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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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Kälte! Irgendetwas, das den Schmerz linderte … Da sah er den Brunnen in der Mitte des Platzes. Er wollte rennen, doch der Glunz griff nach seinem Handgelenk und hielt es fest. Er war erstaunlich stark. Bevor Timothy sich losreißen konnte, ließ der Schmerz schon nach und verschwand, so schnell, wie er gekommen war, und zurück blieben wenige feuerrote Linien. Entsetzt starrte Timothy auf einen Raben, dessen Kontur ihm gestochen scharf entgegenleuchtete.
    »Wer hätte das gedacht«, murmelte der Winzling und deutete auf die Schicksalslinie. »Genau an ihrem Ende. Das ist gut. Das ist sehr gut!«
    »Wann?«, fragte Timothy, dem die ständigen Andeutungen gehörig gegen den Strich gingen.
    »Erst wenn Euer Schicksal sich erfüllt hat«, prophezeite der Glunz.
    »Das liegt an mir, oder?«, trotzte Timothy. »Was, wenn es sich niemals erfüllt?«
    »Schicksale erfüllen sich immer, sonst wären es keine Schicksale«, erwiderte der Glunz etwas ungehalten und verstaute seine Fläschchen in der Tasche. Plötzlich blickte er seinen Kunden fassungslos an.
    »Keine Lex? Ihr habt keine Lex in den Taschen? Auf der Plaza ohne Lex?«
    »Hey, Moment mal … wolltest du mich etwa beklauen?«, fragte Timothy ungläubig.
    »Wir nehmen auch Zucker«, antwortete der Glunz, seinen Blick fest auf den Boden geheftet. »Oder einen Platz zum Schlafen?« Unsicher schielte er nach oben.
    Timothy überkam mit einem Mal Mitleid mit dem Kerlchen, wie es so dastand in zerlumpten Kleidern, die um den kleinen Körper schlotterten, die Haare verfilzt mit zwei pechschwarzen Knopfaugen, die ihn flehend anblickten.
    Mitleid ohne Hilfe ist wie Kuchen ohne Sahne, hatte Avy gesagt.
    Timothy tätschelte dem Wicht über seinen blauen Schopf. »Ich weiß ja noch nicht mal, wie du heißt«, sagte er; immer noch ein wenig erbost darüber, fast von ihm bestohlen worden zu sein.
    »Wir haben keinen Namen. Alle Glunze haben keine Namen. Glunze sind nur blau oder grün oder orange oder gelb oder pinkfarben. Manche sind auch lila oder braun oder türkis …«
    »Schon gut!« Timothy musste lachen. »Prinzip verstanden! Aber Blau kann ich dich trotzdem nicht nennen. Da müssen wir uns in jedem Fall noch etwas einfallen lassen.«
    »Ein Name? Ihr wollt uns einen Namen geben?« Die helle Stimme bebte vor Aufregung, und ohne Vorwarnung quollen dicke Tränen aus seinen Glunzäuglein. »Wir werden beste Freunde sein«, schluchzte der Glunz. Er hatte seine kleine, dreckige Hand in die Timothys gelegt und sah mit unverhohlener Zuneigung zu ihm auf. »Wir weichen Euch nicht mehr von der Seite, bis sich Euer Schicksal erfüllt!«
    Timothy musste schlucken. Was hatte er da nur angerichtet?
    Am anderen Ende des Platzes sah er plötzlich Loo aus den Händlergassen schießen, zumindest vermutete er, dass es sein Freund war, der durch die Menge sauste. Timothy brauchte nur der zur Seite spritzenden Menge folgen, um zu erkennen, dass Loo die Plaza im Zickzack nach ihm absuchte. Er blickte auf die kleine Glunzhand in seiner und grinste. Loo würde begeistert sein.
    »Wo schlafen wir heute Nacht?«, fragte sein neuer Begleiter auch prompt.
    »Weißt du, blauer Glunz, ich glaube, es ist besser, wenn ich dich erst mal meinen Freunden vorstelle.«
    »Wir haben noch mehr Freunde?«, rief der Glunz. »Wir haben solches Glück, Euch getroffen zu haben! Jetzt haben wir Freunde, einen Schlafplatz und auch einen Namen. Wie heißen wir?«
    »Dibs«, sagte Timothy. Es war ihm eben eingefallen und er fand, es passte.
    · ~ ·
    Als Ladomir aus der Röhre krabbelte, trat er auf etwas Kaltes, Rundes, das ihn prompt aus dem Gleichgewicht brachte. Strauchelnd suchte er Halt, lehnte sich benommen gegen die Wand, blieb an einem rostigen Nagel hängen und fand sich einen Moment später auf dem Boden wieder.
    »Bei den Hexen!«, fluchte er und griff nach der Flasche, die vor seiner Nase zum Stillstand gekommen war.
    »Weib? Willst du mich umbringen? Was ist das für ein Gesöff vor meiner Röhre?«
    »Das ist von Timothy!«, rief seine Frau aus dem Wohnzimmer herüber. »Ein Gastgeschenk. Ein sehr guter Jahrgang, meint Loo. Ganz neu!«
    »Vom Menschen?«
    »Natürlich vom Menschen, der im Übrigen einen Namen hat!«, brüllte seine Frau zurück. Ladomir hörte ihre Stimme näher kommen und warf einen prüfenden Blick auf das Etikett. Er pfiff anerkennend, drehte die Flasche, um den Korken mit gleichmäßigen Hieben auf ihre Kehrseite Stück für Stück herauszutreiben. Er kannte nicht weniger als

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