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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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Gattungen huschten mit gesenkten Köpfen den Tunnel entlang und verschwanden durch einen schmalen Durchlass, der Timothy bei seinem ersten Besuch nicht aufgefallen war. Die meisten der Homorden schwiegen oder flüsterten sich gedämpft wenige Worte zu, und Timothy war unendlich erleichtert, dass ihnen bisher niemand Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
    Sie hatten es gerade eben noch geschafft, drei schlichte Kutten auf der Plaza zu erstehen, so wie die meisten Lemuren sie trugen, wenn sie außer Haus gingen. Loo hatte widerstrebend seine Zipfelmütze abgelegt, Avy sich ihre blauen Haare in die Stirn gestrichen, und nur das perlenbesetzte Lederband an Timothys Handgelenk verriet, dass er der Gattung der Liberen angehören sollte.
    »Heilige Kletterwurzel – das ist Tyr von den Validen«, wisperte Avy Loo zu und versuchte, durch ihre Haarsträhnen hindurch den breitschultrigen Mann unauffällig zu verfolgen, der schnell seinen Kopf unter der Kapuze seines violetten Umhangs verbarg.
    »Kopf runter und sei still!«, zischte Loo zurück. »Das wird nicht der letzte Lemur sein, der dir bekannt vorkommt«, raunte er und deutete mit einem Kopfnicken in Richtung eines schwarzäugigen Crucio.
    Auch Timothy, der die schwarz gewandete Gestalt erst einmal zuvor gesehen hatte, erkannte ihn sofort wieder: Es war niemand anderes als Malignus aus dem Ältestenrat, der ihn vor den Augen der anderen Ältesten so offenkundig verhöhnt hatte.
    Der Crucio zog in diesem Moment ein violettes Tuch unter seiner Kutte hervor, schlang es um sein Handgelenk, dann tauchte er in einer dichten Traube Homorden unter, die schweigend vor dem Durchlass standen.
    Wenige Schritte später hatten auch Timothy, Loo und Avy die wartenden Homorden erreicht und stellten mit Schrecken fest, dass immer mehr von ihnen das violette Tuch aus ihren Kutten, Hosentaschen oder unter Mützen hervorzogen, um es als Zeichen ihrer Zugehörigkeit um den Arm zu schlingen.
    »Und jetzt?«, zischte Avy und drehte ihr blau glitzerndes Handgelenk.
    Ein dicklicher Niptrade mit schmierigem Bart, den er zu einer Schnecke an seinem Kinn gewunden hatte, war Timothys Blick gefolgt und starrte auf Avys nackte Haut. »Hast die Prüfung noch nicht abgelegt, was?«
    Avy tat, als hätte sie ihren Artgenossen nicht gehört, und schob sich möglichst weit weg von ihm dem Durchlass zu.
    Doch der Niptrade ließ sich so leicht nicht abschütteln und stand einen Moment später wieder neben ihr. »Bist wohl ganz frisch dabei, was? Find ich gut, dass auch die junge Generation Sinn für Politik hat«, schnurrte er.
    Avy, die keine Möglichkeit mehr sah, dem Niptraden auszuweichen, lächelte unbeholfen. »Ja, erst gestern haben meine Freunde und ich uns angeschlossen«, sagte sie so selbstbewusst wie möglich und winkte Loo und Timothy, zu ihr zu kommen.
    Der Niptrade warf einen kurzen Blick auf Loo, dann sah er Timothy an. »So so, ein Libere auf unserer Seite? Doch nicht so freidenkerisch, wie man immer sagt, was?«
    »Ich, äh, habe meine Gründe!«, stotterte der unsicher. »Das Meer – Ich will nur das Meer sehen. Dafür gehe ich jeden Weg!«, fügte er schnell hinzu, als er die hochgezogenen Brauen des Niptraden sah.
    »Und du meinst, das wird reichen, um die Prüfung zu bestehen?«
    »Äh, ich weiß nicht – was ist denn die Prüfung?«
    Eine Vinin mit hochroten Wangen, die in einem fliehenden Kinn mündeten, drehte sich abrupt um und musterte Timothy scharf. »Hat man euch denn auf gar nichts vorbereitet?«, fragte sie ungehalten. »Der Oimach ist die Prüfung, Jungchen! Wird sich bald zeigen, ob du das Zeug zu nem echten Homorden hast«, raunzte sie, verschwand mit grimmigem Ausdruck durch den Durchschlupf in die Dunkelheit und gab damit den Weg für Timothy, Loo und Avy frei.
    Timothy folgte ihrem Beispiel klopfenden Herzens. Er musste einen Moment stehenbleiben, bis sich seine Augen an das fahle Licht gewöhnt hatten, dann aber sah er den Grund für das Warten der Homorden: Die Freunde fanden sich auf einem glitschigen Steg wieder, um sie herum nur die spiegelnde Oberfläche tiefschwarzen Morastes. Wenige Steine durchbrachen kalt und spitz den stinkenden Schlamm, und da, wo sie in das trostlose Schwarz eintauchten, schlugen kleine Bläschen an die Oberfläche.
    Timothy warf einen Blick über die Schulter zu dem Durchschlupf. Gerade zwängte sich der schmierige Niptrade durch die Tunnelwand und steuerte auf Avy zu. Wachsam folgte Timothy jedem seiner Schritte und wartete darauf, dass der

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