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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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gesprochen hast, Loo.«
    Loo blickte seinen Freund entgeistert an. »Das stimmt, das ist absolut logisch! Wieso bin ich … Oh Mann, ich wusste, du bist genial! Avy, er ist genial, oder?«
    Avy machte große Augen und plötzlich glitzerte sie so sehr, dass selbst die dämmrige Gasse von funkelnden Lichtreflexen überzogen wurde. »Das würde ja bedeuten, dass wir nur zu dem Ort fahren müssten, an dem die ersten Verbannten gelebt haben«, sagte sie heiser.
    »Wo waren denn die ersten Lemuren nach der Verbannung?«, fragte Timothy, während sie in einen noch schmaleren Gang abbogen.
    »Na ja, zuerst waren sie in den Katakomben. Aber – nein …« Loo schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass in den Katakomben noch etwas zu finden ist. Wir mussten sie mal auf ner Campreise besuchen. Es ist echt öde dort. Steine, Steine, Staub und Steine. Jeden einzelnen davon haben sie umgedreht und nummeriert. Da gibt's bestimmt nichts mehr zu finden.«
    »Ich glaube auch nicht daran«, meinte Avy. »Es wäre zu einfach. Aber danach wurde die Provinz Lin Noma gegründet.«
    »So ein Blödsinn. Es war Zompan. Die erste echte Provinz war Zompan!«, empörte sich Loo.
    »Du hast in Lemurenkunde wohl nur geschlafen, Loo von den Coloren. Es war Lin Noma!«, ereiferte sich Avy.
    »Ich bin mir sicher, dass es Zompan war! Das weiß doch jeder!«, beharrte Loo.
    »Ich wette«, Avy kramte aus ihrer Tasche einige Eichenscheiben hervor und hielt sie Loo unter die Nase, »drei Lex zu zwölf Ringen, dass es Lin Noma war. Wir sollten uns in diesem Punkt sicher sein, bevor wir – am falschen Ort suchen«, meinte Avy mit plötzlich gesenkter Stimme.
    »Wieso flüsterst du?«, fragte Loo.
    »Mich würden keine zwölf Tarpe in dieses Haus bringen«, raunte sie statt einer Antwort und unterdrückte ein Schaudern. »Wie kann man sich bloß einen Raben als Wächter halten?«
    Loo sah sich hektisch um. Mit einem Kopfnicken deutete Avy auf den Vogel, der pechschwarz in seiner Wächternische kauerte, er starrte zu der Gruppe herüber.
    »Der Todesbote«, keuchte Loo, aus seinem Gesicht wich sämtliche Farbe. Mit einem Satz war er bei seinem Freund und zog ihn auf die andere Seite der Gasse. »Er beobachtet dich, Timothy – er blickt dich direkt an!«
    Timothy wusste nicht, wie er reagieren sollte. Zurückgucken? Weglaufen? Dem Vogel das Genick brechen? Der Rabe machte ihm Angst. Das hieß, eigentlich bereitete Loo ihm die Angst, der sich im Seitwärtsgang an der Wand entlang drückte, ohne den Wächter aus den Augen zu lassen.
    Auch Avy verhielt sich merkwürdig. Als sie einen Moment später um die Ecke bogen, stieß sie einen pfeifenden Ton aus, als hätte sie die ganze Zeit über die Luft angehalten.
    »Der Todesbote? Das ist ein Scherz, oder? Das meint ihr nicht ernst!« Unruhig blickte Timothy von einem zum anderen. Aber keiner der beiden erwiderte etwas, stattdessen sahen sie betroffen zur Seite.

Kapitel VI
    Trutzenanische Blattern
    Ladomir zog die drei Pergamentrollen aus dem Postkorb und verschwand brummelnd durch die Tür in Richtung Arbeitszimmer. Wie fast alle Räume des Hauses konnte auch das Büro nicht auf direktem Wege erreicht werden. Massives Granitgestein hatte eine sinnvolle Anordnung der Räume verhindert. Im Gegenzug hatte Ladomir es zu einem Schnäppchenpreis erhalten. Mit den Pergamenten unter dem Arm ging er in die Knie und krabbelte eine Röhre entlang, die in sein Allerheiligstes führte. Das letzte Stück verlief mit leichtem Gefälle, und an feuchten Tagen schlidderte der Hausherr kopfüber in sein Büro.
    Seine Frau war aus diesem Grund seit Annoten nicht mehr dort gewesen. Ladomir fand es gut so. Er hätte mit keinem anderen Raum in seinem Haus tauschen mögen. Da das Arbeitszimmer über keine Fenster verfügte, entzündete er eine der schwebenden Laternen, bevor er sich auf den ausgestopften Jutesack fallen ließ. Auf dem Boden stand eine Karaffe mit sämig grünem Inhalt. Der Händler angelte danach, zog den Korken mit den Zähnen heraus und nahm einen kräftigen Schluck.
    Dann betrachtete er die Pergamentrollen neben sich. Nur eine trug ein Siegel, die anderen wurden von einem dünnen Band gehalten.
    »Mal sehen«, murmelte er und drehte das Pergament mit dem Siegel in das Licht. »Gütiger Dan, der Ältestenrat …«
    Ladomir strich mit dem Finger über die verschlungenen Thymianzweige. Er brach das Siegel, dessen Farbe sich augenblicklich von Schwarz in Rot wandelte. »Was, zum Oimach, wollen die denn jetzt noch?

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