Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)
eigentlich nicht mehr. Aber mit dem Bolzen fährt er ganz gut. Ich bin nur einmal von den Schienen geflogen.«
»Ach so?«
»Ich bitte, Platz zu nehmen«, sagte Loo. »Ich nehme den Leihstuhl.«
Timothy schluckte, setzte sich jedoch widerspruchslos. Sofort begann der Sessel unter ihm unruhig zu vibrieren und stotterte dabei wie ein altersschwacher Rasenmäher. Loo, der hinter ihm auf seinem Klappstuhl Platz genommen hatte, lehnte sich vor, löste einen Hebel an Timothys Sessel und gab dem Monstrum einen tüchtigen Stoß.
»Achtung, jetzt geht's los! Gut festhalten!«, rief er Timothy hinterher, doch er war bereits hinter der nächsten Kurve verschwunden.
Kapitel III
In verba magistri iurare
Malignus, aus dem Ältestenrat, spähte vorsichtig durch die Gardine, die nur noch in Fetzen vor dem zerborstenen Fenster hing. Er sah einem Color nach, der, mit einer lächerlichen Zipfelmütze bekleidet, an der allerlei Glöckchen bimmelten, die Via Vetus hinunterstolperte. An seiner Seite ging ein junger Libere, gekleidet in ein traditionelles Perlengewand.
Der Crucio fuchtelte mit der Hand und bedeutete den anderen, wieder den Raum zu betreten. Die Gründungsmitglieder der Homorden hatten sich in diesem verkommenen Teil der Provinz versammelt und waren erschrocken in das fensterlose Nebenzimmer gewichen, als sie ein lautes Poltern gehört hatten. Eines der verrotteten Nebenhäuser war just in diesem Moment vollends in sich zusammengebrochen und ein Balken hatte dabei fast den jungen Liberen erschlagen.
»Was war denn da los?«, polterte jetzt eine laute Stimme aus dem Nebenraum. Sie gehörte einem fetten Händler, der seine massige Gestalt mühsam durch den Türrahmen drückte. Mit einem hässlichen Geräusch zerriss seine Kutte an dem splittrigen Holz. »Bei den Hexen! Diese verdammten Umhänge! Es wäre besser gewesen, wir hätten uns in der Grotte getroffen.«
»Zu gefährlich, Linus«, meckerte eine quakige Stimme aus dem Dunkel.
»Ach was, gefährlich! Man muss eben geschickt vorgehen und sich die Pentraden zunutze machen. Wäre sowieso besser, sie würden auf unserer Seite stehen«, wetterte der fette Händler und beugte sich ächzend nach einer Fackel, die hastig auf dem Boden ausgetreten worden war. Als er sie neu entzündete, leuchteten die Gesichter der anderen auf.
In ihrem Schein sah man die scharfen Gesichtszüge von Malignus, der mit seinen unergründlichen Augen den beiden ungleichen Gestalten auf der Via Vetus nachblickte.
»Ein Color und ein Libere – Wahrscheinlich haben sie dem verrückten Apotheker einen Besuch abgestattet«, sagte er kühl, ohne dem Schutthaufen weitere Beachtung zu schenken. »Ansonsten gibt es für niemanden einen Grund, hier draußen zu sein.«
»Außer für uns«, kicherte eine blau schimmernde Frau überdreht. Ihre hagere Gestalt warf einen langen Schatten auf die Dielen; ihr Blick hatte etwas Irres. »Mir ist zu Ohren gekommen, unser Meister hätte sechs weitere angeworben.«
»Nur sechs!«, erwiderte der Händler verächtlich.
»Du stehst schon Pate für drei von ihnen oder, Vesania? Wie machen sie sich?«, fragte Malignus.
»Der Meister ist eben sehr bedächtig bei seiner Wahl«, entgegnete die Niptradin erzürnt, setzte im nächsten Moment jedoch kichernd hinzu: »Ich hoffe nur, es ist endlich ein junger Bellare unter ihnen. Ich würde mich seiner liebend gern annehmen, so hübsch wie seine Gattung ist.«
»Und? Wie viele Getreue sind wir schon?«, fragte der Händler in die Runde.
»Neunhundertelf, ohne die sechs Neuen«, antwortete ein Vine mit unerträglich quakender Stimme.
»Und wie viele haben die Prüfung abgelegt?«, forschte sein Gegenüber weiter.
Malignus sah den Händler mit zusammengekniffenen Augen an, ein Ausdruck, der bei den Crucio als äußerst gefährlich zu bewerten war. »Du bist sehr neugierig, Linus. Wie viele von deinen Schülern haben denn die Prüfung bisher abgelegt? Du hast doch über zwanzig, so viel ich weiß.«
Linus überging den Einwand und sah mit flackerndem Blick zum Fenster hinaus. Wann würde der Meister endlich eintreffen? Er hatte noch zwei geschäftliche Verabredungen, von denen er sich wertvolle Informationen versprach.
Er war von seiner Rolle als oberer Homorde nicht überzeugt, doch das behielt er wohlweislich für sich. Dennoch gehörte er zu den Gründungsmitgliedern. Dies aber hatte eher geschäftliche Gründe. Als Informationshändler war er einer der Ersten, der von der Vereinigung, die sich selbst Homorden
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