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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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sechstausend Lex«, antwortete Loo mit vollen Backen. »Jeder Lex hat verschieden viele Ringe. Sie bestimmen den Wert einer Eichenscheibe.« Zur Anschauung beförderte er einen Lex aus seiner Tasche, den er geschickt zwischen den Fingern drehen ließ. »Dieser Lex zum Beispiel hat dreißig Ringe. Der Einfachheit halber sagen wir ein Lex zu drei Ringen. Auf der Plaza, direkt vor Kliddels, steht der größte Lex im gesamten Lemurenreich, mit über tausend Ringen. Er stammt noch aus der Zeit vor der Verbannung, aber niemand würde ihn heute als Zahlungsmittel akzeptieren.«
    Als er Timothys unzufriedenen Blick sah, fügte er rasch hinzu: »Hey – tschuldige, aber ich kann dir echt nicht mehr sagen. Den Rest muss dir der Ältestenrat erklären. Ich hatte lediglich die Aufgabe, dir unsere Provinz zu zeigen und dich über Sitten, Gebräuche und Gefahren aufzuklären.«
    »Das ist dir richtig gut gelungen. Ich habe quasi gar keine Fragen mehr.«
    »Dann ist es ja gut, ich dachte schon, ich hätte mich mitunter etwas kurz gefasst. – Boah, ist das lecker!«
    Loo stopfte sich die letzte Panonuss in den Mund und schielte gierig zu seinem Freund hinüber, der noch nicht einmal die halbe Tüte geleert hatte.
    »Nö, Loo, echt nicht.« Timothy rückte ein Stück ab und legte die Tüte vorsichtshalber auf die andere Seite. »Erstmal erzählst du mir, was es mit dem Ältestenrat und den Eichenscheiben auf sich hat. Und das mit Godo hast du mir auch noch nicht erklärt!«
    Loo sah Timothy schuldbewusst an. »Ist alles ziemlich verwirrend für dich, oder?«
    Timothy nickte.
    »Wie ist das Meer?«, fragte Loo unvermittelt.
    »Das Meer? Ich verstehe nicht. Wie meinst du das?«
    »Ich würde so gern einmal das Meer sehen. Es soll phantastisch sein«, schwärmte Loo. »Wie fühlt es sich an?«
    »Na ja, ich habe es nur einmal als Kind gesehen«, gestand Timothy. »Es ist kalt, oft zumindest – und nass. Ja, sehr nass sogar – und … und … es ist wirklich schwer zu beschreiben. Man muss es einfach spüren, wenn … wenn das nasse, das sehr nasse Wasser …«
    »Ja, es ist schwer zu beschreiben«, murmelte Loo.
    Eine Weile schwiegen sich beide an. Dann lachte der Color wieder und sprang voller Tatendrang auf. »Pass auf, mein Freund, wir werden jetzt zu dem Haus meiner Eltern gehen, und dann schläfst du dich erst mal richtig aus. Du musst ja so müde wie ein Tarp sein. Morgen sollten wir allerdings früh aufbrechen, um den Ältestenrat aufzusuchen. Man darf ihn nicht unnötig warten lassen; er wird dir sicherlich viele deiner Fragen beantworten – vertrau mir.«
    Timothy war tatsächlich hundemüde, doch alles war so fremdartig und verwirrend, dass er sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte zu schlafen. Abgesehen davon, dass … »Ich muss bald zurück, Loo, und schlafen kann ich sowieso nicht. In einigen Stunden wird Elsa mich wecken. Heute soll der neue Hauslehrer kommen und ich …« Timothy stockte. Er konnte sich nicht vorstellen, in Kürze in die vergitterte Villa zurückzukehren und seinen Tag mit Elsa und einem weiteren Hauslehrer zu verbringen, in der Hoffnung, Loo alle paar Monate zu sehen. »Die Schlüsselblume hat eben alles verändert …«
    Loo sah ihn verständnislos an. »Die Zeitumstellung! Hör mal, Timothy, willst du mir vielleicht weismachen, dass du dich daran nicht mehr erinnerst? Wir haben noch knapp acht Tage!«
    »Acht Tage? Wie jetzt? Ich dachte, mit Zeitumstellung meinst du, dass es hier einige Stunden früher oder später wäre. Wie spät ist es jetzt?«
    »Es ist eine Hora vor Zenit, also früher Mittag, und wenn du in acht Tagen zurückkehrst, wird es etwa neun Uhr morgens in deiner Welt sein, Zeit zum Aufstehen!«
    Timothy sah seinen Freund verdutzt an. »Dann vergeht die Zeit hier also …«
    »Vierundzwanzig Mal langsamer«, ergänzte Loo.
    Am Ausgang drängten sich die meisten Passagiere zur Plaza hinauf. Einige stiegen auch auf andere Schienen um und verschwanden in den Seitengängen. Loo zog Timothy in einen weniger lebhaften Tunnel, der sich, von Pfeilern gestützt, durch das Erdreich wand. Der Weg führte unter der Via Aurea hindurch direkt zu Loos Haus und stellte eine nützliche Abkürzung dar, wenn man bereit war, ein gewisses Einsturzrisiko in Kauf zu nehmen. Loo hielt es für überschaubar und war dankbar, nicht die Plaza überqueren zu müssen. Der Platz war für jeden Lemur ein Schauspiel, und der Anblick hätte Timothy sicherlich vollends überfordert.
    Als sie um die nächste

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