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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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doch an die gemeinsame Sache denken – an das große Ziel!«
    Vesania schüttelte missbilligend den Kopf und schaute zu Malignus hinüber, der einen prüfenden Blick auf die Via Vetus warf. Die Straße lag verlassen da. Der Crucio sah zu Linus, fixierte ihn mit zu Schlitzen verengten Augen.
    Der Händler wusste, was das zu bedeuten hatte. Er begann zu zittern, und stinkender Angstschweiß rann ihm die Stirn hinunter. Er wollte weglaufen, immerhin war er als Color extrem schnell, doch die übermächtige Gabe seines Gegners hielt ihn an der Stelle, und dann begann es: Malignus schloss die Augen.
    Sofort krümmte Linus sich zusammen und schrie: »Nein! Hört auf, Crucio! Hoher Crucio – nicht!«
    Malignus zeigte kein Mitleid, stattdessen hob er nur leicht das Kinn. Abrupt wurde Linus Körper nach hinten geschleudert, er fiel auf den Rücken und seine Glieder zuckten unkontrolliert. Sein Peiniger hatte ihn fest im Griff, er war ihm vollkommen ausgeliefert.
    »Wirst du dem Meister gehorchen?«
    »Ich gehorche dem Meister! Ich bin ihm untertan!« Linus Stimme überschlug sich förmlich, er hätte alles getan, um diesen Qualen zu entkommen.
    Doch Malignus senkte sein Kinn – Linus wurde von einer unsichtbaren Macht nach vorne gepeitscht.
    »Wirst du auch seine Worte schwören, Linus?«
    »Ich werde seine Worte schwören! Lasst von mir ab! Malignus! Ich werde sie schwören!« Die kräftige Stimme des Händlers war nur noch ein Krächzen.
    Erst als Malignus Augen sich entspannten und wieder teilnahmslos ins Leere starrten, sackte der Händler in sich zusammen und wimmerte flehentlich.
    »In verba magistri iurare – Lasst uns auf des Meisters Worte schwören«
    Der Chor setzte ein: »De profundis clamavi ad te! Iniqua numquam regna perpetuum manent. Aus den Abgründen habe ich zu dir gerufen! Ungerechte Reiche währen niemals ewig …«
    Wieder und wieder ertönten die uralten Worte im Gleichklang, bis aus dem Nichts eine Gestalt erschien.
    · ~ ·
    Als Timothys Sessel um die Kurve bog, krallte er sich verbissen in den plüschigen Armlehnen fest, da er fürchtete, jeden Moment seinen Halt zu verlieren und auf den Schienen zu landen, so sehr holperte sein Gefährt. Zumindest war er jetzt wachgerüttelt worden, von Müdigkeit keine Spur, obwohl es bereits ein Uhr sein musste. Die Röhre, die sie durchreisten, war muffig und dunkel. Timothy konnte immer noch nicht weiter als drei Meter nach vorne blicken, und hatte nicht den blassesten Schimmer, was auf ihn zukommen konnte.
    Diese Nacht war mit Abstand das Verrückteste, das ihm je passiert war. Das Verrückteste, was einem Menschen überhaupt passieren konnte. Aber eines war klar: Alles, was jetzt kam, konnte nur besser sein als die Gitterstäbe, die ihn an die alte Villa fesselten.
    So fuhr er, genauso nervös wie neugierig, den spärlich beleuchteten Tunnel entlang und hielt nervös nach Loo Ausschau. Zu seiner Erleichterung schloss sein Freund kurze Zeit später laut klappernd zu ihm auf. Besorgt sah Timothy zu Loo hinüber. Sein Klappstuhl machte den Eindruck, als ob er die unruhige Fahrt nicht lange überstehen würde. Der kleine Color hatte die Füße fest unter den Stuhlbeinen verhakt, alles andere hopste wie ein Flummi auf und ab.
    »Alles klar bei dir, Loo?«
    Sein Freund grinste über beide Ohren, die Fahrt schien ihm sichtlich zu gefallen. »Na – wie isses? Das schüttelt einen richtig durch, was?«, rief er stoßweise zu Timothy hinüber.
    »Fühlt sich an, als würde man mit einem Auto über Schienen holpern«, brüllte der Junge zurück.
    »Ich dachte, ihr nehmt dafür Züge. Geht das jetzt auch mit Automobilen?«
    »Nein, ich bin mal …«, brüllte Timothy zurück, doch sein Gefährt nahm die nächste Biegung, und Loo schien ihn nicht mehr hören zu können. Einen Moment später fuhr sein Freund mit leiser werdendem Klappern wieder hinter ihm her.
    Allmählich wurde die Fahrt ruhiger. Anscheinend hatten sie die schlechte Adresse hinter sich gelassen, denn die Stühle glitten nun sanft durch einen gewissenhaft ausgeschachteten Tunnel. Tropfenförmige Lampions erhellten die Röhre, und in regelmäßigen Abständen sah Timothy großflächige Wandbemalungen an sich vorbeiziehen, die Landschaften mit Wäldern und Tälern zeigten, wie sie die Lemuren seit über tausend Jahren nicht mehr gesehen hatten.
    Gerade als Timothy sich entspannt zurücklehnen wollte, schoss ein Ohrensessel einige Meter vor ihnen aus einem Seitengang. Auf ihm reiste eine kleine, rothaarige

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