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Im Bann der Dämonin

Im Bann der Dämonin

Titel: Im Bann der Dämonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Chong
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Sünden vergeben zu können. Dass sie die Erleuchtung gefunden hatte.
    Ob sie wieder getötet hat? fragte er sich. Es gab keine Möglichkeit für ihn, es herauszufinden.
    Er kehrte zurück an den Ort ihres ersten Beisammenseins, die heruntergekommene Pension. Dort hatte er sie ans Bett gefesselt, ihr die Glasscherben aus dem Rücken gezogen und mit ihr das Feuerwerk über der Stadt betrachtet, in der sie jetzt spurlos verschwunden war. Doch als er zu dem einst sicheren Hauptquartier der Kompanie kam, war es nicht etwa Luciana, die dort auf ihn wartete.
    In der bescheidenen Eingangshalle saß Arielle, makellosfrisiert wie eh und je.
    Der perfekte Engel.
    „Dich hätte ich hier nicht erwartet“, begrüßte er sie.
    Und das war nicht als Scherz gemeint. Im vergangenen Jahr hatten er und Arielle nicht ein einziges Wort miteinander gewechselt. Trotzdem wusste er sofort, was sie hier wollte. Da die Pension nach den Vorkommnissen im letzten Jahr nicht mehr als sicher galt, konnte es nur einen Grund geben, weswegen sie hier war.
    Sie wartet auf Luciana. Oder auf mich. Oder auf uns beide .
    „Es ist wichtig, dass wir zusammenarbeiten.“ Arielle blickte ihn mit ihren blauen Augen unerschütterlich an. „Um sicherzustellen, dass es in dieser Gegend nicht zu weiteren Aufständen kommt. Ich erwarte ein wenig mehr Dankbarkeit von dir, wo Infusino und ich doch im vergangenen Jahr in letzter Minute die Fabrik in die Luft gesprengt haben, um dich zu retten.“
    „Ihr wart das?“, fragte er, nur wenig überrascht. „Ich hatte eigentlich geglaubt, es wäre ein Akt Gottes gewesen.“
    „War es das nicht?“ Arielle lächelte matt. „Wir hatten extremes Glück. Wir feuerten einen Flammenwerfer vom Boot aus in einen der Öfen. Die meisten dieser alten Gebäude sind nicht sehr stabil, sie wurden vor über tausend Jahren auf Holzpfählen in die Lagune gebaut. Darum ging es so schnell.“
    „Und jetzt soll ich mich bei dir bedanken? Obwohl du mich hast degradieren lassen?“
    „Die Degradierung ist nur zeitweilig. Ich bin mir sicher, dass du binnen kürzester Zeit wieder in die Position eines Supervisors aufsteigen wirst. Außerdem war nicht ich es, die für deine Degradierung gesorgt hat. Das warst du selbst.“
    Selbst wenn es so gewesen wäre – das war es wert, dachte er. Alles, was ich letztes Jahr getan habe, um Luciana deinen Klauen zu entreißen, war es wert.
    Wie üblich konnte es Arielle nicht dabei belassen und fing an, ihn wieder einmal zu belehren. „Du hättest damals den Hubschraubernicht stehlen dürfen. Du hättest nicht mit der Gefangenen fliehen dürfen. Du hättest unter keinen Umständen zulassen dürfen, dass sie entkommt. Ich weiß nicht, wie du das geschafft hast. Aber es gibt eine Menge Dinge, die du besser sein gelassen hättest, Brandon.“
    „Du hattest niemals vor, Luciana zu bekehren.“ Brandon widerte ihr ausdrucksloses Gesicht an. „Du hattest vor, sie dazubehalten und zu foltern und sie für deine eigenen Zwecke zu benutzen.“
    „Mach dich doch nicht lächerlich! So etwas würde ich niemals tun.“ Dann stand sie abrupt auf und wandte sich zum Gehen. Als sie schon mit einem halben Fuß aus der Tür war, fügte sie noch hinzu: „Selbst wenn es so gewesen wäre, könntest du mir das niemals beweisen.“
    Und dann lächelte sie. Verbissen. Zum ersten Mal dachte Brandon, dass ihr Markenzeichen, diese verkrampfte Neutralität, kein Zeichen von Gelassenheit war.
    Sondern einfach nur pathologisch.
    Oben in seinem Zimmer setzte er sich auf den Rand des harten Betts, nahm die Packung Streichhölzer und zündete die Kerze auf dem Nachttisch an. Er öffnete das Fenster und sah hinaus auf die Adria.
    Er wartete.
    Sie hat versprochen zurückzukommen .
    Dann legte er sich aufs Bett, weder voller Angst noch voller Hoffnung.
    Seit einem Jahr hatte er keine Albträume mehr gehabt.
    Sie hatte ihn davon befreit, jede Nacht seinen menschlichen Tod wieder zu erleben. Seine Träume waren jetzt wieder ganz normal, so ähnlich wie damals, in seiner Zeit als Mensch. Voller Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, Erfahrungen und Seltsamkeiten – alles bunt durcheinandergemischt.
    Doch auch von Luciana hatte er seit einem Jahr nicht mehr wieder geträumt.
    Er schloss die Augen.
    Und schon tauchte sie in seinem Unterbewusstsein auf. Nicht als scharfe Kontur und so lebendig wie in früheren Träumen. Nein, ihr Bild war vage, vernebelt und mystisch wie eine ferne Fata Morgana. Als er auf sie zuging, entpuppte sie sich

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