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Im Bann der Dämonin

Im Bann der Dämonin

Titel: Im Bann der Dämonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Chong
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nur wegen Brandon .
    Sie fröstelte, als ihr das Ausmaß dieser Veränderung bewusst wurde.
    Ich kann nicht Abschied nehmen von dem, was mich am Leben erhält, dachte sie. Es gibt nur noch einen Ort, an den ich gehen kann. Zu der einzigen verbliebenen Person in Venedig, die mir vielleicht helfen kann .
    Luciana stand auf, kleidete sich an und schnitt rasch im Garten ein paar Rosen ab – als Opfergabe für die Gestalt der Finsternis, die sie jetzt besuchen würde.
    Brandon kletterte an der dunklen Fassade der Casa Rossetti herab und verschwand in der Nacht.
    Glück gehabt .
    Das war alles, was er denken konnte. Allerdings hatte er nicht den blassesten Schimmer, wieso sie ihn rausgeworfen hatte.
    Aber das war es, was ihn gerettet hatte.
    Zum Hauptquartier der Kompanie in dem verlassenen Palast wollte er nicht zurückkehren. Er hatte schon viel zu lange dort gehockt. Nachdem er mit der Dämonin geschlafen und sie ihn danach abserviert hatte, war es ihm nicht möglich, Arielle gegenüberzutreten.
    Nicht jetzt. Solange er noch die Haut der Dämonin auf seiner spürte. Solange sein Körper noch von ihrer Nähe zehrte.
    Brandon wanderte lange durch die Straßen. In seinem Kopf rumorten die Gedanken, während er Brücken überquerte und durch enge Gassen lief, bis er sich in dem Gewirr aus Straßen und Kanälen verirrt hatte.
    Jemand, der mir so viel Vergnügen bereitet hat, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick … Wie kann sie böse sein?
    Er blickte hinauf in den Himmel, wo die Sterne funkelten. Nichts hatte sich geändert. Wenn überhaupt, hatte sich durch ihre intime Begegnung alles noch mehr verkompliziert. Die geträumte Qualität ihrer Begegnungen war fleischgeworden, war nun Realität.
    Und die Dämonin selbst. Er hatte Schwierigkeiten, sie sich vorzustellen. Der Gedanke an sie war flüchtig, veränderlich, kurzlebig. Jungfrau, Drache, Verführerin, Madonna. Ihm war, als wäre alles, was er jemals mit Frauen in Verbindung gebracht hatte, in Luciana vereint. All die verschiedenen Bilder und Gefühle, die sich unter der Oberfläche ihrer Haut verbargen und immer wieder veränderten.
    Zum Verrücktwerden.
    Ihm sprang ein altes Eisentor ins Auge. Es schien aus derkleinen Gasse hervorzustechen, wobei das dekorativ geschmiedete Metall irgendwie zu glühen schien. Es kam ihm vor, als würden die dargestellten Weinranken, die sich sachte im Wind bewegten, ihm zuwinkten. Er ging auf das Tor zu und sah darüber, konnte aber nichts sehen.
    Also stieß er es auf – die alten Scharniere quietschten laut und betrat einen Garten.
    Dort umschwärmten Glühwürmchen eine Statue, die in der Mitte des Gartens stand.
    Bei näherer Betrachtung stellte sie sich als eine Statue des Heiligen Georgs heraus, des Drachentöters.
    Was hatte das nur alles zu bedeuten?
    Das Absurdeste an der ganzen Situation war, dass er viel näher davor war, vom Drachen verschlungen zu werden, als ihn zu töten.

12. KAPITEL
    M assimo lenkte das Boot hinaus auf die dunkle Lagune, in die sumpfigen Gewässer nahe der Insel Sant’Ariano. Die verwunschene kleine Insel war seit Jahrhunderten verlassen, seit dem sechzehnten Jahrhundert schon, seit die Stadtväter Venedigs beschlossen hatten, die Insel als ossario , als Beinhaus, zu benutzen.
    Als Lagerstätte für die Gebeine der toten Venezianer.
    Luciana war zum ersten Mal noch als Mensch hier gewesen, als junge Frau hier gewesen, und zwar auf der Suche nach Schlangen, von der es auf der Insel wimmeln sollte. Schlangen waren unverzichtbar für die Giftrezepturen, die sie in alten Apothekerbüchern gefunden hatte. Doch statt der Schlangen hatte sie hier etwas anderes gefunden.
    Jemand anderen, um genau zu sein. Jemanden, der ihr geholfen hatte, die Kunst des Giftmischens zu erlernen – weit über das Maß hinaus, wie sie es selbst sich hätte beibringen können.
    „Warte hier auf mich“, sagte sie zu Massimo, als sie aus dem Boot stieg und die Blumen mitnahm. „Diese Angelegenheit muss ich alleine erledigen.“
    Ein seltsamer Nebel driftete über die Lagune, sehr ungewöhnlich für diese Jahreszeit, mitten im Hochsommer. Lucianas Schuhe knirschten auf dem erdigen Untergrund. Sie dachte ungern daran, was sich unter ihren Schuhsohlen befand. Noch bis vor etwa hundert Jahren hatte man die Leichen einfach hier abgeladen, als Haufen von Knochen. Dann hatte die Stadt Venedig beschlossen, die Haufen abtragen zu lassen, und dadurch waren die Knochensplitter jetzt überall auf der Insel verteilt. Dann hatte man

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