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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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unsicher, auch wenn er Avy und Loo absichtlich irgendwo in den Händlergassen zurückgelassen hatte.
    Seit der unheilvollen Rabenbegegnung hatten seine Freunde ihn behandelt, als stünde er kurz vor seinem Ende. Loo wollte ihn stützen, und Avy fragte alle zwei Minuten: »Fehlt dir etwas?« oder »Bist du sicher, dass du in Ordnung bist?« In ihrer Fürsorge waren Loo und Avy sich so einig wie nie zuvor. Ständig steckten sie die Köpfe zusammen und tuschelten. Ab und an sprachen sie sich gegenseitig Mut zu. »Wir müssen nur auf ihn aufpassen«, versicherte Loo immer wieder, woraufhin Avy jedes Mal klagte: »Es kann noch nicht zu Ende sein.«
    Timothys Einwände straften beide mit einem »Der Rabe hat dich angesehen«-Blick ab. Dabei fühlte sich Timothy phantastisch! Es war, als wüchse er mit seiner Aufgabe. Als Loo und Avy gemeinschaftlich entschieden, das alles wäre seinen baldigen Tod nicht wert, er müsse das Lemurenreich schnellstens verlassen, tat er das Unmögliche: Er lief Loo davon.
    Plötzlich griff jemand nach seiner Hand. Timothy öffnete die Augen.
    »Will der junge Libere wissen, was ihm seine Zukunft bringt? Es wäre eine Ehre für uns, ihm aus der Hand zu lesen.«
    Timothy blickte auf einen kleinen, zerlumpten Glunz.
    »Wer ist uns ?«, fragte er und sah sich nach weiteren um.
    »Wir!«, gab der Glunz zurück. »Wir sehen höchst interessante Linien.« Es war ihm anscheinend unmöglich, nur von sich zu sprechen.
    Timothy musste sofort an den Raben denken. »Nein danke«, sagte er unwirsch, entzog dem Wicht seine Hand, drehte sich um und ging.
    »NEIN!«, quiekte das Kerlchen auf. Es fing an zu laufen, wobei seine platten, nackten Füße ein klatschendes Geräusch machten. Es musste schreien, damit Timothy ihn noch hörte. »Eure Hand zeigt die Linie des Schicksals! Das ist selten, sehr selten sogar. Und«, der Glunz stockte und wand sich, so als würde es ihm Schmerzen bereiten, den Satz zu vollenden, »und sie kreuzt sich mit der des Raben.«
    »Wie meinst du das?« Timothy war stehen geblieben.
    Mit einem Satz stand der Glunz wieder vor ihm. »Ihr müsst uns in Eure Zukunft sehen lassen!«
    Timothy packte den Wicht an den Schultern. »Was, zum Teufel, ist mit diesem Raben?«
    Sofort riss der Winzling die Arme über den Kopf. Der kleine Körper bebte. »NICHT! Bitte schlagt uns nicht! Wir werden arbeiten!«
    Timothy ließ erschrocken seine Schultern los. »Meine Güte – nein! Ich … du musst keine Angst haben«, sagte er schnell und ging in die Hocke. »Keiner schlägt dich. Ich schlage dich nicht. Ich habe noch nie jemanden geschlagen.« Vorsichtig streckte Timothy die Hand aus.
    »Wirklich?«
    »Ganz bestimmt.« Timothy lächelte.
    Langsam ließ der Glunz seine Arme sinken. Die pechschwarzen Knopfaugen schielten ängstlich auf die gebotene Hand.
    »Der Rabe ist der Bote des Todes«, hauchte er und trat näher heran. »Seht! Der Schnabel, das Auge und die Flügel.«
    Zögernd fuhr er mit seinen winzigen Fingern einer Linie nach. Timothy sah auf seine Handfläche. Mit viel Phantasie hätte jeder dort einen Vogel erkennen können, aber ein Eichhörnchen ebenso.
    »Der Rabe ist ein seltener Halb-Dämon«, fuhr der Glunz fort. Dabei durchwühlte er seine ausgebeulte Tasche. »Seit die Hexen fort sind, existieren nur noch wenige von ihnen. Aber wir glauben, dass ihre Seelen weiter in den Raben wohnen.«
    Timothy sah verdutzt auf die Vielzahl kleiner Flaschen, die der Glunz nach und nach zu Tage förderte. Ähnliche hatte er bei dem verrückten Apotheker gesehen, gleich nachdem er aus dem Portal getreten war.
    »Bedeutet das, dass ich gleich sterben werde? Oder kann ich vorher noch was essen?«, fragte er spöttisch, wobei ihm flauer zumute war, als er sich gab.
    »Es kann noch Annoten dauern oder nur Diare«, sagte der Glunz ernst. »Der Rabe allein bedeutet nur, dass Ihr durch etwas dem Tod geweiht seid, das bereits seinen Lauf genommen hat. Alles andere hängt davon ab, wo sein Auge Eure Schicksalslinie kreuzt.«
    »Na wunderbar.«
    »Es wird sich zeigen«, sagte der Winzling düster und träufelte eine hellgelbe Flüssigkeit auf.
    »Au! Verdammt!« Erschrocken zog Timothy seine Hand zurück. Ein stechender Schmerz zog seinen Arm hinauf. Hektisch wischte er die Flüssigkeit an seinem Gewand ab. »Was ist das?«
    Der Glunz sah ihn ungerührt an. »Gleich vorbei. Wir wissen, was wir tun.«
    Doch es wurde schlimmer: Jetzt brannte es wie Feuer. Timothy sah sich hektisch nach allen Seiten um. Wasser!

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