Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)
einige seiner Gesinnungsbrüder an sich vorbeiziehen, während seine vorstehenden Augen nachdenklich auf Timothy ruhten.
Ich muss mich verraten haben! , schoss es Timothy durch den Kopf, und er spürte, wie seine Beine ihm nicht mehr gehorchen wollten. Alles in ihm verlangte danach, durch den Tunnel zurückzulaufen, um auf irgendeine Weise diesem grauenvollen Ort zu entkommen. Panisch sah er sich um, suchte einen Ausweg. Doch aus dem Tunnel strömten inzwischen so viele schwarz gewandete Homorden in die sich öffnende Grotte, dass an eine Flucht gar nicht zu denken war. Hilflos suchte er Loos Blick. Der aber sah scheinbar teilnahmslos in die Ferne, und zu allem Überfluss glitzerte Avys Haut unter der Gefahr verräterisch hell.
Plötzlich, und vollkommen unverständlicherweise, ließ sie Loo und Timothy stehen, um sich einträchtig an den Arm des verdutzten Niptraden zu hängen.
»Liberen!«, schnaubte sie mit einem verächtlichen Blick über die Schulter. »Verbringen ihr ganzes Leben lang in der Kommune und wissen noch nicht mal, dass die Dan nur Gedanken lesen können, der Oimach jedoch deine dunkelsten Seiten erspüren kann! Na ja, er wird schon sehen, was – Also, wir wollen doch nicht zu spät kommen, oder?«
»Natürlich nicht«, beeilte sich ihr Artgenosse zu sagen und ließ sich widerspruchslos in die Grotte ziehen.
Timothy ließ seinen Kopf in den Nacken fallen und zog wie ein Ertrinkender die feuchte Luft ein, bis Loo ihn in die Seite stieß.
»Alter! Am besten, du sagst gar nichts mehr, bis wir wieder hier raus sind«, knurrte er.
Auch wenn Timothy immer noch den Drang verspürte zu fliehen, nickte er nur stumm und folgte seinem Freund zwischen den herabhängenden Steinzapfen hindurch in die viel breitere Höhle, die von mindestens zehn Validen bewacht wurde. Bisher hatte Timothy außer den schemenhaften Gestalten im Sumpf keinen Pentraden zu Gesicht bekommen, aber jetzt wieselten immer wieder nackte, rattenähnliche Kreaturen mit langen Schneidezähnen zwischen seinen Füßen hindurch, die ärgerlich von den Homorden zur Seite getreten wurden.
Schon ihr Anblick reichte Timothy, um zu begreifen, warum diese Wesen auf die Grotte beschränkt waren, doch wenige Schritte weiter, da standen sie neben Avy vor einer abscheulichen Gestalt, die seine bösesten Vorahnungen bei weitem übertraf.
Der Pentrade hatte eine breite, flache Nase, deren Nüstern sich bei jedem seiner schweren Atemzüge auf und ab blähten. Dabei lief ihm ein grünlicher Schleim über die wulstigen Lippen aus seinem mit vorstehenden Hauern übersäten Maul, das so groß war, dass es ihm ein Leichtes gewesen wäre, Timothys Kopf mit einem Biss abzureißen. Was Timothy jedoch viel mehr entsetzte, waren die fünf weiteren, viel kleineren Köpfe, die mit den Haaren um seinen Gürtel geschlungen zu dem Wesen hoch sahen.
»Er hat die Prüfung noch nicht abgelegt«, krächzte der kleinste der Köpfe plötzlich.
Timothy stöhnte unwillkürlich, taumelte rückwärts und stieß gegen die Beine eines der Validen, der ihn mit ärgerlichem Brummen zurückschob.
»Ohne Prüfung geht`s nicht am Oimach vorbei!«, raunzte er, während er den schmierigen Niptraden hinter sich durchwinkte, als er das violette Erkennungszeichen an dessen Handgelenk sah. Timothy blickte unsicher von dem Validen zu dem noch viel größeren Oimach, der in Ketten gelegt seine weiteren Köpfe anstierte.
Wieder meldete sich der kleinste Kopf zu Wort: »Ich spüre Unsicherheit, Angst und«, der Kopf legte sich schief, »ja tatsächlich ist da auch Verzweiflung. Keine guten Voraussetzungen für einen Homorden.«
Der neben ihm hängende Kopf schielte zu seinem Vorsprecher herüber. »Aber da ist auch Kühnheit! Der junge Libere kann geradezu verwegen sein, wenn er seine Angst besiegt«, tat er mit tiefen Bass kund. »Außerdem erkenne ich Ausdauer und Entschlossenheit.«
Timothy spürte, wie er trotz der kühlen Luft unter seinem Umhang zu schwitzen begann, und fühlte sich mit einem Mal unendlich schwer. Ergeben wartete er das Urteil des nächsten Kopfes ab, der ihn schon die ganze Zeit über neugierig gemustert hatte.
»Interessant, interessant«, schnurrte die viel hellere Stimme auch sogleich. »Die Kraft des Heilens ist für einen Liberen verschwindend gering ausgeprägt, und doch spüre ich erstaunliche Anlagen. Unter der richtigen Führung könnte er zu einem großen Homorden heranwachsen.«
»Ich kann seine Angst aber geradezu riechen!«, unterbrach der kleine
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