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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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nannte, Wind bekommen hatte: Eine kleine Gruppe Intellektueller, die sich zusammengeschlossen hatte, um eine mögliche Rückkehr zur Oberwelt zu debattieren. Entgegen anderen Splittergruppen hegten die Homorden anfangs keine feindlichen Absichten gegen die Menschen, sondern stützten ihre Überlegungen ganz auf die Prophezeiung. Viel mehr auf die Prophezeiungen, denn diese wurde in verschiedenster Weise mündlich überliefert. Die Variationen hatte jedoch eins gemein: Es wurde von einem Erlöser gesprochen, der den Weg zur Drudel weisen und letztendlich die Lemuren in die Freiheit führen würde.
    Selbstverständlich glaubte Linus selbst nicht an die Prophezeiungen um die Drudel. Glauben war nichts, womit er sich aufhielt – sein Kapital war das Wissen. Die wenigen Fakten, die die Homorden über die Drudel zusammengetragen hatten, verkaufte er kurzum an andere Gruppen mit ähnlichen Zielen. Linus tat es mit reinem Gewissen. Letztendlich waren die meisten der Aufständigen doch bloß hohlköpfige Raufbolde, die in der Regel nicht schlauer waren als ein Tarp. Sie glaubten tatsächlich, sie könnten die Ältesten zwingen, den Bann aufzuheben. Doch schon jeder durchschnittlich gebildete Lemur wusste, dass dies nicht möglich war, es sei denn, man glaubte der Mär, die Drudel enthielte den Schlüssel zu ihrer Freiheit.
    Um dieses unerreichbare Ziel rankten sich viele Mythen und Sagen, so waren etliche Lemuren davon überzeugt, es benötige nur die Übereinkunft aller Gattungen, jeweils vertreten durch ihre Ältesten, um den Bann aufzuheben. Da jedoch das Geschlecht der bösartigen Nex als auch der friedensbringenden Pacifer als ausgestorben galt, hatte diese Theorie nie unter Beweis gestellt werden können. Es existierten schließlich nur noch acht von den zehn Gattungen. Eine Regeländerung war also unmöglich.
    Nach Linus‘ Ansicht hatte der Bann auch durchaus seine Berechtigung, er hielt die komplizierte Verflechtung aus Lemuren, Dämonen, Pentraden, Hexen und Menschen im Gleichgewicht, auch wenn sie zu Menschen und Hexen seit Dekaden keinen Kontakt mehr pflegten. Wie auch? Eine Verbindung wurde durch eben diesen Bann verhindert.
    Umso erstaunlicher war es, dass aus dem kleinen Kreis Intellektueller ein ernstzunehmender Bund, die Homorden, erwachsen war. Ihre Absichten waren inzwischen nicht mehr bloße Pläne und Gewalt schien ihnen ein vertretbares Mittel, insbesondere wenn es sie ihrem Ziel ein Stück näher brachte, die menschenbesetzte Oberwelt zurückzugewinnen. Sie trafen sich in aller Heimlichkeit, wählten ihre Mitglieder mit Bedacht und bildeten ihren Nachwuchs gewissenhaft aus.
    Linus war mehr als erstaunt, als vor einem Annotas tatsächlich ein Lemur aufgetaucht war, der allen Vorstellungen des Erlösers entsprach. Er war von den Homorden, als lang erwarteter Erretter, natürlich mit offenen Armen aufgenommen worden und schnell zu ihrem Anführer geworden.
    Linus dachte an den Diar, als er Zyracc das erste Mal persönlich begegnete. Niemals zuvor hatte er einen Lemur kennengelernt, der über so ungeheure Fähigkeiten verfügte. Vor einiger Zeit hatte eine Vinin ein Kind zur Welt gebracht, dessen Vater ein Dan gewesen war. Tatsächlich hatte das Kind die Gaben beider Elternteile geerbt und wurde somit Mittelpunkt der Gespräche im halben Lemurischen Reich. Denn normalerweise erbte der Nachwuchs aus zwei unterschiedlichen Gattungen keine der Fähigkeiten seiner Eltern und wurde damit fast so gewöhnlich wie ein Mensch. Das Kind war wirklich einzigartig … bis Zyracc wie aus dem Nichts auftauchte. Er übertraf diese Absonderlichkeit bei Weitem: Ihr Meister vereinte die Gaben aller bestehenden Gattungen! Es war beinahe beängstigend.
    Er konnte Gedanken lesen und seine in die Köpfe anderer setzen, beherrschte das Wasser, verstand es, nur durch Handauflegen zu heilen, war unermesslich stark, dazu noch bei allem blitzschnell. Außerdem vermochte er, sich wie die Vinen zu tarnen, nur dass er es mit absoluter Perfektion tat. Die Vinen waren meist so berauscht, dass ihre Tarnung als Schrank, Uhr oder Tapete niemals vollkommen wirkte und zu aberwitzigen Fehlern führte. Nicht selten hatten sie als Uhr vierundzwanzig Zeiger und nur eine Ziffer oder als Schrank die Füße zu oberst. Ihr Meister hätte die ganze Zeit anwesend sein können, ohne dass ihn jemand bemerkt hätte.
    Auch die Gabe der schwarzäugigen Crucio, Schmerzen durch den reinen Willen seiner Gedanken zu verursachen, beherrschte er beispiellos. Linus

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