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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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schafsähnlichen Gesichtsausdruck – als würde ein Zwinkern ausreichen, um die ganze böse Welt verschwinden zu lassen.
    »Mach die Tür auf«, sagte Jack.
    Der Mann hustete und richtete sich langsam auf. »Wer sind –«
    Jack versetzte ihm eine Ohrfeige, zack, direkt auf die Backe. Genau wie damals beim Star, und die Reaktion war auch dieselbe: Furcht und Hilflosigkeit schlichen sich in Tom Reeds Augen. Furcht und Hilflosigkeit gefielen Jack – das waren laute Gefühle, die das Denken übertönten wie statisches Rauschen. Jetzt die Tür zu öffnen und zuzulassen, dass er in einen geschlossenen Raum gebracht wurde, fort von störenden Mitwissern, war so ziemlich das Dümmste, was der Typ tun konnte. Stattdessen sollte er auf die Straße rennen und sich die Lungen aus dem Leib brüllen. Nur leider kam er nicht darauf – dank Furcht und Hilflosigkeit. »Mach die Tür auf.«
    Der Mann nickte, griff in die Tasche und holte einen Schlüsselbund heraus, drehte sich um und steckte einen Schlüssel in die Tür, die hoch in den ersten Stock führte.
    »Nicht die Tür. Die andere.«
    »Was?«
    Jack zog seine verchromte .45er und ließ sie am Finger baumeln.
    Tom Reeds Augen weiteten sich und er fasste an seine Hosentasche. »Hier, nehmen Sie mein Geld.«
    »Komm, mach die andere Tür auf, Tom.«
    Einen Moment lang stand der Typ einfach nur da, bis er endlich kapierte, einen Schritt zur Seite trat und die Tür zu Will Tuttles Wohnung aufsperrte.
    »Rein mit dir.«
    Jack folgte ihm. Er wartete, bis sie im Wohnzimmer waren und die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war. Dann drosch er den Kolben der Pistole direkt in Tom Reeds rechte Niere.
    Der Typ knickte zusammen, als hätten all seine Muskeln im selben Moment ausgesetzt. Als er auf den Boden krachte, hatte er schon die Embryonalstellung eingenommen. Er umklammerte seine Seiten und seinen Bauch und stieß ein dünnes, animalisches Keuchen aus, ein Bein zuckte wie bei einem Frosch. Jack drehte sich um und legte das Bolzenschloss vor, blieb einen Augenblick stehen und blickte auf den armen Kerl hinab, der sich vor ihm krümmte. »Warum unterhalten wir uns nicht ein bisschen?«
    Er konnte sich nicht bewegen, er konnte nicht denken. Eine dunkle Sonne brannte in seinem Rücken, spuckte glühende Flammen und zischende Lavaklumpen. Tom kämpfte um Luft, er wollte einfach nur atmen, doch die Umgebung verschwamm vor seinen Augen. An seinem Mund war etwas Feuchtes, unter ihm der fleckige Holzboden, der übelriechende Dreck von unzähligen Fußabdrücken. Ein metallisches Schnappen drang von irgendwoher an seine Ohren. Das Schloss. Noch nie hatte ihm ein simples Geräusch so viel Angst eingejagt.
    »Warum unterhalten wir uns nicht ein bisschen?«
    Tom ächzte. Die Stimme war über ihm. Der Mann vom Bahnsteig Sedgwick. Breit statt dick. Mit einer Pistole. Er kannte seinen Namen. Tom versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen.
    Jetzt redete der Typ weiter. »Wir sind uns zwar noch nicht begegnet, aber irgendwie kommt es mir vor, als würde ich dich trotzdem ganz gut kennen, Tom. Erstaunlich, was man so alles über einen Menschen lernen kann, wenn man einfach nur seine Post durchgeht.« Ein paar Blätter segelten zu Boden, weißes, bedrucktes Papier. »Weißt du, was das ist? Das ist eine Kreditkartenabrechnung. Diese Quittung, die sie einem immer schicken, wenn man eine Einzahlung vornimmt. Und weißt du, was da steht? Da steht, dass du letzte Woche fünfzehn Riesen Schulden abbezahlt hast. Fünfzehntausendvierhundertzwölf Dollar und fünfundsiebzig Cent, um genau zu sein.«
    Die Post. Gestern war ihm aufgefallen, dass der Briefkasten leer war, und Anna hatte auch etwas in der Richtung erwähnt. Sie hatten es auf einen neuen Briefträger geschoben oder irgendeine Panne, wie sie bei der Post ständig vorkam. Jetzt wusste er es besser. Dieser Typ hatte sie seit Tagen beobachtet.
    »Und jetzt frage ich mich, wer kann sich das leisten, auf einen Schlag fünfzehntausendvierhundertzwölf Dollar und fünfundsiebzig Cent zu bezahlen?« Eine Stiefelspitze stupste ihn an, und Tom rollte sich zur Seite. Die plötzliche Bewegung ließ den Boden wanken, aber zumindest schien sich der Schmerz auf einem gewissen Niveau stabilisiert zu haben. Er stellte fest, dass er wieder atmen konnte, und sog die Luft in tiefen Zügen ein, um den Kopf freizukriegen.
    »Ich kann dir sagen, wer. Nur ein absoluter Idiot kann sich das leisten. Nicht einfach irgendein Trottel, nein, ein erstklassiger

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