Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)
versetzte. Dem Gewinner winkte nicht nur ein Jahr in Ruhm und Ehre sondern auch die enorme Summe von fünftausend Lex.
Die Bevölkerung war so sehr mit den Vorbereitungen beschäftigt, dass der Wettbewerb sogar zeitweise die unheilvollen Geschehnisse in den Hintergrund rückte. Seit dem Validen Godo hatte es ohnehin, den Feen sei Dank, keinen kristallinen Zwischenfall mehr gegeben. Es war, als hielte das Böse die Füße still, und Ladomir konnte sich noch so oft zu Ruhe rufen, er wurde das Gefühl nicht los, dass der Botschaft auf dem Pergament etwas folgen würde.
Und kurz vor Mittag tat sich tatsächlich etwas Ungewöhnliches. Ein Crucio betrat Lados Allerlei. Diese Gattung gehörte nicht zu seiner typischen Kundschaft. Sie interessierten sich nicht für Einkäufe oder dergleichen Banalitäten. Doch jetzt stand einer vor ihm, bleich und hager, und ließ seinen Blick aufmerksam durch den Raum schweifen, bevor er sprach: »Ich habe gehört, man könne bei Euch besondere Bücher erwerben?«
Er will ein Hexenbuch , dachte Ladomir erschrocken. Wieso kommt ein Crucio persönlich? Warum schickt er niemanden? Er mag keine Menschen, so viel steht fest, sonst würde er kein Hexenbuch verlangen … Ladomir musterte seinen Kunden misstrauisch. Bei Paxus, ich glaube, er gehört zum Rat! Ein Ältester? Was kann er nur wollen?
Ladomir entschied, Vorsicht wäre besser als Nachsicht, und blickte sich fahrig um. »Wir haben viele besondere Bücher, mein Herr«, meinte er schließlich und beförderte eine verstaubte Kladde zutage. »Hier zum Beispiel das Werk Petit Fours und andere süße Kleinigkeiten , verfasst und illustriert von Proxius von den Dan. Das Letzte im ganzen Lemurenreich«, unterstrich er geschäftsmännisch. »Oder sucht Ihr etwas weniger Kulinarisches?«
Ladomir versuchte, ein unverfängliches Lächeln aufzusetzen, was jedoch mehr zu einem schiefen Grinsen geriet.
»Ich dachte an etwas, das lebendiger ist. Etwas, das … unterhaltsam sein könnte.«
Der Crucio machte sich nicht die Mühe, seine Stimme zu senken. Er sah Ladomir auf eine Weise an, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Er will mich zwingen! Er benutzt seine Gabe! , dachte Ladomir panisch und warf einen schnellen Blick durch die großen Glasscheibe auf die Händlergasse. Niemand schien sich für sein Geschäft zu interessieren.
»Mir wurde vor einigen Tagen eines dieser fürchterlichen Hexenbücher als Pfand hinterlegt«, meinte er ergeben. »Ich glaube nicht, dass die Schuld noch ausgelöst wird. Ich wäre froh, wenn jemand dieses grauenhafte Werk für mich … äh … entsorgen könnte?« Der Color schaute ängstlich zu seinem Kunden empor. Als dieser keine Miene verzog, fügte er schnell hinzu: »Könntet Ihr diese Aufgabe vielleicht übernehmen? Ich würde Euch auch deutlich im Preis für das andere Buch entgegenkommen.«
Auf dem Gesicht des Crucio zeichnete sich ein zufriedener Ausdruck ab. »Wenn ich es mir recht überlege, wäre Petit Fours doch ein gutes Geschenk für meine Frau. Ich nehme es«, meinte er und ließ eine äußerst großzügige Summe auf den Tresen kullern. »Und Euer Hexenbuch werde ich gerne entsorgen lassen.«
»Das ist sehr großzügig«, versicherte Ladomir schnell, ehe er die fünfzig Lex einstrich.
Kurz bevor sein Kunde durch die Wand verschwand, wendete er sich matt lächelnd nochmals dem Händler zu. »Für den Fall, dass Ihr noch öfter solche verbotenen Werke als Pfand hinnehmen müsst, werde ich Euch regelmäßig besuchen. Ihr könnt Euch dann meiner Hilfe gewiss sein.«
Ladomir stand eine Weile unbeweglich da und dachte fieberhaft nach: War das eine Drohung? Hat er mir gedroht? Er wird wiederkommen! Er will, dass ich ihm mehr Hexenbücher beschaffe … Gütige Kletterwurzel! Vielleicht hat er das Pergament geschrieben. Was will ein Crucio, ein Ältester, mit Hexenbüchern?
Der Händler hatte ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Die normalen Liebhaber solch ketzerischer Literatur waren weniger durchgeistigt, weniger einflussreich. Sie saßen oft in den Hinterzimmern düsterer Kneipen und stimmten in die Schimpftiraden der Bücher über Menschen ein. Manche schmiedeten dabei den großen Plan, die obere Welt wieder an sich zu reißen, wenn es sein musste, auch mit Hilfe der in der Grotte lebenden bösartigen Pentraden. Wenn sie anderntags wieder ernüchtert und mit einem ordentlichen Kater erwachten, gingen sie schlechtgelaunt ihrer bescheidenen Tätigkeit nach, nur um den Tageslohn am Abend
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