Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)
Lex Leihgebühr zahlte. Timothy sah Loo an, wie maßlos er sich über die Geldausgabe ärgerte, und fragte sich unwillkürlich, womit Loo sein Geld verdiente. Sollte Timothy seinen Freund danach fragen? Sie waren eben auf dem Weg zu einem der abgehenden Tunnel, als ihnen plötzlich ein wunderbarer Duft in die Nase stieg, und Timothy vergaß seinen Gedanken fürs Erste. Abrupt blieb er stehen und drehte sich schnüffelnd nach allen Seiten.
»Ist ja abgefahren«, staunte er, als er dem Geruch auf die Spur gekommen war. Am Ausgang stand ein feuerspeiender Valide, der soeben eine Portion Nüsse für eine greise Lemurin röstete.
»Panonüsse! Du gütiger Dan, ich habe ewig nichts gegessen.« Abrupt blieb Loo stehen und stierte mit seinen großen Telleraugen den Leckereien nach, die die Greisin unverhohlen in ihren Mund stopfte.
Auch Timothy lief das Wasser im Mund zusammen. Er meinte, nie zuvor etwas so Köstliches gerochen zu haben.
»Na, soll ich euch jungen Spunden auch ein paar Panonüsse rösten?« Der Verkäufer lächelte zuvorkommend. Dabei rührte er unablässig in einem bauchigen Glas, in der eine zuckrig-klebrige Flüssigkeit mit zahllosen Panonüssen schwamm.
Loo wühlte verzweifelt in seinen vielen Taschen, brachte jedoch nicht mehr als ein paar Krumen hervor. Er sah seinen Freund mit schlechtem Gewissen an. »Vielleicht könnten wir von deinem Geld eine Portion für uns zwei?«
Timothy hatte Loo nie gefragt, ob er gut auskam oder womit er sein Geld verdiente. Plötzlich schämte er sich dafür, und es war ihm peinlich, dass er Loo nicht weiterhelfen konnte. »Selbst wenn ich Geld hätte – du weißt doch, unsere Münzen …«
»Nein nein – du hast Geld! Jede Menge sogar«, fiel Loo ihm ins Wort. »Ach du karierter Gobbel – das weißt du ja noch gar nicht! Die Ältesten haben uns, das heißt eigentlich dir, sechstausend Lex zur Verfügung gestellt. Das Meiste davon ist natürlich bei Kliddels. Aber eine kleine Summe …«, Loo ließ ein paar blankpolierte, dunkle Holzscheiben in seine Hand gleiten, in die allesamt das Wappen der Lemuren gebrannt war.
Timothy verstand nicht. Wieso sollte ihn jemand mit Eichenscheiben überhäufen? Was war Kliddels? Und warum hatte Loo ihm, wie immer, nichts davon erzählt?
»Was kann man sich denn für sechstausend Lex kaufen?«, fragte er schließlich.
»Für sechstausend Lex? Pah! Alles! Ich meine, du kannst dir wahrscheinlich n ganzes Haus leisten oder auch zwei, das kommt auf die Lage an. Oder etwa zwölftausend Portionen Panonüsse.«
»Dann nehmen wir zwei große Portionen!«, sagte Timothy entschlossen und sah erwartungsvoll zu dem Verkäufer hoch.
Der griente breit. »Sehr wohl – zwei große Portionen für die jungen Herren.«
Der mächtige, schwarze Röstofen war so heiß, dass er am Fuß glühte. In ihm knackte und bollerte es, kleine Flammen züngelten aus der trompetenförmigen Öffnung, auf der ein feiner Rost glühte. Schon ließ der Verkäufer eine bauchige Kelle voll der zuckrigen Nüsse auf den heißen Rost gleiten. Zischend und knisternd kandierten sie in kurzer Zeit zu herrlich duftenden Leckereien. Nach ein paar Mal wenden schwenkte der Lemur den Rost geschickt durch einen honigfarbenen Saft, der in einem zweiten Kessel brodelte.
Inzwischen hatten sich einige Schaulustige um den Stand versammelt. Besonders die Kleinen drängten sich, so dicht es die Hitze zuließ, heran und sahen mit geweiteten Augen zu dem Panonussverkäufer empor. Dieser strich seinen langen Bart sorgsam glatt und nahm einen großen Schluck klarer Flüssigkeit, die er gegen eine brennende Fackel spie. Die honigsüße Köstlichkeit flammte golden im Strahl des Feuers auf, den der Valide kräftig prustend aus seinem Mund ausstieß. Die Zuschauer wichen mit einem »Aaaaah« nach hinten, als ihnen die plötzliche Hitze entgegenschlug.
Der Verkäufer schien amüsiert. »Noch ein bisschen Puderzucker darüber gestäubt – und fertig! Lasst es euch schmecken, Jungs.«
Lächelnd reichte er Timothy zwei kegelförmige Tüten, randvoll gefüllt mit dampfenden Panonüssen.
Timothy fand sie wunderbar.
»Sag mal, was ist das eigentlich mit den sechstausend Eichenscheiben?«, fragte Timothy kauend, in der Hoffnung, wenigstens eine seiner Fragen beantwortet zu bekommen.
Die Freunde saßen auf einer Steinbank und ließen sich die Delikatesse schmecken, während die absonderlichsten Passagiere an ihnen vorbei zogen.
»Das sind keine sechstausend Eichenscheiben, sondern
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