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Im Bann der Dämonin

Im Bann der Dämonin

Titel: Im Bann der Dämonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Chong
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voller Blut, und Blut rann auch vom Kinn des Türhüters. Er ging zu dem Dämon und öffnete ihm den Mund.
    Der Türhüter hatte keine Zunge mehr.
    Außer sich vor Zorn starrte er Arielle an, die hinaus auf den Kanal blickte, der im frühen Morgenlicht schimmerte. „Ich war vielleicht etwas übereifrig. Aber manchmal sind solche Dinge nötig.“
    „Nötig.“ Mehr konnte er nicht sagen.
    „Er ist ja kein Mensch. Wenn du mit diesen Dämonen Mitleid hast, wirst du deinen Auftrag nie zu Ende bringen.“
    Auch gegenüber in der Casa Rossetti hörten alle den Schrei.
    „Das war Giancarlo!“, sagte Luciana zu Massimo und sah von ihrer Arbeit auf. „Das weiß ich.“
    „Giancarlo und Antonio sind alte Seelen in starken, jungen Körpern“, versicherte Massimo ihr. Doch sein Gesicht war so weiß wie das Arsen, das er gerade abmaß. „Sie können sich verteidigen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihnen etwas zugestoßen ist …“
    „Vergiss die Wahrscheinlichkeit, Massimo! Ich weiß, was ich gerade gehört habe.“
    Wut stieg in ihr auf. Sie stellte das Fläschchen hin, das sie in der Hand hielt.
    Sie standen da und sahen einander an, ohne ein Wort zu sagen. Ein Mitglied ihrer Türhüterfamilie, die sie sich über Jahrhunderte mühsam zusammengesucht und jahrzehntelang ausgebildet hatte – verloren. Unbrauchbar gemacht von diesemverdammten Engel.
    Massimos Sorgenfalten wurden tiefer. „Vielleicht wäre es jetzt an der Zeit …“
    „Geh! Nimm die anderen mit und geht in die Toskana oder nach Neapel. Geht irgendwohin, nur sagt mir nicht, wohin.“
    Massimo schwieg für einen Augenblick. „Ich werde Sie nicht verlassen. Sie brauchen Schutz, mehr als jeder von uns. Wir ha-ben einen Eid geschworen.“
    „Hier seid ihr mir nur im Weg und nichts weiter als Zielscheiben für diese verdammten Engel. Wir können nicht hierbleiben, alle eingesperrt in diesem Haus. Ich würde auch gehen, wenn ich könnte. Aber ich habe Verpflichtungen. Ich muss in Venedig bleiben. Geh jetzt, Massimo!“
    „Nein, baronessa . Nicht, bis Sie mich davon überzeugt haben, dass es absolut notwendig ist.“
    Eine schreckliche Stille entstand zwischen ihnen. Da war etwas, über das sie noch nie gesprochen hatten.
    „Das kann ich dir nicht zumuten, Massimo. Nicht im Moment.“
    „Dann bleibe ich.“
    Der Tod war nicht das Ende. Das wussten sie beide. Die Seele war unzerstörbar.
    Sie waren beide schon ihren menschlichen Tod gestorben.
    Aber Folter durch die Kompanie der Engel … Keiner von ihnen wusste, was das genau bedeutete. Außer dem Schrei, den sie beide gehört hatten, dieses wortlose Geräusch, das nichts Gutes verhieß.

11. KAPITEL
    B randon stürmte an Arielle vorbei und knallte zum zweiten Mal an diesem Morgen die Hintertür des einsturzgefährdeten Palazzo hinter sich zu.
    Nicht viel später erklomm er die Seitenwand von Lucianas Stadthaus, indem er Säulen und Simse als Leiter benutzte. Er wusste nicht genau, was ihn zu dieser Aktion veranlasste, aber es war ihm auch egal. Er wusste nur, dass er nicht mehr nachdachte.
    Er folgte einzig und allein seinem Bauchgefühl.
    Lucianas Zuhause ist wie sie selbst, dachte Brandon, als er ihr Schlafzimmerfenster aufbrach und hineinkletterte. Opulent. Luxuriös. Sinnlich .
    Die Fresken an den Wänden zeigten nackte Gestalten, Sartyre und Nymphen in eindeutigen Positionen. Ihre nur teilweise bekleidete Haut war in sinnlichen Farben gestaltet, die zum Anfassen reizten. Dicke Vorhänge aus Seide und Samt flankierten die Fenster und das große, schmiedeeiserne Bett, das in der Mitte des Raumes stand.
    Aber wo ist die Dämonin? fragte er sich.
    Dass es vielleicht noch weitere Türhüter hier gab, die ihn gefangen nehmen konnte, diesen Gedanken hatte Brandon weit fortgeschoben.
    In diesem Moment betrat Luciana das Schlafzimmer. Offensichtlich hatte sie ein Bad genommen. Sie trug einen schwarzen Morgenmantel und hatte ein dickes weißes Handtuch um den Kopf geschlungen. Als sie Brandon sah, ließ sie vor Schreck das Handtuch fallen und lief stolpernd zur Tür.
    „Warten Sie! Rufen Sie nicht Ihre Türhüter!“
    „Wieso nicht?“ Luciana sah ihn misstrauisch an. „Woher soll ich wissen, ob Sie uns nicht alle foltern werden?“
    Jede Erklärung, jedes Wort blieb ihm im Halse stecken.
    Die Botschaft, die er ihr hatte überbringen wollen, blieb des- halb ungesagt.
    Die Kompanie hat vor, Sie zu vernichten .
    Es war bereits zu spät. Er war vom Kurs abgekommen und vollkommen besinnungslos, allein durch

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