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Im Bann der Dämonin

Im Bann der Dämonin

Titel: Im Bann der Dämonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Chong
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Englisch, Deutsch, Japanisch und einem Dutzend anderer Sprachen erklangen, und alle Leute deuteten und starrten auf die in der Höhe kreisenden Vögel. Das donnernde Flattern der vielen Flügel und das menschliche Stimmengewirr vereinigten sich allmählich zu einem Summen, das erst leiser wurde und schließlich ganz verstummte.
    Wenigstens für Luciana.
    Denn sie achtete nur noch auf ihn. Der erste Mann und die erste Frau, die sich in einem wilden Paradiesgarten trafen. Oder der letzte Mann und die letzte Frau auf der Welt, die sich am Ende der Zeiten auf einer vertrockneten Ebene gegenüberstanden.
    Engel und Dämon.
    Eingeschworene Feinde.
    Sie standen in der Seitenkapelle. Sie starrten sich an. Sein Blick hielt ihrem stand. In diesem Moment zogen ganze Jahrhunderte vor Lucianas innerem Auge vorbei. Sie kam sich vor, als wäre sie soeben neu geboren, ganz allein durch die Anwesenheit dieses Mannes.
    Der in das Innerste ihrer Seele hineinzuschauen schien. So wie sie in seine.
    Einen Moment lang vergaß sie ihre Jagdgelüste. Vergaß die Rachegefühle und den Wunsch, die gesamte Kompanie der Engel auszulöschen. Sie konnte nichts mehr denken, kannte nur noch diesen Augenblick, wie sie in der stillen Kapelle stand, die letzten Sonnenstrahlen des Tages auf ihrem Gesicht.
    Mit ihm.
    Wäre er ein Mensch, hätte sie ihn seinem kostbaren Erlöser überlassen. Dann hätte sie ihm gestattet, die Kirche zu verlassen, sich mit den Venezianern in die Feierlichkeiten zu stürzen und sich an der Stadt zu erfreuen. Sie hätte ihm gestattet, sich das Feuerwerk anzusehen, billigen Prosecco zu trinken und amnächsten Morgen wieder abzureisen.
    Sie hätte ihm gestattet, weiterzuleben.
    Doch diese Gedanken verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren. Das Gekreisch der Vögel und das Gemurmel der Menschenmassen wuchsen wieder zu einem ohrenbetäubenden Lärm an. Die Leute schubsten sich und drängelten aneinander vorbei, um dem Chaos zu entfliehen. Luciana kehrte in die harsche Realität zurück, zurück zu der Erkenntnis, dass sie sich in einer viel zu heißen Kirche befand, die sie so sehr verabscheute.
    Und jetzt wusste sie auch wieder, wie sehr sie diesen Mann hasste und alle seiner Art.
    Sie würde ihn zerstören. Sie musste ihn zerstören. Nie zuvor hatte sie einen Engel geopfert.
    Wie konnte sie Satan besser die Ehre erweisen? Ja, dieser Mann gab ein prächtiges Opfer ab. Luciana verzog die Lippen zu ihrem typischen Lächeln – ein Lächeln, das sie über viele Jahrhunderte geübt hatte und das einem Mann wilde Lust versprach, ganz ohne Worte. Dieses Lächeln schenkte sie dem Unbekannten durch den Schauer von grauen Federn hindurch, der auf sie herabregnete.
    Vergiss die Erlösung. Möge die Jagd beginnen!

1. KAPITEL
    Ein Tag zuvor
    W illkommen zu Hause, baronessa .“
    Luciana Rossettis Privatboot wartete schon am Dock des Marco-Polo-Flughafens, und ihr Chauffeur half ihr beim Heruntersteigen vom Steg in das glänzende Mahagoni-Boot. Das Wasser glitzerte im Licht der Morgensonne, die die Lagune erstrahlen ließ. „Danke, Massimo. Es ist schön, wieder daheim zu sein.“
    „Kein Gepäck, signora ?“
    „Ich bin etwas überstürzt aus den Staaten abgereist.“ Luciana nahm auf einem Sessel im hinteren Teil des Bootes Platz. Sie lehnte sich in die hellbraunen Lederpolster. Endlich konnte sie sich entspannen. Sie atmete tief ein und stieß die Luft mit einem Seufzer der Erleichterung wieder aus.
    Überstürzte Abreise war etwas untertrieben. Gerade noch entkommen traf es eher.
    Doch im Moment fehlten ihr die richtigen Worte. Mit Worten allein ließ sich kaum ausdrücken, was ihr in den vergangenen drei Monaten widerfahren war. Und ihr fehlte einfach die Energie, Massimo davon zu berichten.
    „Ist alles in Ordnung?“, erkundigte er sich besorgt, während er das Boot hinaus auf die Lagune steuerte. Wenn irgendjemand spürte, ob etwas mit ihr nicht stimmte, dann war er es. Massimo war ihr maggiordomo , ihr Butler, ihre rechte Hand, und zwar schon seit zweihundert Jahren. Er warf ihr einen Blick zu und musterte sie stirnrunzelnd. „Sie sehen müde aus.“
    „Wie oft habe ich dich darauf hingewiesen, du sollst mir das nicht sagen, Massimo? Das will keine Frau hören, selbst wenn es wahr ist. Es geht mir gut.“
    Es ging ihr nicht gut.
    Sie schloss die Augen und lehnte sich zurück. Vielleichtwürde es ihr gleich wieder besser gehen. Doch im Moment war sie vollkommen erschöpft. Total ausgelaugt.
    Aber sie lebte

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