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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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schlimmer er den Kerl zeichnete, je mehr Druck er auf baute, desto besser. »Können Sie über die Telefonnummer seinen Namen herausfinden?«
    »Wohl kaum. Wahrscheinlich ein Handy mit Prepaid-Karte.« Der Cop beugte sich vor, nahm die Visitenkarte in die Hand und betrachtete sie für einen langen Augenblick, ohne mehr als die Kante zu berühren. Schließlich meinte er: »Wissen Sie, als ich Ihre Nachricht abgehört habe, dachte ich, Sie hätten mir vielleicht noch etwas anderes zu sagen.«
    Tom blieb unbewegt. Immer wieder hatte er versucht, sich an den exakten Wortlaut seiner Nachricht zu erinnern. »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, Sie erwähnten, dass Sie über meine Worte nachgedacht hätten.«
    »Sie meinen, dass das üble Typen sind, mit denen wir es zu tun haben? Ja, deshalb hab ich Sie doch angerufen.«
    »Nein. Ich meine das, was ich beim Gehen gesagt hatte.«
    »Was war das?«
    Haldens Augen verengten sich. »Treiben Sie keine Spielchen mit mir.«
    »Was für Spielchen denn?«
    Der Detective nahm einen Schluck Kaffee und stellte den Becher ab. »Mr. Reed, so langsam dürften Sie eine ungefähre Vorstellung davon haben, was für Menschen in diese Sache verwickelt sind. Diese Typen werden nicht einfach vergeben und vergessen, niemals. Mit denen sollte man sich wirklich nicht anlegen. Wenn Sie mir irgendetwas zu sagen haben, egal was, wäre jetzt der richtige Moment dafür. Vielleicht ist es Ihre letzte Chance.« Halden fixierte ihn, ließ seine Worte wirken. Toms Handflächen wurden feucht. Der kleine Junge in seinem Inneren, der sich pausenlos vor Bestrafung fürchtete, wollte einfach aufgeben und mit der Wahrheit herausplatzen. Von der Leiter stürzen und sich darüber freuen, dass es endlich vorbei war.
    Nein. »Detective«, sagte Tom, »damals wusste ich nicht, was Sie meinen, und jetzt weiß ich es genauso wenig. Ich weiß nur, dass meine Frau und ich bedroht werden. Und dass wir Ihre Hilfe brauchen. Ich bitte Sie, helfen Sie uns.«
    Der Cop starrte ihn unverwandt an, ohne zu blinzeln, ohne zur Seite zu blicken. Sekunden vergingen, bis er fragte: »Was können Sie mir noch über diesen geheimnisvollen Mann erzählen?«
    In der halben Stunde, die sie sich noch unterhielten, wollte Halden immer wieder alles von Anfang an hören. Tom hatte genau das erwartet und hielt sich fast exakt an die Realität. Nur das geschmeidige, professionelle Auftreten des Drogendealers, die lediglich angedeutete Gewalt, ließ er ein wenig roher, böser, eindeutiger erscheinen. Abgesehen davon schilderte er jedes Detail: Schnitt und Farbe des Anzugs, die Rolex, die der Mann locker am linken Handgelenk trug, seine Art zu sprechen, seinen »Partner« Andre, sogar die Geschichte über Dschingis Khan. Er erinnerte sich auch an die Namen der beiden Typen, nach denen der Mann gefragt hatte, Marshall Richards und Jack Witkowski, und meinte, ein Zucken um die Augen des Cops zu bemerken, als er sie erwähnte.
    Halden notierte alles in derselben Mappe, die er schon in ihrer Küche benutzt hatte, mit derselben präzisen Handschrift, die aus seinem goldenen Füller floss. »Also gut.«
    »Und was passiert jetzt?«
    »Ich höre mich um und melde mich so bald wie möglich bei Ihnen.«
    »Aber –«
    »Genaueres weiß ich selbst noch nicht, Mr. Reed. Wenn dieser Mann wirklich am Shooting-Star-Raub beteiligt war, bekommt die Angelegenheit höchste Priorität. Meiner Erfahrung nach wird es darauf hinauslaufen, dass wir ihm eine Falle stellen – vielleicht könnten Sie ihn anrufen und behaupten, Sie hätten seine Ware gefunden. Wären Sie dazu bereit?«
    Tom hatte diese Frage kommen sehen, aber er zögerte zur Sicherheit einen Moment, bevor er antwortete. »Ja. Wenn Sie ihn dadurch erwischen.«
    »Die Chancen stehen nicht schlecht. Sie hören sehr bald von mir – wahrscheinlich noch heute. Lassen Sie Ihr Handy eingeschaltet.«
    »Und was ist mit uns?«
    »Warum gehen Sie und Ihre Frau nicht einfach ins Hotel? Es ist ja nur für ein, zwei Nächte.«
    »Und wenn er uns findet?« Diesmal musste Tom keine Besorgnis vortäuschen.
    »Er wird Sie nicht finden.« Halden stellte den Kaffeebecher auf den Tisch und richtete sich die Krawatte. »Ihre Namen hat er ganz normal in der Zeitung gelesen. Wahrscheinlich hat er Ihr Haus beobachtet, ist Ihnen zur Arbeit gefolgt und hat dann gewartet, bis Sie zum Mittagessen gehen. Superschurken gibt’s nur in Comics, Mr. Reed. Dieser Kerl hat einfach die Tribune abonniert.«
    Tom nickte zögerlich.

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