ist jetzt …“ Er hielt inne und starrte auf Engels Jacke, wo aus dem Inneren soeben die Anfangsklänge der Titelmelodie von
Ein Colt für alle

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