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Im Bann der Dämonin

Im Bann der Dämonin

Titel: Im Bann der Dämonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Chong
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alte Frau mit sich durch den Mittelgang nach draußen, unterdessen spuckte sie fortwährend um sich und stieß Schreie aus.
    Um sich herum hörte Luciana bedauerndes Gemurmel, Wortfetzen wie „ strega pazza … strana vecchia“ . Verrückte alte Hexe.
    Gesù Cristo , fluchte die Dämonin im Stillen. Menschen. Wie erbärmlich.
    Nach außen hin lächelte sie schulterzuckend.
    Die Zeremonie ging weiter. Nachdem die endlosen, langweiligen Rituale endlich beendet waren, schritten die Priester durch den Mittelgang an den Gläubigen vorbei nach draußen. Einige von ihnen betrachteten Luciana, neugierig, die die Ursache des Tumults gewesen war. Sie schenkte jedem ihr frommstes Lächeln. Doch tatsächlich landeten die meisten Blicke der Herren tiefer, auf ihrem prallen Dekolleté.
    Auch die Männer Gottes sind eben nur Männer, das hatte sieschon immer gewusst.
    Die Menge der Kirchenbesucher zerstreute sich allmählich, strömte hinaus in den frühen Abend. Zum Picknick und zu den Feierlichkeiten, zu den mit Blumengirlanden, Ballons und Papierlaternen geschmückten Booten. Zu Musik und Tanz und, sobald die Sonne untergegangen war, zum Feuerwerk.
    Luciana verweilte noch ein wenig in dem Gotteshaus. Dann schlenderte sie auf eine der Seitenkapellen zu, kniete sich zum vorgetäuschten Gebet auf den kühlen Marmorboden und schaute flüchtig auf die wenigen Gläubigen, die sich noch in der Kirche aufhielten.
    Wer wird es dieses Jahr sein?
    Wer von ihnen wird der Auserwählte sein?
    Heute hatte sie das Verlangen nach einem gut aussehenden jungen Mann. Einem Mann, dessen Leben sie für eine einzige, spektakuläre Nacht verändern würde. Dessen geheimste Fantasien und wildesten Träume sie in dieser Nacht wahr werden ließ. Einem Mann, der mit ihr das Spiel der Verführung spielen würde. Einem Mann, dessen Leben vor Sonnenaufgang sein Ende finden würde.
    Sie drehte sich um und entdeckte ihn, und seine Erscheinung raubte ihr den Atem.
    Chi è? Sie musste sich bremsen, damit sie es nicht laut sagte: Wer ist denn das?
    Groß, dunkelhaarig, attraktiv.
    Ja. Aber noch etwas anderes, viel Wichtigeres machte ihn aus.
    Gefährlich. Wild. Wütend. Das war es, was ihr als Erstes an ihm auffiel.
    Er war schöner als eine Michelangelo-Statue. Seine muskulösen, sonnengebräunten Arme waren mit Tattoos bedeckt. Kurz geschorenes, dunkles Haar wie ein Soldat. Rasiert, doch nicht aus ästhetischen, sondern aus rein praktischen Gründen, so glaubte sie zumindest. Ein konzentrierter und stechender Blick aus hellgrauen Augen. Dieselbe Farbe hatte der Regen.Diesen Mann umgab die Aura eines rastlosen Ozeans. Sein Aussehen bildete das krasse Gegenteil zu dem der herausgeputzten mammoni , der italienischen Muttersöhnchen, von denen Venedig voll zu sein schien.
    Er war schön. Nicht einfach nur ein hübscher Junge.
    Sein muskulöser Körperbau und seine selbstbewusste Haltung deuteten darauf hin, dass er nicht von hier stammte.
    Kein Venezianer. Kein Italiener. Kein Europäer.
    Kein Mensch.
    Der Gedanke erschreckte sie. Sie wusste nicht, wieso.
    Über ihr flatterte ein Vogel durch die Kirchenkuppel. Sein schneller Flügelschlag, sein zwitscherndes Tremolo verloren sich im Raum. Die Touristen reckten die Hälse und deuteten nach oben. Auch Luciana schaute nach oben. Es war nur eine Taube, eine dieser widerlichen Flugratten, die Venedig seit Jahrhunderten verpesteten.
    Doch der Lärm des Vogels löste plötzlich Zweifel in ihr aus.
    Denn das Geräusch von schlagenden Flügeln war oft ein Vorbote anderer geflügelter Belästigungen.
    Das Gesicht des Mannes war schöner als das jedes Sterblichen, den sie je gesehen hatte. Sie schloss die Augen und richtete ihre Energie direkt auf ihn. Und wartete auf ein Zeichen. Auf das tiefe Wissen. Auf das Gefühl von Macht, unsterblich und außergewöhnlich, das von allen göttlichen Wesen ausging.
    Und jetzt spürte sie die auflodernde Energie. Keine bloße intuitive Empfindung war das, sondern eine spürbare, geballte Energieladung erfasste sie und ließ sie nach hinten taumeln. Es warf sie beinahe um.
    Er war ein Engel.
    In diesem Moment rauschte ein ganzer Schwarm Tauben durch die geöffneten Kirchentüren ins Innere. Sie schraubten sich in die Höhe, schwangen sich zu dem bisher einsamen Vogel in der Kuppel auf, und schnell erfüllte ihr dutzendfaches Gurren und lautes Flügelschlagen den Raum.
    Der Lärm der Tauben und die Stimmen der Touristen vermischten sich zu einer Kakophonie. Ausrufe auf Italienisch,

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