Im Bann der Dämonin
genau, wann sie stöhnen musste, wie sie sich wann zu winden hatte, welche Muskeln sie wann anspannen und wieder entspannen musste, und wann sie in sich zusammensinken musste, als wäre sie vom Liebesakt vollkommen erschöpft.
„ Mio caro , ich komme“, schnurrte sie daher genau im richtigen Augenblick.
Hinterher lag er halb über ihr, vollkommen fertig, mit einem kleinen, befriedigten Lächeln im Gesicht. Einen Moment lang widerte er sie an, denn es war eindeutig, dass der Akt für ihn viel schöner gewesen war als für sie.
Und während Brandon an Eva dachte, dachte Luciana an Lilith.
Denn vor Eva war Lilith gewesen. Die Arme tauchte allerdings in keiner offiziellen Version der heiligen Schriften irgendeiner Religion auf. Ihr Leben war nichts weiter als volkstümliche Überlieferung geblieben, ihre Geschichte nur weitergegeben durch Hörensagen und heimlich geflüsterte Erzählungen. Glaubte man diesen Erzählungen, war Lilith Adams erste Frau, zur selben Zeit erschaffen wie er, aus demselben Lehm. Sie wurde geschaffen als ein ihm ebenbürtiges, nicht ihm untergeordnetes Wesen. Lilith war schließlich des monogamen Sexlebens überdrüssig geworden und hatte den Garten Eden verlassen, um sich den spannenderen Dämonen zuzuwenden.
Lilith hatte keine Angst davor, das zu tun, was sie tun wollte, und mit jedem zu vögeln, den sie vögeln wollte.
Lilith war bekannt dafür, dass sie Männer in ihren Träumen überfiel.
Was würde Lilith jetzt tun? überlegte Luciana.
Ohne Zweifel würde sie Brandon beseitigen. Schnell und ganz ohne Reuegedanken. Sie würde unter das Bett greifen, wo Luciana immer ein kleines Fläschchen Gift aufbewahrte, genau für solche Fälle.
Wenn der Mann schließlich schlief oder kurz davor war, einzuschlafen auf ihrer seidenen Bettdecke, würde sie ihm das Gift injizieren.
Und wenn der Mann nicht starb, würde Lilith ihn so lange behalten, bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Bis sie gefunden hatte, was sie brauchte, um ihn für immer auszuschalten.
Das würde Lilith tun.
Aber Luciana war nicht Lilith. Trotz aller Morde, die sie in den vergangenen Jahrhunderten begangen hatte, empfand sie immer noch Reue.
Nun lag Brandon neben ihr in ihrem Bett und schlief. Das Mondlicht fiel auf seinen Körper, und im fahlen Licht wirkte er wie ein junger Gott, der aus dem Himmel auf die Erde gesandt worden war.
Und doch hatte er etwas so Irdisches an sich, etwas, das so absolut menschlich war.
Er war nicht der Rohling, für den sie ihn bei ihrer ersten Begegnung gehalten hatte.
Was ist bloß los mit mir? Luciana ärgerte sich über ihre Sentimentalität.
Sie griff unters Bett und tastete mit den Fingern nach dem Plastikröhrchen der Spritze, die sie dort angebracht hatte.
In dieser Sekunde zog er sie an sich.
„Das war so intensiv.“ Brandon vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. „Überwältigend.“
„Hmmm, ja“, gab sie vage Laute der Zustimmung von sich und versuchte, ihre Zwiegespaltenheit zu verbergen. Sie musste an das Gift gelangen. „Wie ein zweites Feuerwerk.“
Er setzte sich auf, und seine grauen Augen glänzten silbern im Mondlicht. „Aber du bist nicht gekommen.“
Wenn dem so war, war es nicht seine Schuld.
Nach ihrer Erfahrung rangierte Sex maximal zwischen ziemlich ungemütlich bis hin zu schmerzhaft. Sie hatte gehofft, mit Brandon wäre es anders. Doch das war nicht der Fall gewesen – es war enttäuschend, allerdings keine große Überraschung.
„Natürlich hatte ich einen Orgasmus. Du bist ein phänomenaler Liebhaber.“
„Darum geht es nicht. Lüg mich nicht an!“
Sie zuckte mit den Schultern und rollte sich auf die Seite, um wieder unters Bett zu greifen.
Aber er hielt sie fest und fragte mit einer seltsamen Dringlichkeit in der Stimme: „Warum hast du ihn vorgetäuscht?“
Weil ich es immer mache, dachte Luciana.
„Ob ich vorgetäuscht habe oder nicht, spielt keine Rolle. Ich weiß nicht, warum du darauf herumreitest.“ Sie seufzte. „Es war sehr schön, mio caro .“
„Was soll denn das heißen? Wir sind hier zu zweit! Sex hat etwas mit der Verbindung von zwei Menschen zu tun. Wenn du keinen Spaß hattest …“
„Ich hatte Spaß, amore mio . Dank dir dafür.“
Was ist mit dem Gift? Sie lag einen Moment still auf der Seite, den Blick von ihm abgewandt. Wenn sie die Hand nur ein wenig weiter ausstreckte, könnte sie die Spritze zu fassen kriegen und …
„Du weißt ja, was man sagt“, unterbrach er ihre Gedanken. „Wenn es beim ersten Mal
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